Anfang des Jahres 2017 sind Dennis Arntjen und ich mit unserem KMU-digital Büro in den CoWorking-Space WorkInn eingezogen – wunderschön mitten in der Dortmunder City über den Dächern der Stadt. Tim und Dörte Schabsky haben nun insgesamt vier Standorte in Dortmund – und nun begreife ich so langsam, wie überlegen das Konzept des gemeinsamen Arbeitens in unserem digitalen Zeitalter ist. Noch vor wenigen Jahren glaubte ich, CoWorking sei nur etwas für Freelancer, die ab und zu mal ihrem Homeoffice entfliehen wollen. Doch CoWorking bietet weit mehr als die persönliche, freundschaftliche Schiene. CoWorking heißt, gemeinsam Projekte entwickeln, Innovationen anstoßen, im kollegialen Disput den Spirit des „Ersten Tages“ zu bewahren und erfolgreich zu vermeiden, dass man in etablierte Unternehmensstrukturen abrutscht.
Wie Amazon Gründer Jeff Bezos schon vor wenigen Monaten sagte: Unternehmen von heute müssen sich die Kreativität und Flexibilität eines digitalen StartUps bewahren. Wie schnell beginnt man, überflüssige Routinen und Verwaltungsabläufe zu installieren, die den Handlungsspielraum einschränken und verlangsamen? Wie schnell verliert man den Anschluss an digitale Innovation in Produktentwicklung, Preispolitik, Distribution und Kommunikationspolitik, wenn man sich nicht ständig mit
anderen unternehmerisch Tätigen austauscht und sich in einem funktionierenden Netzwerk unterstützt?
Was Tim und Dörte Schabsky in den vergangenen Jahren in Dortmund aufgebaut haben, ist fantastisch. Nun wollen die Beiden den nächsten Schritt gehen und die ca 100 Mensch starke Community aus Co-Workern stärker in die Gestaltung einbinden. Sie haben uns alle unter dem Stichwort „CoWorking-Selbstverwaltung“ eingeladen, unsere Wünsche und Ideen einzubringen. Darum will ich mir in diesem Beitrag dem Thema widmen, wie so eine ideale CoWorking-Community aussehen könnte – und wie ich mir eine erfolgreiche Umsetzung vorstellen könnte.
Oberstes Gebot: „Gemeinsam Ziele erreichen“
Heute noch schrieb eine befreundete Social Media Expertin bei Facebook, dass ihr die Business-Community so viel bedeuten würde, da Familie und Privatumfeld manchmal nicht die richtigen Impulse für die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens geben könnten. Die Welt der Angestellten und „Freien“ unterscheidet sich so grundsätzlich, dass der Austausch der Selbstständigen untereinander zum existenziellen Grundbedürfnis wird. Ob Probleme mit der Sozialversicherung, dem Finanzamt, überfälligen, nicht bezahlten Rechnungen, technischen Herausforderungen, Personalproblemen… Immer wieder gibt es neue Probleme und Sorgen – Druck von vielen Seiten ist die Würze im Leben jedes Selbstständigen und unternehmerisch Tätigen. Der Austausch in der Community ist extrem wichtig.
Unternehmensziele: Innovativ bleiben und das Marketing optimieren
Sämtliche unternehmerisch Tätige wissen, dass sie ihre Innovationsstärke erhalten müssen. Denn im digitalen Zeitalter müssen
Unternehmer und Unternehmen sich ständig neu erfinden. Produktlebenszyklen werden immer kürzer, Kunden werden wählerischer, der transparente Markt verstärkt den Wettbewerbsdruck. Der passgenaue Marketing-Mix entscheidet über Erfolg und Scheitern. Zwar unterscheiden sich Unternehmer extrem in ihren Branchen, Größen, Märkten, Produkten und Strukturen, doch der Geist des Marketings verbindet sie alle. Heute lösen sich die „Kasten“ der unterschiedlichen Unternehmertypen auf, da die verschiedenen Stärken und Sichtweisen für jeden Einzelnen wichtig sind. In einem CoWorking-Verbund kann der Austausch lockerer und partnerschaftlicher funktionieren als in einem traditionelles Business-Netzwerk. Das hilft allen und verhindert die gefürchtete „Anbaggerei“ von Dienstleistern.
