Eva Ihnenfeldt: Was passiert, wenn der Präsident des Deutschen Friseurhandwerks sich zur Ruhe setzt? Er beginnt zu schreiben. Alfred Preußner ist mit über 80 Jahren unter die Autoren gegangen – und sein neues Buch „Die Selbsttäuschung unserer Anspruchsgesellschaft“ hat sogar dem Bundespräsidenten gefallen – kein Wunder, denn das Thema ist hochaktuell – und Preußners Ausführungen machen vor allem Menschen, die sich selbst für ihr Leben verantwortlich fühlen, nachdenklich.
Ich habe dieses kleine Buch sofort als Geschenkbuch für Jubilare entdeckt und abgespeichert, denn genau dort ist die Zielgruppe – bei den über 50-Jährigen „Leistungsträgern“ unserer Gesellschaft. Die Illustrationen, die jedes Kapitel begleiten, berühren emotional und lassen schmunzeln. Alfred Preußner hat ja recht, sehr viele Menschen finden es heute selbstverständlich, von Staat, Gesundheitssystem und Eltern aufgefangen zu werden, wenn ihnen Missliches widerfährt.
Es ist schon mutig, das alles auszusprechen, doch die Worte treffen genau ins Herz. Preußner ist nie verletzend, er diskriminiert nicht, verurteilt nicht, sieht auf Niemanden herab. Durchaus nimmt er auch die eigene ältere Generation in den Fokus, die es als Selbstverständlichkeit erachtet, teuerste Gesundheitsleistungen ohne Gegenleistung zu erhalten (also ohne auf die eigene Gesundheit zu achten).
Was mich besonders freut ist, dass Alfred Preußner, den ich schon viele Jahre persönlich kenne und schätze, ein wunderbares Eigenmarketing vollbringt. Und das mit über 80 Jahren! Er ist auf Facebook aktiv, aktiviert über soziale Netzwerke, über Post und Mail Multiplikatoren, der entwickelt Marketing-Strategien und setzt diese konsequent um. Gut, mag mancher „Marketingmuffel“ sagen – der Mann hat ja jetzt auch Zeit! Aber das lass ich nicht gelten.
Kreativität ersetzt einen hohen Zeit- und Geldaufwand, Kopf schlägt Budget. Wir telefonieren ja häufiger und tauschen uns über mögliche weitere Strategien aus, und ich weiß, dass er nicht mehr als eine Stunde pro Tag für die Verbreitung seines Buchs einsetzt. Was er allerdings meisterlich versteht, ist der Einsatz des geschriebenen und gesprochenen Wortes – und das macht ihm Spaß! Ich glaube langsam, dass die Selbstständigen, die sich vor Social Media Marketing scheuen, ungern schreiben, Schultraumata haben und dass das der Haupthinderungsgrund ist: Die Angst vor dem eigenen geschriebenen Wort…
Das Buch bei amazon: Die Selbsttäuschung unserer Anspruchsgesellschaft