Ich habe natürlich keine Ahnung, ob das „Komplett und draußen“ Smartphone-Spiel PokemonGo ein kurzfristiger Hype sein wird – oder eine ähnlich glorreiche Zukunft vor sich hat wie einst Tetris oder Super Mario. Sicher sind die Entwickler bei Nintendo seit einer Woche Tag und Nacht damit beschäftigt, sich Features auszudenken, die den Spannungslevel oben halten und die vielen Mängel und Anfangsholperigkeiten beheben. Ich wünsche Nintendo auf jeden Fall von Herzen viel Erfolg, denn allein, was diese eine Woche auf der ganzen Welt ausgelöst hat, rührt als Mutter von vier Kindern der Gameboy-Generation mein Herz und lässt mich mal wieder träumen von einer friedlich verbrüderten Welt…
Mit PokemonGo zum Weltfrieden?
Stellen Sie sich vor, Menschen würden sich überall auf der Welt über ein gemeinsames Spiel kennen lernen, würden Sprachbarrieren überwinden mithilfe dieses Spiels, würden gemeinsam lachen und ohne Konkurrenzdruck Spaß haben am Sammeln, Verbessern, Erschaffen und Gewinnen. Nicht Krieg und Zerstörung wären die Inhalte des Spiels, sondern Liebhaben niedlicher Monster, spontane Zusammenarbeit und kindliches Werfern mit bunten Bällen. Man gibt sich gegenseitig Tipps, gönnt dem Fremden seine Erfolge und erfreut sich daran, dass man stolz auf das Kindliche in sich sein kann.
Mitte Juli 2016 – mitten in Deutschland
Überall wo Menschen zusammenkommen, erkennt man in der Abenddämmerung die vielen anderen Spieler – einfach daran, dass sie wie man selbst beim Gehen (oder auch Joggen) auf das Smartphone-Display starren. Autofahrer gewöhnen sich daran, Fußgänger ebenso aufmerksam zu beachten wie Straßen überquerende Wildtiere. Self Optimization Apps verblassen neben dem Spaß, abends nach der Arbeit zig Kilometer zurückzulegen, einfach nur um niedliche kleine Monster zu fangen, zu trainieren und mit ihnen „Kämpfe“ in Arenen zu gewinnen.
Bei jedem Blick, bei jedem Schritt erinnert man sich an damals, als man stundenlang auf der Toilette saß mit dem Gameboy, bis die Mama mit strengem Klopfen die Hausaufgaben anmahnte. Man erinnert sich an die Pokemon-Kuscheltiere, die im Bett über den friedlichen Schlaf wachten, und an die Freunde, mit denen man ernsthaft über die Abenteuer der imaginären Freunde diskutierte und tage-, wochenlang mit Pokemon-Karten spielte.
Und nun sind sie plötzlich alle sichtbar! Auf der Straße, auf den Plätzen, Jungen, Mädchen, viele Nationalitäten, alle in Bewegung und alle so unglaublich harmlos! Ja, wahrscheinlich wird dieses Phänomen nicht lange halten. Es sei denn, die Nintendo-Entwickler schaffen das Wunder, aus einem Hype eine echte Bewegung zu machen.
Ihnen, liebe Leser, wünsche ich, dass Sie diese heilige Zeit nutzen und in den nächsten Tagen und Wochen abends ab 17 Uhr da unterwegs sind, wo viele Menschen sind. Genießen Sie diese Sommer-Stimmung der erwachsenen Kinder, die Freude zeigen am friedlichen Spaß. Saugen Sie die Sommertage der Pokemon-Generation in sich auf und gehen Sie auf die Suche nach Ihrem eigenen inneren Kind. Ich wünsche uns allen viele junge Menschen, die nachwachsen und die Diktatur der Alten brechen – ohne Gewalt, ohne Krieg – einfach nur mit ihrem unbefangenen Lachen und ihrem Vertrauen in Mensch und Welt.
Und falls jemand selbst mitspielen will: Hier eine Anleitung des kostenlosen Smartphone-Spiels bei netzwelt