Räumliche und zeitliche Flexibilität: Der Business Marktplatz
CoWorker sind zum Teil fast täglich vor Ort, andere kommen nur wenige Tage im Monat – zum Beispiel, weil sie Meetings im CoWorking vereinbaren. So ist es jedes Mal eine Überraschung zu sehen, wer heute gerade vor Ort ist. Bei einem gemeinsamen Kaffee oder Mittagsmahl entwickeln sich neue Kontakte und ungezwungene Gespräche, die womöglich über Umwege zu gemeinsamen Projekten führen können. Die gemütliche und doch sehr professionelle Ausstattung in den vier Standorten des WorkInns ermöglicht es jedem Unternehmer, in einem der Besprechungsräume Geschäftspartner zu empfangen – die natürlich begeistert sind von der „jugendlichen“ Atmosphäre und der digitalen Ausstattung. CoWorking-Standorte machen neugierig und laden Jeden ein, sich dort willkommen zu fühlen. Immer ist etwas los und so ist Co-Working ein Symbol für das, woraus Marketing entstanden ist: Einem Marktplatz des friedlichen Austauschs von Angebot und Nachfrage.
Regelmäßige Netzwerktreffen: Community leben
Von allein passiert natürlich nicht so viel, wie alle Mitglieder einer Business-Community sich wünschen. Schnell entwickeln
sich Routinen und Cliquenstrukturen, die das lebendig offene Miteinander behindern. Um den oben genannten Zielen der Co-Worker gerecht zu werden, haben Tim und Dörte Schabsky von Anfang an viele Events und Angebote kreiert (zum Event-Kalender), um den Austausch zu fördern und die Innovationskraft zu fördern. Sehr beliebt sind die monatlichen Frühstück-Events, bei denen sich Co-Worker, Interessenten und Geschäftspartner treffen, sich untereinander kennen lernen und verbinden.
Was ich mir persönlich ergänzend wünsche, ist ein abendliches, standortübergrefendes monatliches Treffen, da ich morgens selten Zeit habe. Sich abends bei „Pizza und Bier“ auszutauschen, wäre eine wunderbare Gelegenheit, um kleine Vorträge zu halten bzw. zu hören und/ oder gemeinsam typische Probleme und Herausforderungen lösungsorientiert zu diskutieren. Gerade im Bereich Kommunikation und Werbung haben wohl alle Unternehmer immer wieder Weiterbildungsbedarf und können sich gegenseitig inspirieren und vernetzen.
Das CoWorker-Netzwerk: Freelancer entdecken
Des Weiteren wünsche ich mir, auf einen Blick eine Übersicht zu allen Co-Workern aus der Community zu erhalten. Selbstverständlich haben Tim und Dörte auf der Website eine Landingpage mit den CoWorkern installiert – doch es ist (wie immer) schwierig, dort alle zu versammeln. Ist man direkt beim Onboarding (wenn man Mieter wird in einem der WorkInns) noch sehr motiviert, sich aktiv einzubringen und die Daten zu liefern, schwindet dieser gute Wille nach und nach im Alltagsgeschäft.
Es wäre wunderbar, wenn es von jedem Mieter bzw. CoWorker eine Übersicht gäbe mit kurzem Video, mit den Kontaktdaten in den sozialen Netzwerken – und mit einer Möglichkeit, sich über dass WorkInn-interne Kommunikationstool Slack direkt in Verbindung zu setzen. Das Schöne am Digitalen ist ja, dass wir dort mit einem Klick Dinge finden können, wenn wir sie gerade brauchen. Dienstleister wie Texter, Webdesigner, Programmierer und Social Media Manager werden immer wieder gebraucht – bei Bedarf könnte man da mal ein bisschen surfen.
