Instagram startet Tool zu suizid-gefährdenden Inhalten in Europa

Junge Menschen fühlen sich häufiger überfordert vom Leben. Die Hormongewalt überwältigt Körper, Seele und Geist. Körperliche Veränderungen gehen nicht selten mit Verzweiflungszuständen einher. Versagensangst, Mobbing, Liebeskummer, sexuelle Frustrationen und Probleme mit der Familie kommen hinzu. Soziale Medien wie Instagram und TikTok können wie ein Brandbeschleuniger wirken, weil die Sehnsucht nach dem Tod sich womöglich verbreitet wie ein ansteckender Virus.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Instagram will nun auch in Europa mit einem Präventionsprogramm für Suizidgefährdete starten. Doch das ist wegen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht so leicht wie in den USA. Tatsächlich werden in den USA automatisch Instagram-Posts nach Auffälligkeiten durchsucht, die auf selbstverletzende Gedanken hinweisen.
IT-daily.net vom 11.11.20

Warnzeichen können Pillen-Emojis sein oder bitterlich weinende Emojis. Aber auch auffällig viele melancholische Schwarzweißfotos, Wordings und Kommentare bei anderen suizidgefährdeten Instagram-Nutzern können darauf hinweisen, dass ein junger Mensch sich nach dem Tod sehnt.
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In Europa wird zunächst das Instagram-Präventionsprogramm ohne den Einsatz von Algorithmen gestartet. Auffällige Posts und Kommentare können von anderen Usern dem Portal gemeldet werden. Danach erhält der Gefährdete Hinweise, wie er oder sie sich helfen lassen kann von offiziellen Stellen.

Außerdem will die Mutterfirma Facebook dafür sorgen, dass selbstmordgefährdende Inhalte schneller und zuverlässiger gelöscht werden als bisher. Noch vor Kurzem ging eine Selbsttötung durch die Medien, bei der sich ein Mann bei Facebook im Livestream tötete und dieses Video schnell über andere Nutzer seinen Weg zu TikTok fand. Es dauerte viel zu lange, bis das grausame Video endgültig von der Plattform verschwand – immer wieder versuchten andere TikTok-User, es wieder hochzuladen.
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Im Schnitt bringen sich täglich in Deutschland zwei junge Menschen zwischen 10 und 25 Jahren um. Selbsttötungsversuche gibt es rund 20 am Tag. Das ist zwar im weltweiten Vergleich eine relativ geringe Zahl, doch es kann nicht hingenommen werden, dass sich womöglich durch Chats und Gruppen in sozialen Medien die Zahl der erfolgreichen Suizide steigert. So wie man zum Drogenkonsum durch Vorbilder verführt werden kann, kann auch eine solche Verzweiflungstat als „Vorbild“ oder „Anleitung“ dienen.
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Insgesamt liegt das durchschnittliche Alter von Selbsttötungen bei Anfang 50. Frauen greifen weitaus seltener zu diesem Entschluss als Männer. Bei Jugendlichen ist die erfolgreiche Intervention natürlich viel erfolgsversprechender als bei älteren Erwachsenen, So rasch lässt sich an der Verzweiflung etwas ändern – lässt sich Verzweiflung in überschäumende Freude verwandeln – und eine Depression kann im Rückblick als wichtige Station für ein gesundes Selbstbewusstsein und die Kunst der Selbstwirksamkeit erkannt werden. Bloß nicht umbringen, es ist viel zu endgültig für ein wachsendes Pflänzchen!

Ob wir uns wünschen sollten, dass die sozialen Netzwerke und digitalen Weltkonzerne ihre Machine Learning Algorithmen auch in Europa einsetzen können, um suizidgefährdete Jugendliche aufzuspüren, ist schwierig. Doch eins ist klar: Sollte diese Schleuse zur individuellen psychischen Einstufung jeden Users von Instagram, Facebook, TikTok, Snapchat, YouTube und Co geöffnet werden, wird das nicht nur für spontane Hilfsangebote bei Verzweiflung genutzt.

Leben retten oder auf Privatsphäre bestehen: Bei solchen Fragen sind wir natürlich alle berührbar. Menschliches Mitgefühl ist stärker als der Anspruch auf Freiheit von Gefühlen, Gedanken, Worten und Taten. Wir werden sehen – ich denke, wir landen sehr bald in einer transparenten Welt.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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