Sozialer Aufstieg in Deutschland dauert im Durchschnitt 150 Jahre

Von 100 Kindern, die aus nicht-akademischen Haushalten stammen, beginnen nur 25 ein Hochschulstudium. Haben die Eltern studiert, studieren 80 Prozent der Kinder. Bei Eltern ohne Berufsabschluss finden nur 8 von 100 Kindern den Weg an eine Hochschule.

OECD-Studie zur sozialen Mobilität

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Liegt es mangelnder Intelligenz oder mangelnder Leistungsbereitschaft, dass Kinder aus armen Familien in der Regel arm bleiben? Die OECD hat 2018 in einer Studie ermittelt, dass es in Deutschland in der Regel sechs Generationen dauert (rund 150 Jahre), bis die Kinder aus einkommensschwachen Familien ein Durchschnittseinkommen erreichen.

Im OECD-Durchschnitt sind es viereinhalb Generationen, in skandinavischen Ländern zwei bis drei Generationen, bis die Nachkommen ein Durchschnittseinkommen erzielen. Damit liegt Deutschland auf einem Niveau wie China oder Indien. Sogar die USA stehen in der sozialen Mobilität besser da.
Institut der Deutschen Wirtschaft: OECD bescheinigt Deutschland nach einer geringen Bildungsmobilität nun auch eine geringe Einkommensmobilität

Ursachen der sozialen Ungleichheit in Deutschland

Laut OECD sind das dreigeteilte Schulsystem, die niedrigen Löhne, der zögerliche Ausbau der Kinderbetreuung und die relativ hohe Langzeitarbeitslosigkeit Hauptursachen für die geringe soziale Mobilität.

Selbstständigkeit als Weg?

Was auch immer verantwortlich ist für die extreme Klassen-Undurchlässigkeit, es gibt einen Weg, der nicht nur für Migranten in den Jahren der Einführung der Hartz-Gesetze den sozialen Aufstieg und den Ausweg aus Niedriglohn, ständiger Arbeitslosigkeit und staatlicher Alimentierung bedeutete: die Existenzgründungs-Förderung.

2004 habe ich aus einem Projekt heraus eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gemeinsam mit großartigen Mitstreitern ins Leben rufen können. Damals gab es sehr gute Förderprogramme für Menschen, die sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig gemacht haben – in unserer Organisation fast ausschließlich aus ALG I heraus.

Wir haben rund 600 Gründungen begleiten können, von denen so gut wie niemand zurück in die Arbeitslosigkeit fiel. Unsere Mitglieder gründeten zwar keine erfolgreichen Unternehmen mit wachsenden StartUps, doch sie wurden gute Vorbilder für ihre Kinder und Enkel, da sie aus eigener Kraft, mit Selbstwirksamkeit und Fleiß, ihre berufliche Zukunft aufbauten.

Dann, ab 2008, liefen die Förderprogramme aus bzw. wurden so sehr verringert, dass die Gründungsquote aus der Arbeitslosigkeit in den Keller ging.

Meiner Erfahrung nach ist der Stolz, aus eigener Kraft seine Familie ernähren zu können, noch wichtiger als ein guter Schulabschluss. Gerade Langzeitarbeitslose verlieren schnell allen Mut und alle Kraft, etwas an ihrem Schicksal zu ändern.

Selbstverständlich ist die Betreuung der Kinder durch ein ganztägiges, auf gezielte Förderung aufgebautes Kita- und Schulsystem das Beste, um die soziale Ungleichheit zu verringern, doch die staatliche Förderung von beruflicher Selbstständigkeit ist ein  Weg für Erwachsene, sich aus Armut und Perspektivlosigkeit zu befreien.

Je länger sich Langzeitarbeitslosigkeit hinzieht, desto geringer sind die Chancen, sich aus eigener Kraft daraus zu befreien. Arbeitslosigkeit und andauernde Alimentierung durch den Staat macht krank – nicht grundlos haben Menschen mit niedrigem sozialen Status eine weitaus geringere Lebenserwartung (bei Männern 8,6 Jahre – bei Frauen 4,4 Jahre) als Menschen mit hohem Sozialstatus.
Verband der Gründer und Selbstständigen: Sozialer Aufstieg: Selbstständige bringen die Gesellschaft in Bewegung

90-minütige mdr-Dokumentation vom 22. Januar 2025 (verfügbar bis zum 26. Dezember 2026):
Das falsche Versprechen vom Aufstieg

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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