Christian Spließ: „Warum bekommt mein Konkurrent eigentlich immer einen Presseartikel in der Zeitung, während ich mit meinem Unternehmen trotz jeder Menge PR-Arbeit nie erwähnt werde?“ – Die Antwort auf diese Frage könnte in den 10 folgenden Todsünden der PR-Arbeit liegen. Dazu gehören Masse statt Klasse, ein fehlender Pressebereich oder PR ohne Social Media.
1. Masse statt Klasse
Online-Redakteure und Journalisten kennen das: Kaum öffnen sie ihre Emailpostfächer werden sie von PR-Mitteilungen, Nachrichten und Angeboten überflutet. Das Sortieren nimmt lästige Zeit in Anspruch und wenn dann dieselbe Pressemitteilung in dreifacher Ausfertigung in der Mailbox liegt, dann wird schnell der Lösch-Knopf gedrückt. Wenn dazu dann nur lauter Sprechblasen kommen und der Redakteur nicht weiß worum es geht…
Besser ist es sich vorher zu überlegen was man sagen möchte und wen man am Besten mit seiner Pressemitteilung erreicht. Wo sitzt die Zielgruppe für das Produkt? Und welcher Zeitungsredakteur ist für welches Ressort zuständig?
2. Absicht: Eins – Stil: Sechs
Wenn man auch nicht so elegant wie Goethe oder Schiller schreibt: Die Grundregeln der Orthographie sollten in einer Pressemitteilung unbedingt eingehalten werden. Wer sich für einen PR-Text keine Mühe gibt, dem wird leicht unterstellt dass er sich auch für sein Produkt nicht ins Zeug legt. Ebenso zu vermeiden sind lange Bandwurmsätze, unverständliche Formulierungen oder nach jedem Satz ein Absatz. Wer fehlerfreie und gute formulierte Informationen an die Redakteure verschickt erhöht die Chance, dass seine Botschaft gehört wird.
3. Pressebereich? Was ist das?
Interessiert sich der Journalist für ein Unternehmen wird er im Internet aller Wahrscheinlichkeit nach alle Informationen für seine Recherche zusammensuchen. Wenn das Unternehmen eine Homepage hat ist das schon ein Pluspunkt. Ungünstig aber, wenn auf dieser Homepage kein Bereich für die Presse vorhanden ist. Bilder, Zahlen, Fakten und Daten zum Unternehmen sollten auf jeden Fall auf einer Homepage für die Presse bereitgehalten werden. Denn Journalisten sind häufig knapp an der wichtigsten Ressource: der Zeit. Alles auf einen Blick parat zu halten ist hier von Vorteil.
4. Kein Nein akzeptieren können
Wer nicht felsenfest an sein Produkt glaubt, der ist kein guter Unternehmer. Allerdings sollte man auch ein „Nein“ eines Journalisten oder Redakteurs akzeptieren können anstatt ihn dann am Telefon noch stundenlang zu behelligen. Besser: Das „Nein“ zu akzeptieren und sich zu fragen, warum die Pressemitteilung nicht abgedruckt wurde. Vielleicht passte das Thema nicht? Der Redakteur war nicht der richtige Ansprechpartner? Die Form war falsch? Höfliches Nachfragen beim Journalisten hinterlässt nicht nur einen bleibenden Eindruck sondern kann auch helfen die nächste Pressemitteilung perfekt abzuliefern.
5. Aggro bis aufs Blut!
Wer ständig schreit wird ignoriert. Das ist im richtigen Leben so und auch bei der PR-Arbeit kann dies festgeschrieben werden. Wer zu aggressiv auftritt, der wird von keinem Pressevertreter mehr wahrgenommen werden. Wer eine Stunde nach der Mail zum Telefon greift um nachdrücklich nochmal den Journalisten auf die Nerven zu gehen – der sollte etliche Male tief durchatmen. Redakteure und Journalisten brauchen ihre Zeit, diese sollte man ihnen lassen. Es spricht nichts dagegen am Nachmittag nochmal nachzuhaken wenn eine Information am Vormittag verschickt worden ist. Bei der Themenflut verlieren Redakteure oftmals den Überblick darüber welches noch in der Warteschlange steht. Dennoch: Ein „Nein“ ist ein „Nein“ – aggressives Nachverhandeln bringt in diesem Fall nichts ein.
