10 Geheimnisse von Wikipedia – und warum Wikipedia vor allem von Männern gemacht wird

In der letzten Zeit wurde wieder viel über Wikipedia diskutiert, da man viele Auftragsschreiber entdeckt hat, die für ihre Texte und Verlinkungen innerhalb der Wikipedia bezahlt werden. Hintergrund dieser Missbrauchsfälle ist vor allem Suchmaschinenoptimierung – ein Backlink von Wikipedia ist natürlich extrem wertvoll. Manche bezahlten Autoren haben sogar mehrere Accounts angelegt um Scheindiskussionen innerhalb von Wikipedia mit sich selbst zu führen – damit nicht entdeckt wird, dass sie manipulativ schreiben. Auf der re:publica 2013 haben 3 Ehrenamtliche des Projekts ein wenig Einblick gegeben – und gestanden, dass die ganze Wikipedia vor allem von Männern gemacht wird – weibliche Autoren findet man kaum.

Telling the open source story - Part 1

Quelle: Flickr/ opensource.com/ BB-CY

Anja Ebersbach, Pavel Richter und Dirk Franke die sich für Wikimedia Deutschland engagieren erläutern in einem dreißigminütigen Vortrag „10 Geheimnisse von Wikipedia“ – und tatsächlich wissen erstaunlich wenig Nutzer,  dass diese riesige Enzyklopädie tatsächlich ausschließlich von Ehrenamtlichen geschrieben und betreut wird. Spenden fließen in Technik, Projekte, rechtliche Auseinandersetzungen – aber nicht in Gehälter.

Ich wundere mich nicht darüber, dass es kaum weibliche Autoren und Administratoren gibt. Ich habe im Laufe der Jahre als Autorin dort 2 Artikel geschrieben, und tatsächlich ist der typisch rauhe Ton der „Nerds“, die redigieren, genehmigen, korrigieren für mich abschreckend, so dass ich mich schnell wieder zurückzog. Außerdem würde ich immer nur dann schreiben, wenn ich tatsächlich bis in die letzten Winkel über das jeweilige Thema Bescheid weiß – als solcher Experte fühle ich mich nirgendwo.

Doch wer den Vortrag der drei Wikimedia-Engagierten hört bekommt vielleicht etwas mehr Verständnis für  die ausufernde Bürokratie und Unfreundlichkeit der Wikipedia-Community,. Unzählige rechtliche Auseinandersetzungen, Unmengen von Spam-Einträgen, Werbeartikeln, Nebensächlichkeiten, schlampig recherchierten Einträgen und Unwahrheiten, – und dazu die unzähligen Diskussionen…

10 Geheimnisse von Wikipedia

  1. Jeder kann Wikipedia bearbeiten – Wikimedia Administratoren wissen nicht, wer dort Autor ist – es sei denn jemand schreibt unter Echtnamen. In Deutschland arbeiten Ehrenamtliche für Wikipedia und Projekte rund um Wikipedia in Deutschland als „Wikimedia Deutschland“.
  2. Auf Wikipedia gibt es keine Werbung. Wikipedia wird von Ehrenamtlichen erstellt. Die Idee von Wikipedia ist das kollaborative Arbeiten und die Philosophie, Wissen allen Menschen durch alle Menschen verfügbar zu machen. Wikipedia lebt allein von Spenden.
  3. Wikipedia ist rasend schnell. Die Plattform ist ebenso Opfer von falschen Zahlen wie andere Enzyklopädien – doch bei Wikipedia kann schneller entdeckt und korrigiert werden
  4. Wikipedia hat sehr viele Auseinandersetzungen mit Rechtsanwälten. Ständig verlangt Jemand Änderungen in Wikipedia-Artikeln. Urheberrechte werden eingeklagt. Das Wikimedia Team wird verantwortlich gemacht für sämtliche Inhalte in der Wikipedia – oft genug zu Unrecht.
  5. Wikipedia ist weit mehr als eine Enzyklopädie. So werden auf Wikivoyage freie Reiseberichte gesammelt. Die Wikimedia Foundation ist verantwortlich für die Technik, für Rechtsfragen, für die Wikipedia-Communities. Das Herzstück sind die freien Autoren, Administratoren, Freiwillige die anderer Leute Texte redigieren… Es gibt viele Treffen rund um Wikipedia/ Wikimedia. Das Projekt ist sehr lebendig.
  6. Es gibt eigentlich keine Wikipedia Redaktion. Man muss damit leben, dass die Freiwilligen nur aus Spaß für Wikipedia arbeiten und nicht für Profit oder Ehre- das stellt das Projekt vor große Herausforderungen.
  7. Es gibt Wikipedia in 280 Sprachen. Es gibt sogar „tote Sprachen“ wie Latein und seltene Schriften, die schwer in die Software einzufügen sind. Die größten Wikipedia Versionen sind die englische, spanische, deutsche, französische und polnische. Insgesamt gibt es 46 Millionen Artikel – davon 4,5 Mio. in englisch. Jede Sprachversion ist eine eigene Community – die manchmal sehr leidenschaftlich über umstrittene Begriffe (wie Abtreibung oder Jesus Christus) streitet.
  8. Jeden Tag werden 1.200 Artikel eingestellt – von denen 800 Artikel gleich wieder gelöscht werden. 600 der 800 gelöschten Artikel sind einfach Blödsinn. Bei den restlichen 200 Artikeln sind Relevanz, unüberprüfbare Informationen, Werbende/ manipulative Texte oder sogar wirkliche Fehlinformationen der Grund für die Löschung
  9. Wikipedia wird zu etwa 90 Prozent von Männern geschrieben. Weibliche Autoren sind selten. Welche Gründe dafür verantwortlich sind wurde noch nicht ermittelt. Dadurch ist die Wikipedia männlich geprägt, zu einigen wichtigen „weiblichen“ Themen gibt es zu wenig Artikel – zum Beispiel zu Pädagogik oder Biografien von Frauen. Dadurch dass auch die Ehrenamtlichen fast ausschließlich Männer sind (vor allem aus Nordamerika und Europa) ist der Ton sehr rauh und schreckt neue Autoren ab.
  10. Wikipedia und die Quellen: Sehr schnell können sich eingefügte „Enten“ über Wikipedia auch in anderen Medien weiterverbreiten. Darum ist das Wikimedia Team sehr streng damit, dass Quellen für Texte belegt werden müssen.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert