Datenanalyse erlaubt die Bewertung von 85 Städten europaweit in Hinblick auf ihre Konditionen zur Existenzgründung.
- Paris ist die attraktivste Stadt für Existenzgründer und punktet mit wenig Bürokratie, niedrigen Gebühren und liberalen Konditionen bei der Unternehmensführung.
- Existenzgründung in Deutschland ist vergleichsweise zeitaufwändig, bürokratisch und teuer. Behörden verlangen im Schnitt 2.865 € für die Registrierung eines neuen Unternehmens.
- Essen ist die gründerfreundlichste Stadt Deutschlands.
Berlin, 21. Juli 2022 – Paris ist die gründerfreundlichste Stadt Europas. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie des Zahlungsdienstleisters Unzer. Mithilfe einer Datenanalyse wurden die Konditionen zur Existenzgründung für 85 Städte in 28 Ländern Europas vergleichend bewertet.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind das wirtschaftliche Fundament jeder Volkswirtschaft und ein wesentlicher Motor für wachsenden Wohlstand. Städte und Gemeinden in Form von Gesetzgebern und Behörden sind daher gut beraten, den Unternehmergeist und unternehmerische Tätigkeiten in der Bevölkerung möglichst niedrigschwellig zu fördern.
Im Rahmen dieser Studie zeichnet sich Gründerfreundlichkeit durch die folgenden Kriterien aus:
- Möglichst wenige bürokratische Schritte bis zur Gründung
- Eine schnelle amtliche Bearbeitung einer Gründung
- Geringe Gebühren für die Registrierung eines Unternehmens
- Einfacher Zugang zu Krediten bei guter Bonität
- Ein niedriger Körperschaftsteuersatz
- Möglichst unbürokratische Buchhaltung
- Liberale Öffnungszeiten
- Schnelle juristische Verfahren bei Vertragsverletzungen
- Viele bereits ansässige kleine und mittlere Unternehmen
Alle Kriterien wurden mithilfe von Daten glaubwürdiger Quellen ausgewertet und vergleichbar gemacht. Diese Datenanalyse führte zu der folgenden Rangliste der gründerfreundlichsten Städte Europas.
Tabelle: Die zehn gründerfreundlichsten Städte Europas mit den Ergebnissen ausgewählter Kriterien sowie das Ergebnis von Essen als beste deutsche Stadt im Ranking. Die gesamte Rangliste mit allen 85 Städten, die Ergebnisse aller Kriterien sowie umfassende Informationen über die Methodik finden sich unter: https://www.unzer.com/de/knowledge/articles/blog_studie-gruender/
Existenzgründung in Deutschland ist vergleichsweise zeitaufwändig, bürokratisch und teuer
Nach Abschluss der Datenanalyse und im Vergleich mit anderen Ländern Europas steht fest: Eine Unternehmensgründung in Deutschland ist relativ hürdenreich. Durchschnittlich acht Tage und 6,5 bürokratische Schritte sind notwendig, um ein neues Unternehmen amtlich registrieren zu lassen. Außerdem verlangen die Behörden im Schnitt Gebühren in Höhe von 2.865 Euro. Der europäische Durchschnitt liegt bei gerade einmal 1.631 Euro. In Slowenien kostet die Anmeldung eines Unternehmens sogar gar nichts. Mit einem Körperschaftsteuersatz von 16 Prozent ist Deutschland dafür eher unternehmerfreundlich. Dagegen gestaltet sich die Buchhaltung vergleichsweise bürokratisch. Im Schnitt 218 Stunden im Jahr müssen für die Buchhaltung aufgewendet werden. Der europaweite Schnitt liegt bei 195 Stunden.
Essen, Düsseldorf, Stuttgart, Duisburg und Dortmund sind die fünf gründerfreundlichsten Städte Deutschlands
Im deutschen Städtevergleich ergibt sich Essen als die gründerfreundlichste Stadt Deutschlands. Im Europa-Ranking belegt Essen Platz 16. Die große Vielfalt aus etwa 283 kleinen und mittleren Unternehmen pro 100.000 Einwohner lassen auf ein eher unternehmerfreundliches Klima in Essen schließen. Auf Essen folgen Düsseldorf (Platz 23), Stuttgart (Platz 27), Duisburg (Platz 32) und Dortmund (Platz 34) als Top 5 der gründerfreundlichsten Städte Deutschlands.
