Alle Welt spricht über Influencer im Social Web. Influencer sind Vertrauenspersonen, die mit ihren Themen und ihrem Charisma Fans an sich binden bei YouTube, Instagram, mit Blog, Podcast und Co. Influencer verdienen ihr Geld mit Marken, die ihnen Geld zahlen für Empfehlungen und Produktwerbung. Es ist also nicht so leicht, ein erfolgreicher Influencer sein: Man braucht eine gute Nische, enormen Unterhaltungs- und Identifikationswert, man braucht ein riesiges Netzwerk, viele Fans – und man braucht Ressourcen, um genügend guten Content zu produzieren und die Geschäftsbeziehungen mit Marken zu gestalten. Heute sind Influencer meist sehr jung – doch es könnte sein, dass mit zunehmendem technischen Verständnis auch Ältere diese Geschäftsidee für sich entdecken – und mal ehrlich: Warum nicht!
In einem meiner letzten Weiterbildungen zum Social Media Manager haben wir im Plenum ein kleines Brainstorming veranstaltet zu Themen, die sich für 50+ Influencer eignen könnten. Die in der Kürze gesammelten Stichworte waren zwar schon etwas deprimierend (meist handelte es sich um Ideen rund um Krankheitsvorsorge und Vermögensweitergabe), doch nach und nach kamen auch einige lebensbejahende, innovative und witzige Nischenthemen hinzu. Abgesehen davon, dass tatsächlich der Markt rund um Gesundheit und Vermögen riesig ist! Und dieser Markt tatsächlich vor Allem ältere Menschen anzieht, die sich naturgemäß mehr mit Krankheit und Tod beschäftigen als junge, kraftstrotzende Mittwanziger.
Natürlich gibt es schon Ausnahmeerscheinungen, die im Bereich Mode, Reisen, Lebensführung und Wellness über YouTube, Blog und Facebook als reife Persönlichkeiten Menschen anziehen, doch noch sind viele ältere Menschen nicht vertraut genug mit den neuen Medien, um zum Beispiel einen YouTube-Kanal zu abonnieren oder gezielt mit Blogs, Podcasts und sozialen Netzwerken zu jonglieren. Doch das ändert sich gerade enorm! Sieht man die Statistiken an, wird deutlich, wie sich die Älteren, die sich zugegebenermaßen lange gegen das soziale Internet gesträubt haben in Deutschland, souveräner werden und den Spaß daran gewinnen. Denn hat man einmal die doch sehr schlichte Funktionalität verstanden, entdeckt man immer mehr tolle Schätze, Kontakte, Netzwerke und vor Allem: Wissen!
Influencer werden mit 50+?
Nun kann man einwenden, dass es unanständig ist, Geld zu verdienen, indem man mit Marken Kooperationsverträge schließt, doch das ist zu kurz gedacht. Natürlich ist es illegal und betrügerisch, solche Kooperationen vor den Fans und Lesern zu verheimlichen – doch hier schreitet der Gesetzgeber immer mehr ein. Es hagelt Abmahnungen gegen Schleichwerbung-Praktizierer – und Facebook und Co sperren auch immer häufiger Accounts, die sich betrügerischer Content-Publikation bedienen.
Fans und Follower haben meist kein Problem damit, wenn ihre Vorbilder und Creator über Werbung Einnahmen tätigen. So lange es öffentlich und transparent ist, kann es sogar sehr hilfreich sein, wenn ein Influencer sozusagen als „Vorkoster“ Produkte testet und empfiehlt. Schließlich wollen die Leute konsumieren! Sie wollen Empfehlungen und wollen nachvollziehbare Produktvorführungen, und eine Marke mit Eigenwerbung genießt da weit weniger Vertrauen bei den Konsumenten als ein Influencer, der als Experte und Markenbotschafter Produkte testet, erklärt, und Fragen dazu beantwortet.
Also los, liebe ältere Freunde! Ob Schönheit, Weisheit, Gesundheit, Fitness, Kultur, Reisen, Kochen, Vermögen oder Wissenschaft – es gibt so viele Bereiche, in denen Ältere einen Persönlichkeitsbonus gegenüber Jungen besitzen – und vielleicht auch viele junge Zuschauer anziehen, weil ein alter Baum „knorriger“ und „kantiger“ ist als eine junge Pflanze. Gerade jetzt ist eine gute Zeit, so ein Hobby aufzubauen – noch drei, vier Jahre, dann sind die Senioren vertraut mit dem Netz. Und dann könnte so ein Business die Rente aufbessern – nur Mut!
Horizont.de vom 16.8.17: Studie zeigt, dass Influencer nicht nur bei Teenies Erfolg haben