Das Internet hat jede Möglichkeit von Marktforschung, Marktbeobachtung, Konkurrenzbeobachtung gigantisch erweitert. Kein Wunder, dass hier auch ein neues Berufsbild entstanden ist, das in Deutschland noch relativ unbekannt ist: „Competitive Intelligence“ – kurz CI. Für die großen Unternehmen in Deutschland ist es schon eine Selbstverständlichkeit, Spezialisten einzusetzen, die die Konkurrenz überwachen, doch bisher gibt es für kleinere Firmen erst wenige Agenturen und Unternehmensberatungen, die Competitive Intelligence-Dienstleistungen anbieten. Man schätzt die Zahl derer, die in diesem Bereich arbeiten, in Deutschland auf etwa 5.000. Doch was tut so ein CI-Spezialist?
90 Prozent der Arbeit findet am Schreibtisch statt, schreibt Weltonline. Einen Großteil der Recherchen übernehmen Webcrawler, die das Internet nach relevanten Informationen zu Wettbewerb und Branche durchforsten. Stellenanzeigen geben Aufschluss über Erweiterungen und Innovationen, soziale Netzwerke sind eine Fundgrube für Meinungen über Unternehmen, Arbeitgeber und Produkte. Konferenzen, Kooperationen, offizielle Stellungnahmen und überhaupt sämtliche Arten von News sind eine Fundgrube, um die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken, den Vertrieb zu optimieren, Trends zu entdecken und das Marketing zu unterstützen: Produktpolitik, Preispolitik, Distribution und Kommunikationspolitik profitieren enorm von Competitive Intelligence.
Die CI-Agenten beschränken sich natürlich nicht auf die Webrecherche. Zusätzlich werden Telefonate geführt mit Mitarbeitern, Bewerbern, Stakeholdern und anderen Quellen, die relevante Informationen haben könnten. Dabei werden – wie bei Detektiven üblich – auch verdeckte Ermittlungen durchgeführt. So kann es durchaus sein, dass ein CI-Agent sich als Student ausgibt, der Informationen für seine Bachelor-Arbeit erfragt.
Die letzten 10 Prozent der Aufgabe passieren dann abseits vom Schreibtisch. In anderen Ländern wie den USA oder China gibt es spektakuläre Fälle, wo CI-Agenten den Müll eines Konkurrenten durchwühlt haben oder einen Manager in der Hotelbar unter Vorspiegelung falscher Identität zu später Uhrzeit ausgefragt haben.
Zwischen Competitive Intelligence und verbotener Wirtschaftsspionage liegt nur ein schmaler Grad. Und selbst, wenn die Methoden noch legal sind, kann es eine PR-Katastrophe werden, wenn renommierte Unternehmen ihren Wettbewerber ausspähen oder seine Mitarbeiter ausfragen.
CI-Spezialisten sind Quereinsteiger – häufig BWL’er, Journalisten oder Ingenieure. Doch viele haben auch ähnliche Biografien wie Detektive – nur eben mit digitaler Kompetenz. Also wirklich ein interessantes neues Berufsfeld, das sicher in den nächsten Jahren auch in Deutschland viele Agenturen und Spezialisten hervorbringen wird. Ob sich allerdings die Bezeichnung Competitive Intelligence bei uns etablieren wird, bleibt abzuwarten. „Konkurrenzbeobachtung und Marktforschung mit digitalen Mitteln“ ist vielleicht als Longtail-Keyword für StartUps in diesem Bereich geeignet, das muss wohl erst mal reichen, um Kunden dafür zu finden.
Quelle vom 15.8.16: Weltonline über die mächtigen Geheimdienste, die Konkurrenten ausspähen