Sechs Wochen Schreib-Pause liegen hinter mir: Sechs Wochen gab es keinen Newsletter, kaum Blogbeiträge, keine konzentrierte News-Recherche als Futterquelle für neuen Stoff. Nicht dass ich Urlaub hatte – nein, mein Tagesgeschäft lief ganz normal weiter. Was fehlte, war das tägliche rund einstündige Lesen und Schreiben. Und nun sitze ich hier und überlege, wie es weitergeht mit den SteadyNews… Alles wie gehabt? Oder will ich mal wieder eine kleine Richtungsänderung einschlagen? Hat sich an der Zielgruppe meiner Leser/Innen etwas geändert? Oder an den Fragestellungen? Oder an den Themen, die Selbstständige und kleine Unternehmen betreffen? Um mir selbst auf die Schliche zu kommen, wähle ich nun „live“ und ungeschnitten die Form eines Interviews mit mir selbst: Quo Vadis SteadyNews?
Quo Vadis SteadyNews?
Reporter-Ich: Eva, seit 2008 bloggst Du nun. Zunächst als Geschäftsführerin der Gründergenossenschaft Witten eG, dann als Inhaberin einer Agentur für PR und Social Media Marketing, von 2011 bis 2014 als Gründerin und Geschäftsführerin einer Akademie für Digitales Marketing, bis 2017 für den Aufbau eines Unternehmensnetzwerkes im digitalen Wandel – und seit 2017 vorwiegend, um Dich als Lehrbeauftragte öffentlich weiter zu bilden im Bereich Marketing und Social Media. Wo stehst Du heute, im August 2019?
Blogger-Ich: Nun, tatsächlich lebe ich zum ersten Mal seit 2004 in einem Lebensabschnitt, in dem Akquise und Marketing für mich keine Rolle spielen. Zwar bin ich weiterhin selbstständig, doch die Aufträge für mich als Lehrbeauftragte kommen über Beziehungen und langjährige Partnerschaften.
Ich liebe meine lehrende Tätigkeit über alles und kann mir nicht vorstellen, dies wieder aufzugeben und mich erneut mit all dem zu belasten, was Unternehmertum mit sich bringt. Es ist so herrlich, Freelancer zu sein und mich voll und ganz auf die Inhalte meines Tuns zu konzentrieren – was für ein Luxus!
Reporter-Ich: Heißt das, Du willst eventuell Schluss machen mit dem Bloggen? Bis Du es leid?
Blogger-Ich: Nein, das ist aus zwei Gründen undenkbar. Zunächst aus einem zutiefst egoistischem Motiv: Schreiben bedeutet für mich, mich in mein Inneres zu vergraben und ganz bei mir zu sein. Andere meditieren oder lösen Kreuzworträtsel – ich schreibe. Wenn ich an meinem Macbook sitze und die Finger über die Tasten fliegen, räume ich in meinem Inneren auf. Es fühlt sich an wie ein Hausputz. Verwirrendes löst sich auf, Unbewusstes wird bewusst, Verstecktes kommt ans Tageslicht. Das funktioniert auch bei Themen wie „Marketingtipps für Gründer“ oder „AGB-Änderungen bei Instagram“.
Der zweite Grund ist nah außen gerichtet. Durch meinen wunderschönen Beruf lerne ich Unmengen von Menschen kennen, die gerade vor einem neuen Lebensabschnitt stehen. Manche sind jung, manche stehen kurz vor der Rente. Manche sind wohlhabend und finanziell extrem gut abgesichert, andere stehen vor dem existenziellen Nichts. Manche sind es gewohnt, Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter zu tragen – andere haben bisher vor Allem Jobs gehabt und schlagen sich durchs Leben. Manche kommen mit Burn-Out und krankmachenden beruflichen Erfahrungen in meine Kurse, andere freuen sich auf den nächsten Step und glühen vor Tatendrang.
Ihnen allen ist gemein, dass sie in einem schwerwiegenden Change-Prozess stecken. Das heißt, trotz all der Unterschiede haben sie etwas gemeinsam: Sie definieren sich neu und sind bereit, sich auf neues Terrain zu wagen. Ob freiwillig oder unfreiwillig ist eigentlich egal. Hauptsache das Leben schubst uns. Denn Stillstand ist der Tod von Persönlichkeitstentwicklung und Weisheitszuwachs.
Für diese mir anvertrauten Menschen – und es sind Tausende – schreibe ich. Waren es viele Jahre in erster Linie Selbstständige und Gründer, sind meine Teilnehmer heute mehr (zukünftige) Angestellte als Freie. Die meisten haben mit Unternehmenskommunikation zu tun, von daher sind die Fragestellungen und Themen schon ähnlich geblieben. Schließlich unterrichte ich Kommunikation, Marketing und Social Media. Der Mensch hat große Mühe, als Erwachsener die digitale Welt zu ergreifen. Ich möchte meinen Lesern/Innen dabei helfen, Souveränität im digitalen Zeitalter zu erwerben. Und ich möchte ihnen helfen, mutig und entschlossen ihren eigenen Weg zu verfolgen anstatt in irgendwelche Fallen zu laufen im Beruf.
Reporter-Ich: Also bleibt alles beim Alten in den SteadyNews? Werden weiterhin Marketing, Social Media und Gründer-Themen im Fokus stehen?