6. Social Media ist unnütz!
Twitter, Facebook und Co? Vollkommen irrelevant für das Unternehmen. Ging doch bisher auch ohne, warum sollte man ausgerechnet jetzt noch ein Blog einrichten oder sich in die Social-Media-Welt einarbeiten sollen? Nun, wenn man unbedingt Potential verschenkten möchte ist das genau die richtige Einstellung. Dabei ist die Informationsbeschaffung über Sozial Netzwerke heutzutage Standard, wer hier nicht auftaucht, der braucht sich über das Nichtbeachten seitens von Redakteuren nicht zu wundern. Natürlich sollte man jetzt nicht nur auf Social-Media setzen. Doch die Erweiterung der Kanäle für die Unternehmensanliegen ist heute wichtiger denn je. Wobei: Nicht jeder Web2.0-Dienst ist für jedes Unternehmen geeignet. Der Marketing-Mix machts.
7. Marketing und PR verschmolzen
Hier noch eine Prise Angebot, dort noch eine Spur von Hinweis – wer Marketing-Kampagnen plant, der ist schnell in der Versuchung selbst beim geringsten Telefonat noch seine tollen Angebote anzupreisen. Dabei sind Marketing und PR Werkzeuge, die sich ergänzen – eine Vermengung von beiden Methoden bringt dem Unternehmen nichts außer einem Haufen von verwirrten Kunden. Spricht man also mit Redakteuren sollte man sich an deren Niveau orientieren. Wer sein Gegenüber mit Fachbegriffen bombardiert, der wird sein Botschaft nicht an den Mann bekommen.
8. PR-Arbeit aus der Lameng
Also eigentlich hält das Unternehmen so gar nichts von der PR-Arbeit. Aber da alle das machen, muss mans ja auch mitmachen. Wobei man natürlich nur wenig Geld in die PR-Abteilung steckt, weil sie ja überflüssig ist, und Zeit hat man auch nicht dafür. Kein Wunder, wenn dann keine Reichweiten erzielt werden. Dabei ist PR im Kommunikationsmix eine notwendige und nötige Erweiterung, die ihre eigenen Vorteile hat. Sicherlich werden sich Erfolge vielleicht nicht von heute auf morgen zeigen, aber steter Tropfen höhlt den Stein.
9. PR-Mitteilungsbomben
Im Laufe der Zeit haben sich wichtige Kontakte ergeben, Geschäftspartner haben die Mails mitgeteilt und auch einige Bekannte sind als Multiplikatoren aufgenommen worden. Und alle stecken in einem einzigen Emailverteiler, der brav vom PR-Zuständigen mehrmals am Tag mit wunderbaren und vor allem vielen PR-Nachrichten gefüttert wird. Kein Wunder, wenn da manchmal entnervt gebeten wird eine Adresse aus dem Verteiler zu nehmen. Statt eines großen Mailverteilers empfehlen sich mehrere kleinere, die dann je nach Anlass bedient werden können. Die Tagespresse wird mit aktuellen Informationen beliefert, die Monatsmagazine bekommen Themenüberblicke und Journalisten ihre punktgenaue Pressemitteilungen. Ohne dass Kommunkationschaos entsteht.
10. PR-Konzept? Was ist das denn?
Wer wahllos Informationen an irgendwelche Mailadressen schreibt in der Hoffnung, dass diese wahrgenommen werden – der kann seine Informationen auch gleich als Flaschenpost in die Nordsee werfen. Die Wahrscheinlichkeit einen geeigneten Adressaten zu finden dürfte genauso groß sein. Ohne Konzept ist jeder PR sinnlos. Deswegen sollte vorher genau definiert werden, was man mit der PR-Arbeit erreichen möchte, welche Form man für welches Medium wählt und wann man welche Mitteilungen am Besten versendet. Natürlich sollte man auch im Unternehmen selbst klar kommunizieren und sich mit den Zuständigen möglichst vorher zusammensetzen.
Christian Spließ
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