Wohl jeder weiß in der Zwischenzeit, dass sich die Google Suchergebnisse je nach Suchendem unterscheiden. Durch Algorithmen wird das bisherige Verhalten des Nutzers gefiltert – und Google präsentiert die Ergebnisse, die nach diesen Filtern wünschenswert erscheinen. Bei Facebook entscheiden ebenfalls Algorithmen darüber, was man in der Chronik/ im Livestream zu sehen bekommt. Doch in diesen ganzen Filtersystem liegen Gefahren – wird der Einzelne durch „Filterblasen“ von vielen Informationen abgekapselt?
Eli Pariser ist ein Internetaktivist, der 2012 in seinem Buch „Filter Bubble – Wie wir im Internet entmündigt werden“ sich der Thematik angenommen hat, wie wir durch „Personalisierung“ immer mehr zum fremdbestimmten Werbemedium werden. Wir leben seiner Thesen nach in persönlichen „IP-Adressen-Ghettos“. Merken nicht, wie wir durch vorgefilterte Inhalte nur noch das lesen und sehen, was in unser Schema passt oder passen soll.
Ob bei YouTube, Google, Facebook – nicht wir entscheiden über Informationen sondern der große Unbekannte, der durch automatisierte Vorgänge unsere Welt immer mehr einengt. Welche Seiten haben wir besucht, welche Freunde haben wir, welche Schlüsselworte benutzen wir bei Facebook und Co – alle Regungen werden festgehalten, analysiert und verändern die Webinhalte.
Meine Meinung: Google hat als Reaktion auf das Buch schon gesagt, dass sich der Suchmaschinengigant bemüht, die Personalisierung auf wirklich relevante Bereiche zu begrenzen – zum Beispiel auf lokale Suchergebnisse bei „Pizza“. Warum sollte es auch im Interesse von Google liegen, uns zu fremdgesteuerten politischen Sektierern zu degradieren? Und selbst wenn, wie lange würde das gutgehen, bis die unzufriedenen Nutzer auf andere Suchmaschinen umsteigen und das Monopol von Google zuende ist?
Facebook hat ganz klar das Ziel, eine bestmögliche Werbeplattform im Rahmen sozialer Beziehungen zu sein. Das weiß man und wundert sich kaum noch darüber, dass der Livestream chaotisch, undurchschaubar und mit Werbung durchzogen ist. Viele Facebook Nutzer folgen vor allem noch ihren Lieblingsmarken und Nachrichtenseiten – mit Freunden steigt man um auf WhatsApp oder schreibt im Facebook Chat.
Twitter hat NOCH keine eigenen Filter, das große Plus des SMS-ähnlichen Netzes ist, dass die Nutzer selbst filtern. Fremdbestimmung würde den Charakter Twitters wahrscheinlich so beeinträchtigen, dass man weggeht. Bei YouTube ärgert mich die undurchsichtige Personalisierung der Suchergebnisse besonders, ich versuche es kaum noch und gehe lieber über Google mit der Videosuche.
Wir sind eingestiegen in einen Aufrüstungsstreit zwischen Nutzern und Anbietern, Bürgern und Machtstrukturen, Mitarbeitern und Unternehmen. Das Gleichgewicht des Schreckens schraubt sich immer höher – doch ich bin überzeugt davon, dass die vielen Menschen auf Dauer doch mehr Einfluss haben als Geld und Macht. Genau wie Kriege seit Vietnam nicht mehr durch Geld und mächtige Waffen zu gewinnen sind (nur unendlich viel Leid produzieren) können diese Manipulationsversuche zwar unendlich viel Leid anrichten – aber fremdbestimmte Menschen werden wir nicht. 🙂