Paris ist die gründerfreundlichste Stadt in Europa
Nach einer Bewertung von 85 Städten Europas auf ihre Gründerfreundlichkeit ergibt sich die französische Hauptstadt Paris als unternehmerfreundlichste Stadt Europas. Eine Unternehmensregistrierung lässt sich in Paris in knapp vier Tagen und im Schnitt 0,7 bürokratischen Schritten bewerkstelligen und kostet etwa 257 Euro. Damit punktet Paris mit vergleichsweise unbürokratischen und niedrigschwelligen Konditionen zur Existenzgründung. Auch die Unternehmensführung in Paris kann entlang der untersuchten Kriterien als attraktiv bewertet werden. Die Buchhaltung verlangt im Schnitt 139 Stunden pro Jahr und damit unterdurchschnittlich wenig Zeit und Öffnungszeiten sind vergleichsweise liberal geregelt. Lediglich der Körperschaftsteuersatz, der für ganz Frankreich gilt, ist mit 31 Prozent vergleichsweise hoch.
Sebastian Wenzel, Vice President Marketing, von Unzer: “Wir erleben Mittelständler als beispiellos agil und flexibel, vor allem wenn es darum geht, sich kurzfristig verändernden Kundenwünschen und Marktanforderungen anzupassen oder auf fluktuierende Trends zu reagieren. Sie sind das wirtschaftliche Rückgrat von Städten und Gemeinden. Aus diesem Grund sollten Gesetzgeber und Behörden Menschen mit Mut zum Aufbruch und der Bereitschaft ein unternehmerisches, wie finanzielles Risiko einzugehen, entgegenkommen und die Existenzgründung und wirtschaftliche Tätigkeit in sämtlichen Bereichen fördern.”
Methodik und Quellen: Für diese Studie wurden Daten aus namhaften Quellen und aus allen EU-Mitgliedstaaten berücksichtigt. Zu diesen Quellen gehören unter anderem die Weltbank. Eine ausführliche Darlegung der Methodik mit allen Quellen findet sich unter: https://www.unzer.com/de/knowledge/articles/blog_studie-gruender/
Weitere Erkenntnisse:
Nur etwa vier Tage benötigt die Anmeldung eines neuen Unternehmens in Frankreich, Norwegen, Dänemark, Estland, den Niederlanden und Griechenland. Am längsten dauert die amtliche Registrierung eines Unternehmens mit durchschnittlich 37 Tagen in Polen.
Im Schnitt 4.143 Euro kostet die behördliche Registrierung eines Unternehmens in Italien. Teure Gebühren wie diese stellen bei der Existenzgründung auch eine unverhältnismäßig hohe Hürde dar und hemmen den Unternehmergeist in der Bevölkerung. In keinem anderen Land sind die Gebühren für die Unternehmensgründung so hoch wie in Italien. Keine Gebühren zahlen Existenzgründer im Nachbarland Slowenien. Das fördert unternehmerische Tätigkeit, treibt Innovationen voran und ist eine wichtige Grundlage für wachsenden Wohlstand.
In allen untersuchten Ländern ist der Zugang zu Krediten bei entsprechender Bonität gegeben, mit Ausnahme von Luxemburg, wo Kredite schwer zu bekommen sind.
Viele bürokratische Vorgaben machen die Buchhaltung zu einem großen Kosten- und Zeitfaktor. Mit durchschnittlich 441 Stunden pro Jahr scheint die Buchhaltung in Bulgarien besonders umständlich zu sein, was sich negativ auf die Unternehmerfreundlichkeit auswirkt. Dagegen sind Unternehmer in Estland nur etwa 50 Stunden im Jahr mit der Buchhaltung beschäftigt. Hier wird mehr als viermal weniger Zeit für die Buchhaltung aufgewendet als in Deutschland (218 Stunden pro Jahr).