Blogger-Ich: Etwas Neues ist hinzugekommen, und diesem Neuen möchte ich zukünftig mehr Raum geben: Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Überall finden sich in Blogs, YouTube-Kanälen und bei Instagram Coaches, die Tipps geben zur Persönlichkeitsentwicklung. Bei den „Reich und glücklich Coaches“ geht es um Geld und unternehmerischen Erfolg. Bei den „Befreie Dich von Deinem Leid Coaches“ geht es in erster Linie um Zweierbeziehung und Familie. Ist das wirklich alles? Geld und Liebesglück? Gibt es da nicht noch etwas Drittes nach dem wir uns sehnen?
Ich möchte zart anfangen, über das Geheimnis von Mitgefühl und Menschlichkeit zu bloggen. Die Welt ist voller Missverständnisse und voller trennender Urteile. Ich möchte Menschen Mut machen, anderen Menschen zu vertrauen und sich der Umgebung, in der sie leben, „hinzugeben“. Warum konventionelle Ziele verfolgen, wenn man sich stattdessen auch Träumen und Visionen widmen kann?
Ich möchte Mut machen, sich zu befreien von dem, was erwartet wird. Ich möchten mein kleines Bisschen dazu beitragen, dass Menschen authentisch werden und sich trauen, auch ihre egoistischen und verrücktesten Sehnsüchte zu verfolgen. Dafür müssen sie ihren Mitmenschen vertrauen. Denn das „Ich darf werden was ich bin“ braucht Geborgenheit und Optimismus. Willen und Tatkraft entwickeln sich aus unseren starken Gefühlen. Ich will Unternehmer aus Freude und Glauben – und keine Unternehmer aus Misstrauen und Gier.
Reporter-Ich: Das klingt eigentlich schon ähnlich wie diese unzähligen anderen Coaches, die von allen Bühnen herab ihre Heilswege propagieren. Braucht es tatsächlich auch noch eine Eva Ihnenfeldt als Heilsbringerin?
Blogger-Ich: Ich weiß es nicht. Auf keinen Fall will ich Jemanden manipulieren oder gar von mir abhängig machen. Ich will auch kein Geld verdienen mit meinen Erkenntnissen, die ich als Lehrbeauftragte Tag für Tag von meinen Leute geschenkt bekomme. Meine Teilnehmer lehren mich durch ihre Vielschichtigkeit, ihre kreative Intelligenz und ihre Erfahrung – ich möchte es weitergeben, weil ich so dankbar bin dafür. Mehr ist es eigentlich nicht.
Mal sehen, was kommt. Meine neu hinzugekommenen Keywords bei der Internet-Recherche heißen zum Beispiel
- Kommunikation
- Wissenschaft Mensch
- Persönlichkeit
- Psychologie
- Therapie
- Intelligenz
- Vision
- Erfolg
…..
Ich möchte wissenschaftliche Forschungen einbringen und mit meiner eigenen Interpretation koppeln. Ich möchte meine Erfahrungen im Coaching reflektieren und nach Lösungen suchen für alle Menschen, die im Moment verzweifelt und/oder desorientiert sind. Und immer wieder Mut machen, Mut machen, Mut machen. Ja, das möchte ich. Und weiterhin möchte ich dabei begleiten, sich im digitalen Zeitalter zurechtzufinden. Es ist nicht leicht, in einer digitalen Revolution zu leben. Es ist nicht leicht, sich mit Überwachung und intimster Transparenz abzufinden. Es ist nicht leicht Tatkraft zu entwickeln, wenn man so viele Baustellen hat, an denen man arbeiten müsste.
Reporter-Ich: Nun, so will ich zum Abschluss noch einen eigenen Wunsch hinzufügen: Bitte denke weiter an die vielen Gründer, die umlernen müssen, weil sie sich zu einem freien Weg entschlossen haben. Ob jung, ob als, ob innovativ oder klassisch – wer sich selbstständig macht, steht vor tausend Fragen und Rätseln. Ich wünsche mir von Dir, dass Du wieder mehr schreibst zu Gründungsthemen – auch wenn diese Gesellschaft zurzeit nur „StartUps“ will, die junges Blut in Konzerne pumpen. Ist das ok?
Blogger-Ich: Das ist sehr ok – danke für die Anregung. Du hast recht. Ich habe Vorurteile entwickelt, da StartUps häufig auf mich wirken wie Kandidaten aus „Deutschland-sucht-den-Superstar“. Doch natürlich gibt es weiterhin viele viele viele Menschen, die sich selbstständig machen, um nicht länger abhängig beschäftigt sein zu müssen. Da will ich mich besser kümmern – versprochen.
So, dass war das „Quo Vadis SteadyNews“ Interview mit mir selbst.
Es wird also keine großen Änderungen geben, nur graduelle Verschiebungen Richtung Persönlichkeitsentfaltung, Kommunikation und Gründungs-KnowHow. Ich freu mich, dass es wieder los geht. Auf in eine neue SteadyNews-Dekade. Möge es mir gelingen. Und möge es Euch nützen…
Liebe Eva Ihnenfeldt von den SteadyNews. Die Sommerpause ist vorbei. Und alle Abonnenten sind glücklich. Du recherchierst für uns, Du gibst Themen vor, die wir auf dem Silbertablett serviert bekommen.
Ich freue mich jedenfalls, dass alles „normal“ weitergeht.
Liebe Grüße von Brigitte Jülich, Erfolgs-Coach aus Dortmund – ach ja- Expertin für Klosterreisen und Psychotherapeutin
Musste mich ja erst dran gewöhnen – habe tatsächlich am Sonntag vergessen, den Newsletter zu schreiben! Aber ich spüre jetzt bereits, wie gut mir das tut, um meine Gedanken zu strukturieren. Ich lernen durch meine Students so viel! Und die SteadyNews sind ein Szcük Dankbarkeit – hier kann ich das alles ein wenig zurückgeben 🙂