Viertes Quartal 2019: Facebook wächst und wächst und wächst

Man sollte doch meinen, dass Facebook so langsam eine Marktsättigung erleben müsste. Schließlich ist das soziale Netzwerk weltweit verbreitet (bis auf China) – und bei knapp acht Milliarden Erdenbewohnern sind zwei Milliarden Facebook Nutzer doch wahrlich ein imposanter Anteil. Doch tatsächlich zeigen die Quartalsergebnisse der letzten Monate in 2019, dass der höchste Quartals-Gewinn seit Beginn eingefahren werden konnte. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer stieg ebenfalls weiter: Nun auf 2,497 Milliarden Menschen. Täglich sind weltweit 1,657 Milliarden Nutzer auf Facebook unterwegs.  (Quelle Thomas Hutter) Wie passt das zusammen mit dem viel beschworenen Ruf „Facebook ist tot“?

Der Gartner Hype Circle für technische Innovationen

Bei jeder technischen Innovation gibt es dieser Theorie nach fünf verschiedene Phasen, die mehr oder

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weniger zwangsläufig aufeinander folgen.

  1. In der ersten Phase sind zunächst nur die „Early Adopters“ bereit, das Neue zu testen und anzuwenden. Diese kleine Gruppe von begeisterten Pionieren zeichnen sich dadurch aus, dass sie risikobereit sind und dass sie weniger Wert auf Sparsamkeit legen als auf die Erforschung neuer Möglichkeiten. Early Adopters sind gern anders als der Mainstream. Sie sind bereit, sich intensiv mit der Innovation auseinanderzusetzen und nehmen in Kauf, dass sie womöglich Geld und Zeit verschwenden, wenn sie sich auf das „Neue“ stürzen. Unternehmen brauchen bei jeder echten Innovation diese frühzeitigen Anwender. Denn die Masse läuft bekannterweise den Pionieren hinterher.
  2. In der nächsten Phase breitet sich die Innovation weiter aus. Das Vertrauen und die Bereitschaft zur Nutzung steigen. Die bewunderten Early Adopters (Meinungsführer, Optimisten, Abenteurer, Jugendliche, Elitäre) werden nachgeahmt. Auch die Zögerlichen verstehen mit der Zeit, dass sich die Anschaffung bzw. der Gebrauch lohnen. Doch der Enthusiasmus hält nicht ewig. Nicht nur dass überzogene Erwartungen an die Innovation gestellt werden – es kommen auch immer mehr Profiteure in den Kreis, die dem Ganzen die Unschuld rauben.
  3. In Phase drei folgt die Desillusionierung. Ähnlich wie bei persönlichen Change-Entscheidungen erleben die Nutzer von technischen Innovationen, dass es neben den großartigen Vorteilen auch Nachteile und Risiken gibt. Beim „Gartner Hype Circle“ wird diese Phase das Tal der Tränen genannt. Man ist ja so enttäuscht!
  4. Phase vier: Nun beginnt die eigentliche Etablierung der neuen Technologie. Dem medialen Hype und den enthusiastisch überzogenen Erwartungen folgt nun eine sachliche Auseinandersetzung mit der Neuerung. Vorteile und Nachteile werden miteinander abgewogen, man gewinnt an Verständnis und einem selbstbestimmt „erwachsenen“ Umgang mit der Technologie. Eine Weiterentwicklung der Innovation ist wahrscheinlich.
  5. In der letzten und fünften Phase ist die Innovation etabliert und kann sich anhand von Produktivität und Nützlichkeit weiter entwickeln. Die Menschen haben sich daran gewöhnt und leben damit. Egal, ob eine technische Innovation (wie das World Wide Web oder das Smartphone) ein Massenphänomen ist oder sich in einer Nische befindet – irgendwann ist es soweit, dass auch die letzte Zweifler die Veränderung akzeptieren (oder die Innovation verschwindet wieder vom Markt). Ab jetzt kann gelassen damit gearbeitet werden. Neue Produkte werden angesiedelt – Diversifikationen in alle Richtungen können bei Bedarf erfolgen.

Facebook ist immer und immer wieder ins „Tal der Tränen“ gerutscht. Das liegt nicht nur an der Geschäftspolitik von Marc Zuckerberg und seinen Partnern – sondern auch daran, dass dieses innovative Kommunikationsinstrument einen der sensibelsten Bereiche des Mensch Seins betrifft: Von dem Austausch tiefer Gefühle bis hin zu skrupelloser Geschäftemacherei und endloser Zeitverschwendung ist bei Facebook alles vorhanden. Kein Wunder, wenn sich viele Menschen danach sehnen, Facebook sei tot…

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Jugend und ihre Rolle als Early Adopters

Im Internet gehen die jungen Menschen den älteren voran. Nicht nur, dass Jugendliche eine höhere Kommunikations- und Beziehungsdichte brauchen – sie sind auch unbekümmerter und risikobereiter als Ältere. Junge Leute wollen gern unter sich sein und meiden meist eine zu starke Verknüpfung mit der Welt der Eltern und der erwachsenen Umgebung. Kein Wunder, da diese Erwachsenen in der Regel glauben, alles besser zu wissen als der Jugendliche.

So wanderten die Jugendlichen bisher von StudiVZ und MySpace zu Facebook und Twitter – von Facebook zu Snapchat – von Snapchat zu Instagram – und nun auch zu TikTok. Doch fragt man junge Leute stellt man erstaunt fest, dass Facebook zu etwas Selbstverständlichem geworden ist. Zwar hat die Häufigkeit des Postens sehr abgenommen – doch das tägliche Scrollen durch den Newsstream ist normal. Facebook ist nicht mehr interessant – es ist Alltag.

Ist Facebook tot?

Facebook ist ein hoch innovatives Unternehmen. Ständig verändern sich die Hauptprodukte des Konzerns: Facebook, Instagram, WhatsApp und der Facebook Messenger kennen keinen Stillstand. Von Kultur zu Kultur etablieren sich andere Vorlieben und Nutzungsgewohnheiten. Die Produktmanager arbeiten unermüdlich daran, die Menschen so lange und häufig wie möglich an ihre Produkte zu binden.

Ich selbst vermute, dass Facebook sich Schritt für Schritt zur täglichen Informationsquelle entwickeln wird – der private Austausch findet ja doch besser auf WhatsApp statt. Lokale und überregionale Nachrichten, passende Sonderangebote, Veranstaltungen, News von Freunden, Gruppendiskussionen und unterhaltsamer Content werden Facebook zu einer Art Tageszeitung werden lassen. Kostenfreie und kostenpflichtige Angebote und Abonnements werden je nach Interessenslage kombiniert, Facebook wird so selbstverständlich wie Telefon oder Mobilität.

Die weltweiten Facebook-Nutzerzahlen können kaum noch wachsen – der Umsatz schon. Wir dürfen darauf gespannt sein, wohin die Reise geht. Und wer weiß, vielleicht löst ja doch ganz plötzlich eine technische Innovation den Kommunikationsgiganten ab – wirklich wissen kann das niemand….

Quelle: Thomas Hutter – Facebook Quartalszahlen 4. Quartal 2019

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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