Svenja Hofert: Langsam und organisch wachsen statt schnell untergehen

Christian Spließ: Die Zahl der Literatur, die das Thema Gründung behandelt, ist unübersehbar. Svenja Hoferts Buch „Das slow grow Prinzip“ jedoch sticht aus der Masse heraus, denn Svenja Hofert plädiert für langsames Wachstum statt schnellem Niedergang.

„Sie müssen eine Unternehmerpersönlichkeit sein!“ – „Sie müssen unbedingt wachsen, wachsen, wachsen!“ – „Sie brauchen einen Kredit für den Anfang!“ – Gründungsseminare hämmern diese und andere Maximen als die einzig richtige Wahrheit zum Thema Gründung in die Teilnehmer. Aber ab und an gibt es auch Gründer, die mit Schumpeter-Leitsätzen nichts anfangen können. Sie wollen anders gründen, sich eher wie ein Schmetterling entwickeln: Langsam, aber gründlich. Für diesen Typ von Gründer hat Svenja Hofert einen aufschlussreichen Ratgeber geschrieben. In 9 Kapitel erläutert sie, wie man langsam und sorgfältig, organisch wächst – wenn man es denn möchte.

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Dabei stellt sie richtig fest, dass es über die KMUs – die immerhin um die 95% der Betriebe in Deutschland ausmachen – keine Forschungsliteratur gibt. Die meisten Ratgeber orientieren sich an den Großen, an den Steve Jobs und Bill Gates dieser Welt. Das allerdings, so Svenja Hofert, sei manchmal gar nicht richtig. Viele KMUs sind Ein-Mann-Betriebe oder wollen erstmal keine Mitarbeiter einstellen sondern mit dem zufrieden was sie haben. Für sie wäre der traditioneller Weg „Denken – Businessplan – Umsetzen“ der falsche Ansatz. Als Alternative stellt die Autorin daher „Denken – Rechnen – Ausprobieren – Praxisplan“ vor. In diesem Modell wird erstmal die Geschäftsidee an sich ausprobiert bevor gegründet wird – dies können Pratika sein, mal eine Urlaubsvertretung übernehmen oder anderes. Auf diese Art und Weise stellt man fest, ob das, was man sich gedacht hat einem Spaß macht und als Geschäft funktionieren könnte.

„Vergessen Sie John Miner und 99 Prozent der Gründertests, denn diese berufen sich auf Klischees. Deutlich aussagekräftiger sind Persönlichkeitstests,“ geht Hofert mit den üblichen Vorangehensweisen ins Gericht. Man müsse nicht unbedingt eine Unternehmerpersönlichkeit sein um Erfolg zu haben. Sie empfiehlt daher als ersten Schritt den Big-Five-Test um festzustellen welche Persönlichkeit man ist – darauf aufbauend führt sie in den insgesamt neun Kapiteln des Fachbuchs Schritt für Schritt durch die Themen Businessplan – „vergessen Sie den!“ – erläutert ihre Idee der 100-Tage-Aktionen und bietet im Anschluss an die Theorie immer einen praktischen Teil, in dem das Wissen vertieft und auf das eigene Unternehmen angepasst werden kann. Wert legt die Autorin auf die Bildung von Netzwerken im Social Web. Sie erläutert die Vorteile von XING, Facebook und Co. für das eigene Modell und stellt einen expliziten Plan vor wie man durch Empfehlungsmarketing bekannt wird anstatt bei der Kaltaquise Blut und Wasser zu schwitzen.

Svenja Hofert stellt sich gegen die Tradition der Gründungsratgeber und Berater – dies wird ihr kaum Sympathien in diesem Bereich einbringen. Jedoch bietet ihr Buch eine gute Alternative für Gründer, die es langsam angehen lassen möchten anstatt gleich Microsoft zu sein.

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