Keine Frage, Bekanntheit kann sehr nützlich sein. Um Ziele zu erreichen und Produkte zu verkaufen, müssen diese gefunden und verstanden werden, sonst bleibt man allein. Und doch achten zum Beispiel Einzelhändler und Gastronomen im analogen Leben darauf, dass sie nicht zu viele „Fans“ anziehen. Fans wollen vielleicht etwas geschenkt bekommen, wollen Liebe, Aufmerksamkeit, wollen unterhalten werden, wollen sich vergnügen – doch wollen sie auch Kunden werden? Warum bloß sind wir beim Social-Media-Marketing so verrückt auf Viralität? Warum Likes sammeln, wenn diese Anerkennung von Nutzern stammt, die nur gut unterhalten werden wollen?
Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Social Media wurde lange angesehen als Chance, mehr Sichtbarkeit zu erhalten. Besucher aus sozialen Netzwerken kommen auf die Website bzw. auf den Shop. Sie teilen vielleicht sogar Inhalte in ihren Profilen – und in gewissem Umfang sind Social-Media-Aktivitäten auch für die Google Ergebnisse nützlich. Man wird gefunden, man zeigt die eigene Bedeutung.
Zwischenzeitlich ist jedoch das Web so überfüllt mit Content (der zunehmend sogar künstlich erstellt ist und sich in unglaublicher Geschwindigkeit weiter vermehrt), dass sich die Ziele und Strategien im Social-Media-Marketing umorientieren. Wie onlinemarketing.de es so schön betitelt: „Wer heute noch Likes zählt, ist selbst schuld“.
Markenbekanntheit
Markenbekanntheit kann ebenfalls sehr nützlich sein. „Love-Brands“ sind Marken, die auf sozialen Netzwerken Communitys um sich scharen, die ähnlich motiviert sind wie Fans von Musikbands oder TV-Stars. Diese Marken wie L’Oréal, Gucci oder Lego nutzen Social Media, um ihren Fans immer neue Leckerli zu bieten. Die Botschaft heißt „Ich bin immer um Dich herum, Du gehörst zu dieser Marke – zusammen sind wir unschlagbar“.
Zwar können nicht alle Marken Love-Brands sein, doch sogar Anwälte können über Socia Media zu Pop-Stars werden. Wir kennen @herranwalt auf Tiktok und Christian Solmecke auf YouTube. Es nützt ihrem Business sehr viel, dass sie so bekannt sind. Die Kanzlei Wilde Beuger Solmecke etwa ist durch den Social-Media-Erfolg von Christian Solmecke enorm gewachsen!
Kurz und gut, Social-Media-Viralität kann das Beste sein, was im Business passieren kann – es kann aber auch zum Stolperstein werden…
Anerkennung
Nicht nur Menschen, auch Unternehmen streben nach Anerkennung – so ein Unternehmen scheint irgendwie auch nur ein Mensch zu sein 😉 doch Anerkennung ist durchaus trügerisch. Wenn das Volk applaudiert, ist das Volk womöglich im nächsten Moment bereit, auszubuhen oder sogar zu vernichten. Wir sehen es zurzeit bei Fynn Kliemann, der vom ethischen Vorbild in nur einer einzigen Nacht zum verachtenswerten Subjekt wurde. Anerkennung ist wahrlich trügerisch…
Wachstum, Stabilität und Handlungsautonomie
Mein Tipp: Bleibt cool. Überlegt genau, welche Maßnahmen Euch am wirksamsten dabei unterstützen, Wachstum, Stabilität und Handlungsautonomie zu erreichen. Denkt immer daran, wie gern das Volk ihre Idole vom Sockel stürzt.
Social Media ist eine Kommunikationsform, die unersetzbare Vorteile mit sich bringt:
- Kundenservice, der öffentlich sichtbar ist
- Produkte vorstellen, erklären, anpreisen
- Aktionen, Rabatte, Innovationen etc. verbreiten
- Einblicke in das Unternehmen geben
- Die Arbeitgebermarke stärken
- Das eigene Team/ die Belegschaft stärken durch Storys, Gespräche und Informationen
- Netzwerke vergrößern, Stakeholder binden
Die Fynn Kliemann Story
Fynn Kliemann ist in kürzester Zeit komplett demontiert worden durch die Öffentlichkeit. Ich selbst kann nur sagen, es tut mir unendlich leid. Wir alle können durch sein Schicksal (und das Schicksal seiner Liebsten) lernen: Es ist verführerisch, ein viraler Social-Media-Star zu sein – doch es ist auch lebensgefährlich…
Rezo beschreibt in zwanzig Minuten, was mit Fynn Kliemann und dem Kliemannsland seit dem Magazin Royale Beitrag Anfang Mai 2022 passiert ist. Es sollte uns allen eine Lehre sein: Anerkennung der Massen ist durchaus riskant…