Ist der Traum vom Einfamilienhaus veraltet? Her mit den städtischen Smart-Nachbarschaften!

Da ich als Kind in einem Mehrfamilienhaus mitten in einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen bin, war mir der Traum von dem eigenen Einfamilienhaus schon immer suspekt. Zaun an Zaun zu wohnen, mit klaren Besitzstands- und Nachbarschaftsregeln, mit den ewig lärmenden Rasenmähern und den vielen wetteifernden Gärten, fand ich eher gruselig als erstrebenswert. Meine Kindheit war geprägt von vielen Kindern und Erwachsenen um mich herum, vielen kleinen Geschäften und vielen Straßen, auf denen man Federball spielen konnte, weil so selten ein Auto kam – und das mitten in der City!

Smart City und Städte-Utopie?

Nun habe ich bei dem Schweizer Newsportal Watson (sehr empfehlenswert!) ein Interview mit dem Schweizer Autoren und städtebaulichen Utopisten Hans Widmernew-york-city-984145_640 gefunden, das mich sehr inspiriert. Paris und New York sind für ihn gelungene Beispiele dichter Nachbarschaften, voller Leben und sozialer Infrastruktur. Da ich mich auch gerade mit der Thematik „Smart City“ auseinandersetzen muss (das war bisher für mich bisher immer so ein langweiliges Infrastruktur-Technologie-Thema), beginne ich, Spaß zu entwickeln an einer Zukunftsvision, die meine Abneigung gegen nachbarschaftliche Abgrenzung verbindet mit einem technischen Spaß-Komfort, um den uns Städter jeder Grüngürtel-Hausbesitzer beneiden kann.

Kommt zu uns!

Kommt alle in unsere urbanen Nachbarschaften! Verkauft Eure Käfige und werdet Teil einer fröhlichen Nachbarschaft, die aus vielen Kindern, Studenten, Normalos, Alten, Kreativen und Workaholics besteht! Genießt es, als Fußgänger einzukaufen, sich zu treffen, zu kommunizieren und Spannendes zu erleben! Arbeitet ruhig viel von zu Hause aus, denn bei uns funktioniert die digitale Infrastruktur, und bei gutem Wetter könnt Ihr mit Eurem Laptop im Grünen sitzen, Kaffee trinken – und müsst nie mehr Rasen mähen!

Bei uns (etwa 800 bis 1.000 Menschen sind wir in so einer „Smart Nachbarschaft“) gibt es einen Gemüseladen mit regionalem Gemüse und Obst aus den umliegenden Bauernhöfen. Wir haben Bäcker, Metzger, einen Laden für Milchprodukte – und natürlich haben wir Restaurants, Imbissbuden, Cafes und Kneipen. Da unsere digitale Infrastruktur funktioniert, und da wir mit der Sharing Economy Menschen dafür bezahlen können, dass sie sich mit ihrem Privatauto etwas dazuverdienen können, funktioniert auch der Lieferservice prächtig.

35 qm pro Mensch

Alte Menschen haben wir sowieso genug in unserer Nachbarschaft

Alte Menschen haben wir sowieso genug in unserer Nachbarschaft

Wir brauchen keine Schlüssel mehr, und dank digitaler Technologie genießen wir günstigste Energiepreise aus nachhaltigen Energieversorgungssystemen. Unsere Wohnungen sind zwar klein (wir rechnen mit ca 35 qm pro Mensch – etwa so wie die Menschen in New York) doch wir haben  Gemeinschaftsräume, wo wir feiern und uns verbinden können – natürlich mit frischem Grün und viel Komfort. Wenn die Familie kommt, finden wir sicher über unser Nachbarschafts-Intranet Nachbarn, die uns helfen beim Kochen, Backen, Servieren und Spülen. Die Sharing Economy ermöglicht es unseren Studenten und Freiheitsliebenden, sich hier und da etwas dazuzuverdienen – und natürlich sind auch Tauschbörsen in unserem Social-Intranet eine Selbstverständlichkeit.

Die Fußgänger-Nachbarschaft

Zwar sind Autos nicht verboten, doch dadurch, dass wir fußläufig alles erreichen können, was Spaß macht und was wir für die tägliche Versorgung brauchen, brauchen wir viel weniger Autos als Menschen im Grüngürtel rund um die Städte. Wir teilen uns diese Autos und sparen so viel Geld. Besitz ist ja sowas von vorgestern – warum ein Auto besitzen, wenn alles so wunderbar geregelt ist, dass ich es nicht einmal mehr waschen muss! Reifen werden gewechselt, es wird getankt und gewartet – und wenn es kaputt ist, wird es repariert – was für ein Luxus gegenüber einem Eigenen!

Smart-Home ist so komfortabel

Smarthome ist natürlich ein weiterer Luxus, den wir gemeinsam genießen. Wir können über unser Login in der Intranet-App einen Blick in unser kleines Heim werfen, können die Heizung einstellen und nachsehen, ob wir noch genug Milch im Kühlschrank haben. Wir können jedes Kleidungsstück mühelos scannen und unseren Kleiderschrank virtuell betreten wie eine Königin. Dort wählen wir uns aus dem Gartencafe heraus mit dem Smartphone die Kleidung für den morgigen Tag aus – oder besser mehrere Variationen – man weiß ja nie, wie das Wetter wird ;).

