Wie viele Kinder unter 13 Jahren nutzen eigentlich schon ein Smartphone? Speziell an diese Altersgruppe der Kinder von 5 bis 12 Jahren richtet sich die „Lego Life“ App, die es den Kindern ermöglicht, sich miteinander zu verbinden und ihre Lego-Kreationen miteinander zu teilen. Auf Sprache wird bewusst verzichtet, so dass auch die Kleinsten schon ihre Kunstwerke per Foto posten können, anderen Lego-Creatorn folgen, mit Lego-Emojis kommentieren – und natürlich einen eigenen Lego-Avatar erstellen können. Auf Persönlichkeitsschutz wird extrem viel Wert gelegt. Die App wurde gemeinsam mit der Kinderhilfsorganisation Unicef konzipiert. Klarnamen sind nicht möglich, auch in Bilder und Videos können keine Legostein-ferne Elemente eingefügt werden.
Wie würde ich als Mutter kleiner Kinder heute entscheiden?
Ich habe mich gefragt, wie ich wohl heute als junge Mutter entscheiden würde, wenn mein fünfjähriges Kind Interesse an meinem Smartphone oder am Familien-Tablet zeigen würde. Würde ich es grundsätzlich verbieten nach dem Grundsatz „Mobilgeräte kommen nicht in Kinderhände unter 12 Jahren“? Oder würde ich dem Kind mein altes Smartphone als Spielzeug überlassen – aber die Nutzung des Internets grundsätzlich abschalten und das Ganze per Kindersicherungs-App absichern? Oder würde ich mich grundsätzlich neben mein Kind setzen, wenn es mit dem Tablet oder Smartphone spielt, so wie man sich beim TV früher immer nur gemeinsam mit den Kindern ganz bestimmte Sendungen angeschaut hat wie „Sendung mit der Maus“? Würde ich per Dekret ganz bestimmte Minutennutzungs-Budgets festlegen wie altersgerechte Taschengeld-Budgets?
Ich vermute, ich würde nach einem Weg suchen, der zum Einen das Selbstbestimmungsrecht des Kindes so weit wie möglich respektiert und zum Anderen die Eroberung der haptischen Welt und des eigenen Körpers so weit wie möglich fördert. Ich würde nach Lösungen suchen, um die digitale Kompetenz des Kindes so früh wie möglich zu fördern, und ich würde nach Lösungen suchen für die Risiken der Sucht, die das Kind zum abhängigen Consumer erzieht und das eigene Denken, Fühlen und Entscheiden verkümmern lässt.
Und ich würde versuchen, so zu wohnen, dass das Kind auch abseits von Kita und Schule ungestört mit seinen Kameraden spielen kann – ohne die permanente Kontrolle durch Erwachsene. Was für eine Aufgabe! Keine Ahnung, wie ich die bewältigen sollte. Früher war es definitiv einfacher, Kinder zu begleiten.
Ab wann haben Kinder heute Handys?
In einer sehr interessanten Studie zu „Jugend – Aktivitäten – Medien“ aus der Schweiz wurde ermittelt, dass im Alter von 12 – 19 Jahren schon 99 Prozent aller Schweizer Kinder und Jugendlichen ein Mobiltelefon besitzen. Logisch, die Eltern können über die mobile Verbindung zum Kind ja auch immer sofort wissen, wenn etwas passiert ist und das Kind womöglich Hilfe braucht. Doch wenn es mit 12 Jahren schon so gut wie alle Kinder sind, die ein Smartphone besitzen – wie viele sind es dann mit zehn, acht, sechs Jahren? Haben Eltern nicht im selben Moment das Bedürfnis, über eine „elektronische Nabelschnur“ mit den Kindern verbunden zu sein, wenn diese ungeschützt in die Welt ziehen? Zum Beispiel allein in die Grundschule gehen?
Ich habe bisher keine aktuellen Studien gefunden, die mich über das Smartphone-Eintrittsalter von Kindern aufklären – nur viele Warnungen, die auf die vielen Gefahren aufmerksam machen, denen Kinder durch das Internet ausgesetzt sind. Das ist ja auch auf alle Fälle richtig, doch heißt es, dass man bis zum Alter von zwölf Jahren den Gebrauch streng untersagt – und dann zum zwölften Geburtstag das Smartphone feierlich überreicht wie früher die Armbanduhr zur ersten heiligen Kommunion?
Lego Life – das erste soziale Netzwerk für Kinder von fünf bis zwölf Jahren
Ich war vor Kurzem auf dem Geburtstag eines Freundes gemeinsam mit einer Grundschulschülerin, die das Down-Syndrom auszeichnet. Ihre (sehr respekt- und liebe volle Mama) hat dem Mädchen schon vor einiger Zeit ihr eigenes altes Smartphone überlassen – und Melina zeigte mir, wie sie es nutzt. Keine Frage, ihr Smartphone war ihr allerliebstes Spielzeug, und ich verstand schnell, warum. Melina hatte dort all ihre Lieblingsfotos von der Familie, von Urlauben und Freunden. Sie fotografiert auch selbst sehr gern und wird langsam immer besser. Mit einer Bildbearbeitungs-App hat sie schon einiges Geschick entwickelt, um auch aus ungelungenen Schnappschüssen noch etwas herauszuholen.
Über ihr geliebtes Smartphone lernt sie auch, ihre Fähigkeiten in Schreiben, Rechnen und Lesen zu verbessern – ohne Druck, ohne Noten – einfach durch Spaß. Die kleinen, etwas gehandicapten Finger haben erstaunliche Souveränität dabei entwickelt, sich auf dem komplizierten Gerät in Windeseile zurechtzufinden. Natürlich hört Melina auch sehr gern Musik (manchmal zum Leidwesen ihrer Umgebung 😉 ), sie schaut kleine Kinderclips und hört Hörbücher.
Ich war total fasziniert davon, wie dieses nun achtjährige Mädchen mit Down-Syndrom ihr Potential weiter ausbauen kann durch ein vier Jahre altes einfaches Smartphone, auf dem bewusst ganz bestimmte Apps installiert wurden von ihrer klugen Mutter – und das nicht auf das Internet zugreifen kann. Als ich nun heute morgen von der „Lego Life“ App las, konnte ich mir schon gut vorstellen, welche Freude Melina haben wird, mit Lego zu bauen, ihre Werke zu posten und sich über die App mit anderen Kindern und Lego-Begeisterten zu vernetzen.
Ich würde mir wünschen, dass wir konstruktiv darüber nachdenken würden, wie wir Kinder so früh wie möglich an die digitalen Möglichkeiten heranführen können, ohne ihren Bewegungsdrang und ihre haptische Erlebniswelt einzuschränken. Selbstbestimmt, kreativ, IT-affin und sozial kompetent, das wäre mein Traum. Falls Lego da nun einen kleinen Beitrag zu geleistet hat und sich „Lego Life“ tatsächlich zum weltweiten Social Network für Kinder entwickeln würde, wäre ich froh. Doch dafür braucht man dann ja wieder Internet – ich weiß immer noch nicht, wie ich mein Kind konstruktiv diesen Webzugang ermöglichen kann. Nur bestimmte Seiten zulassen? Nur über Apps – aber nicht über den Browser? Ich habe keine Ahnung wie das geht…
Quelle: Mobilegeeks.de – Lego Life, das soziale Netzwerk für Kinder