Projekte, Veranstaltungen, Weiterbildungen, Visionen
Neben den regelmäßigen Treffen und der digitalen Verbundenheit wünsche ich mir ein reichhaltiges Angebot an innovativen
Formaten, die der WorkInn-Community das Attribut „Lebenslanges Lernen“ verleihen. Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass etablierte Mittelständler von StartUps lernen, dass das „papierlose Büro“ sich trifft mit der traditionellen Verwaltung, dass erfahrene Personalverantwortliche sich austauschen mit jungen Unternehmen, die extrem schnell wachsen. Gerade im Bereich der Softwareentwickler gibt es einen viel höheren Bedarf als überhaupt verfügbar ist am Markt.
Ich wünsche mir eine standortübergreifende „Hochschule“ der unternehmerisch Tätigen, in der gelernt und gelehrt wird – in der sich Wissen und Bedarf austauschen wie bei BarCamps oder anderen hierarchiefreien Formaten der digitalen Zeit. Ich wünsche mir Workshops und „Selbsthilfegruppen“, in denen Gleichgesinnte großzügig Wissen vermitteln und sich gegenseitig unterstützen. Ich wünsche mir eine Web 2.0-University, in der sich Wellness und Business perfekt ergänzen. Ein Forum in der Offline-Welt, das vom Geist der neuen Wirtschaft getragen ist. Mit Sicherheit ist das die schwierigste Herausforderung, da so eine Augenhöhe-Akademie sehr viel Sorgfalt und Leidenschaft erfordert, um sie aufzubauen. Sozial/ökologische Initiativen, NGO’s, Genossenschaften, Freidenker und Visionäre werden gebraucht, um neu zu denken und Neues zu wagen.
Entrepreneure und StartUps
Als Letztes wünsche ich mir einen Schmelztiegel für alle Entrepreneure und StartUps, die mit neuen Ideen und Produkten am Markt erfolgreich agieren wollen. Ich wünsche mir, dass unser CoWorking-Space zum Treffpunkt wird für alle tüchtigen Macher, die lieber frei als angestellt leben und schaffen wollen. Ich wünsche mir Gründerstammtische und Gründer-Fortbildungen. Ich wünsche mir ein Netzwerk aus Investoren und Innovatoren, ich wünsche mir viele Crowdfunding-Projekte und andere gemeinschaftliche Projekte, die professionell begleitet werden und eine Übersicht haben über Fördermöglichkeiten und Kapitalgebern. Ich wünsche mir Beispiele von erfolgreichen StartUps aus aller Welt, mit denen man sich regelmäßig mit Hilfe von Videokonferenzen austauschen kann.
Ich wünsche mir gemeinsame Filmabende, bei denen man Wirtschaft 4.0 erlebt und anschließend diskutiert. es passiert gerade so viel auf der Welt! Wirtschaft verändert sich ethisch enorm. Nachhaltigkeit und Agilität sind in aller Munde. Ich wünsche mir den Zusammenschluss mit etablierten Unternehmen und Organisationen, die neues Arbeiten ernsthaft diskutieren und leben wollen. Ich wünsche mir, dass Geschäftsführer und Inhaber größerer Unternehmen für wenige Tage im Monat einen Schreibtisch-Platz anmieten im CoWorking-Space, um von dieser inspirierenden Businesskultur zu profitieren – udn sich als Mentor einzubringen.
CoWorking-Spaces werden ein immer zentralerer Ort im Business, da auch Chefs und Manager zu „Travelling Digital CEO’s“ werden und sich den digitalen Nomaden annähern. Also wer Lust hat, bei uns in Dortmund an so einem Konzept mitzuarbeiten: Tim und Dörte Schabsky sind sehr offen und interessiert an frischen Ideen und Machern – und wir CoWorker sind es auch 🙂
Alles zum WorkInn hier auf der Website