Wir lieben unsere Unausstehlichen…

Natürlich gibt es in unserer „Smart Nachbarschaft“ auch schwierige Zeitgenossen: Verbitterte, Ordnungsfanatiker, Choleriker

und Intriganten. Doch da wir ja so viel Geld sparen mit unserer intelligenten technischen und sozialen Infrastruktur, kann sich unsere Genossenschaft (selbstverständlich handelt es sich bei unserer Nachbarschaft um eine Wohnungsgenossenschaft und ein sich selbstorganisierendes System) ein Team aus Moderatoren und Managern leisten, die für die Organisation und die Projektsteuerung zuständig sind. Wir funktionieren nämlich nach Agile-Grundsätzen: Durch professionelle Kommunikationsstrukturen werden Störungen frühzeitig erkannt und behoben. Das agile Manifest

Das Agile Manifest als Wegweise

So eine Kommunikation klingt nach Gruppenzwang und „Räterepublik-Terror?“ Keineswegs! Wir haben von den IT-Entwicklern gelernt, wie modernes Projektmanagement funktioniert. Agiles Denken und Scrum-Techniken bilden den Rahmen für eine Kommunikationskultur, die nicht auf dem Recht des Stärkeren und der Gewalt der Mehrheit beruht, sondern auf intelligenten Prozessen, die durch digitale Instrumente und analoge Notizwände und Visualisierungen die Kreativität und Selbstbestimmung des Einzelnen anregen. Es funktioniert und hat sich in der Praxis erwiesen!

Co-Working und Alten-WG’s

Co-Working-Einrichtungen mit Kinderparadiesen, Spielplätze und Erlebnisparks für Klein und Groß sind machbar auf einer Fläche, die sich orientiert an geglückten Raumplanungen für Nachbarschaften im urbanen Raum. Umziehen ist kein Problem: Neuer Job, neues Glück? Durch die Effizienz unseres Wohnens und Lebens ist der Umzug kein Horror mehr sondern eine Selbstverständlichkeit für junge und ältere Menschen, deren Leben und deren berufliche Entwicklung sich alle paar Jahre ändert. Auch woanders gibt es nämlich Smart Citys und Smart Nachbarschaften! Und Alte schließen sich zusammen in Smart Wohnungs-Zusammenschlüssen, teilen sich Pflegekräfte, Gemeinschaftsverpflegung und barrierefreie Außenflächen.

Einfamilienhäuser sind was für die Landwirtschaft

Einfamilienhäuser und dörfliche Strukturen sind völlig richtig in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum. Dort muss man nun mal damit leben, dass jede Tätigkeit mit längeren Autofahrten verbunden ist. Dort organisiert man wunderbar seine Nachbarschaft mit Vereinen, der freiwilligen Feuerwehr und gemeinsamen Aktionen und Festen mit benachbarten Dörfern. Aber die meisten Menschen heute arbeiten in wechselnden Umgebungen, verändern sich häufig, haben keine Zeit mehr für kleinfamiliengemäße Geborgenheitsstrukturen.

Wir können umziehen, so oft wir wollen und müssen

Ist es nicht wunderbar, wenn wir – statt das Aussterben der Hausfrau zu beweinen – Smarte Nachbarschaften schaffen, in denen

Aber auch unsere Kinder finden genügend Kollegen - und sie können sich frei bewegen

Aber auch unsere Kinder finden genügend Kollegen – und sie können sich frei bewegen

Kindern selbstbestimmt und gefahrlos in der Gemeinschaft leben und lernen können? In denen digital organisierte Schulen Kinder aus verschiedenen Altersstufen und Lernentwicklungsstufen beheimatet, die dort ihren eigenen Bedürfnissen nach projektbezogen lernen? Wo der Lehrer zum Moderator wird, der ähnlich wie ein Scrum-Master Störungen erkennt und beseitigt, damit sich alle Kinder und Jugendlichen ihrer Natur nach bestmöglich entfalten können? Wo Ergebnisse von Projekten in der Nachbarschaft den jubelnden Zuschauern präsentiert werden können – und so alle wieder etwas lernen über Biologie, Mathematik, Geographie und Fremdsprachen?

Smart City und die soziale Nachbarschaft

Ich werde sehr gern an der Smart-City-Bewegung mitarbeiten, wenn dort so Typen wie mich gebraucht werden, für die die Vision einer selbstgesteuerten urbanen Nachbarschaft mehr ist als Verkehrseffizienz, Sicherheit, Behördernnähe und Energiespar-Kontrolle. Freiheit und Spaß für die Armen, die Alten, die Gehandicapten, die Unausstehlichen und alle ADHS-Kinder – wenn auch diese Faktoren eine Rolle spielen, bin ich dabei.

 

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Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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