„Die Berater“ ist ein Veranstaltungsformat von KMU-digital.net, bei dem es einmal monatlich um Themen rund um Digitalisierung geht. Teilnehmer sind Freiberufler, Unternehmer, Berater, Experten, Mitarbeiter von Behörden und Organisationen – je nach Thema und Ziel schwankt die Teilnehmerzahl zwischen zehn und ca dreißig. Im April 2017 ging es um ein sehr spezielles Thema: Die Experten für Internetsicherheit Chris Wojzechowski und Matteo Cagnazzo stellten die Blockchain vor. Zu unserer Überraschung war der Abend komplett ausgebucht – wie schön, dass anspruchsvolle Themen auf so geballtes Interesse stoßen! Im Folgenden ein Rückblick – geschrieben von einer absoluten Blockchain-Analphabetin…
Eva Ihnenfeldt und ihr Rückblick zu „Blockchain im Mittelstand“
Zum ersten Mal hatten wir unsere Veranstaltung im Co-Working-Space WorkInn angesetzt, im siebten Stock mitten in der Dortmunder City. Seit Anfang des Jahres haben wir dort unser Büro angemietet, und wir sind total begeistert von dem, was dort als Community lebt. Oder wie Roman gern sagt, wenn irgendetwas mal nicht so perfekt funktioniert, weil es eben so viele Menschen und Ereignisse gibt: „Tja, das ist eben CoWorking.“ Allerdings sind die Inhaber und Geschäftsführer der nun schon vier Standorte – Dörte und Tim Schabsky – so begnadete Entrepreneure, dass erstaunlich viel perfekt funktioniert und das WorkInn auch immer mehr bedeutende Unternehmen anzieht, die dort Büros für ihre Mitarbeiter anmieten und die Meeting-Räume nutzen.
Frage: Wie kann man Ethereum kaufen?
Am 25. April war ich dann auch sehr erstaunt über die Zusammensetzung der Teilnehmer zum Thema „Blockchain im Mittelstand“. Jung, männlich, MINT so kann man es zusammenfassen. Dazwischen einige 40+ Männer, unsere lieben Community-Mitglieder von KMU-digital – und zwei Frauen: Carmen Radeck, Inhaberin von ruhrgruender.de und meine Wenigkeit. Normalerweise kommen zu uns immer etwa gleich viele Männer und Frauen. Das war schon außergewöhnlich.
Der Vortrag war sehr anspruchsvoll für eine Einsteigerin wie mich. Ich habe fleißig mitgeschrieben und immer wieder Google zur Hilfe genommen, um mich zu orientieren und ein wenig zu verstehen, was dieses Netzwerk aus unterschiedlichen Netzwerken, die ohne Zentrale und regulierende Instanz arbeiten, so einzigartig macht.
Eine Blockchain schützt durch die Dezentralisierung der Datenbank-Struktur. Anonymität und Transparenz werden durch Peer-to-Peer-Netzwerke gewährleistet. Werden Transaktionen im Nachhinein verändert, ist das komplette Netzwerk informiert und kann Manipulationen verhindern. Trotzdem bleibt jeder Einzelne mit seiner Identität nicht identifizierbar.
Die Erfolgsgeschichte des Bitcoin liegt eben auch in der Geschichte, dass durch die Blockade von Wikileaks-Spenden bei PayPal der Plattform der Lebenssaft abgedreht werden sollte. Die Blockchain wurde zum Widerstandswerkzeug der Unterstützer – der weltweite Siegeszug des Bitcoins nahm seinen Anfang. Edward Snowden hat 2013 mit seinen weltbewegenden Veröffentlichungen des Undenkbaren eine sprunghafte Nachfrage nach Bitcoins ausgelöst. Viele Menschen wurden wach.
Die Blockchain beruht auf dem Vertrauen in Kryptographie
Jede Währung hat viel mit Vertrauen zu tun, wie wir wissen. Bei der Blockchain ist es das Vertrauen in Kryptographie. Was ist Kryptographie? Es ist die Wissenschaft von Informationssystemen, die die widerstandsfähig gegen Manipulation und unbefugtes Lesen sind. (Wikipedia). Darum war es für uns so genial, dass Dennis Chris Wojzechowski und Matteo Cagnazzo als Speaker gewinnen konnte. Beide sind ausgewiesene Experten für Internetsicherheit und arbeiten beim Institut für Internetsicherheit in Gelsenkirchen. Sie sind übrigens gern bereit, auch anderen Interessierten zur Verfügung zu stehen, oder wie Chris sagte: „Übrigens, man kann uns buchen“
- Wie schon geschrieben, arbeiten unsere beiden Speaker Matteo und Chris am Institut für Internetsicherheit in Gelsenkirchen. Chris betreibt außerdem den Technique Blog, in dem er viele technische und Sicherheitstechnische Themen aufgreift und erklärt. Bei Twitter finden wir Chris unter seinem Handle
@Wojzechowski. - Matteo Cagnazzo betreibt den IT-Sicherheit Podcast Cybärcast und behandelt dort vielfältige Themen rund im IT-Sicherheit. Matteo finden wir bei Twitter unter seinem Handle
@montimonte.
Eine wichtige Rolle bei der Blockchain spielt das „Mining“ – also die Möglichkeit, anhand dieser zugrunde liegenden mathematischen Formel neue Werte zu schaffen – so wie man Gold schürft, bis eine Goldader ausgeschöpft ist. Beim Bitcoin wurde die maximale Zahl bei 21 Millionen Bitcoins errechnet. Diese sollen im Wesentlichen um das Jahr 2021 erreicht sein, schätzt man. Bis 2.100 gibt es dann wahrscheinlich noch mariginale Zuwächse. Das Problem ist, dass Mining sehr viel Strom braucht. Je mehr von der Kette schon erschlossen ist, desto mehr Strom und Aufwand braucht es, noch weitere Kettenglieder zu erschaffen. Beim Bitcoin lohnt sich das schon heute kaum noch. Zur Zeit liegt der Wert eines Bitcoins bei rund 1.100$.
Die Frage, die in der Runde am 25. April diskutiert wurde, war auch: Könnte es sein, dass mit der Kryptologie und der Blockchain „Vertrauen“ im Handelsverkehr auf eine ganz neue Stufe gehoben wird? Dass Kontrolle und Entscheidungsmacht nicht „von oben“ – sondern durch die Komplexität aller Beteiligten in einem System ausgeübt wird? Dass durch die absolute Transparenz bei gleichzeitigem Identitätsschutz eine neue Unabhängigkeit geschaffen wurde – so ganz ohne regulierende Instanz?
Blockchain muss nicht auf Kryptowährungen begrenzt werden, von denen es heute schon etwa tausend (!) gibt. Ethereum (ETH) ist zum Beispiel eine weitere Kryptowährung, die versucht, sich zu etablieren – mit Smartcontracts. Das Datenbanksystem kann aber auch angewendet werden in der Logistik, beim Energieaustausch, bei Zeitkonten… Wahrscheinlich gibt es noch viele weitere Anwendungsfelder, bei denen Komplexität, Transparenz und Anonymität danach trachten, auf eine regulierende zentrale Instanz zu verzichten.
Der Abend war lang – und eine tolle Inspirationsquelle für uns Anwesende
Der kompletten Vortrag liegt bei Facebook (und hier eingebettet). Bei „Die Berater“ stellen wir per Livestream immer allen Interessierten zur Verfügung. Für mich war der Abend auch deshalb so besonders, weil ich staunend feststellen konnte, was diese jungen Menschen gerade alles auf den Weg bringen – ob als Student, Hochschulabsolvent, StartUp-Gründer oder Angestellter. So viel Kreativität, unternehmerisches Potential, Intelligenz und vor Allem die Fähigkeit, sich transparent mit Anderen auszutauschen und Wissen offen zu teilen! Kryptographie scheint sich im Menschen zu verwirklichen, und das macht mir Mut: Wenn diese jungen Leute so bleiben können, wie sie sind, und mit ihrem Fleiß und ihrem Forschergeist die Welt bereichern – dann gehen wir guten Zeiten entgegen. Danke, dass Ihr gekommen seid – und immer wieder „bis zum nächsten Mal!“.
Spontan bot ich an, dass jeder der Teilnehmer mir einen Teaser schicken kann, was er gerade tut und welche Kontaktmöglichkeiten es gibt. Philipp Wilbrink hat mir tatsächlich einen Teaser gesendet (danke Philipp!) – und zwar:
www.amicaldo.de
Beim nächsten „Die Berater“-Abend geht es dann um „Die Digitalisierung und das erfolgreiche Team“.
Am 30. Mai werden wir wieder im Co-Working-Space WorkInn in der City in Dortmund sein. Nils Beckmann von Reflaction4Business wird vorstellen, wie man erfolgreiche Teams organisiert. Da kann man vom Sport sehr viel lernen – Führung und Teamentwicklung sind gerade im Leistungssport entscheidend für den Erfolg. Wie immer gibt es auch leckere Köstlichkeiten – ein leerer Bauch studiert nicht gern – darum wird bei uns immer erst gespeist und genetzwerkt – und dann geht es ab in den ernsthaften Austausch 😉
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