Studie zu Websites der Industrie in Südwestfalen: Karriereseiten unfindbar?

Am 19. Februar 2015 hatte der agsw (Arbeitgeber Südwestfalen) Industrieunternehmen aus der Region Südwestfalen eingeladen, um die Ergebnisse einer Employer Branding Studie zu präsentieren, welche die Findbarkeit von Karriereseiten und Aktivitäten im Bereich Personalmarketing untersuchten. Professor Dr. Peter Vieregge erläuterte als Leiter der Studie (Institut Clustermanagement) die Ergebnisse, Social Media Expertin Eva Ihnenfeldt zeigte, welche Trends im Personalmarketing im Internet bei Bewerbern und Arbeitgebern zu beobachten sind.

Employer Branding bei südwestfälischen Unternehmen

Gerade für die industriell dicht besiedelte Region Deutschlands (und beschäftigungsmäßig stärkste und

Dr. Paul Compes (agsw) und Prof. Dr. Peter Vieregge präsentierten die Studienergebnisse

Dr. Paul Compes (agsw) und Prof. Dr. Peter Vieregge präsentierten die Studienergebnisse

wichtigste Industrieregion!) in Südwestfalen/ Sauerland/ Märkischer Kreis ist es schwierig, über Google Sichtbarkeit zu erlangen. Die weit über 2.000 mittelständischen Unternehmen haben ihre Standorte in kleinen Städten, die kaum bekannt sind. Schalksmühle, Altena, Plettenberg, Lüdenscheid, Iserlohn… Welcher junge Mensch kommt auf die Idee, dort nach einer Anstellung als Ingenieur zu suchen – oder dort ein Duales Studium anzustreben?

Facharbeitermangel: Da die „Hidden Champions“ kaum über das Internet findbar sind, wird für die vielen dringend benötigten Facharbeiterstellen vor Allem eigener Nachwuchs ausgebildet. Doch die erreichbare Jugend muss im Umkreis von wenigen Kilometern wohnen, um das Werk erreichen zu können – welcher 17-Jährige würde schon in eine sauerländische Kleinstadt umziehen, um dort eine sehr gut bezahlte Ausbildung zum Industriemechaniker, Mechatroniker oder Werkzeugmacher zu beginnen? Und wie soll er oder sie überhaupt von den attraktiven Möglichkeiten erfahren?

P1010675Eva Ihnenfeldt erläuterte in ihrem Vortrag, dass durch das Internet ein fast undurchschaubarer Dschungel an Stellenangeboten entstanden sind. Jobportale, die Agentur für Arbeit, Xing, soziale Netzwerke und Unternehmens-Karriereseiten buhlen um Aufmerksamkeit, um aus möglichst vielen Bewerbern passende auswählen zu können.

Bewerber hingegen entscheiden immer mehr nach emotionalen Kriterien, wo sie sich ernsthaft bewerben wollen. Sie prüfen alle verfügbaren Seiten, soziale Netzwerke und Content im Web, um einen möglichst transparenten Eindruck von der Atmosphäre und den Leistungen des Unternehmens zu erhalten. Vor Allem Xing ist ein wichtiger Faktor geworden, um in Kontakt zu kommen.

„Metropolen und Marken“, das sind die Wunscharbeitgeber bei Hochschulabsolventen. Um sich gegen die attraktiven Mitbewerber um gutes Personal durchzusetzen, müssen Industriebetriebe aus Südwestfalen zeigen, was sie zu bieten haben: Von flachen Hierarchien über gute Fortbildungsangebote bis hin zu einer familiären persönlichen Arbeitsatmosphäre, die Raum für Entfaltung und freundschaftlicher Zusammenarbeit bietet.
Eva Ihnenfeldt: Wie man Fach- und Führungskräfte gewinnt

Aufbau der Studie „Employer Branding Industrie Südwestfalen“

agsw_Employer_Branding_2Anschließend erläuterte Professor Vieregge die Ergebnisse der Studie, bei der 579 agsw-Mitglieder Domains untersucht worden waren. Insgesamt bedeutete das ein Volumen von 3.300.000 einzelne Webseiten. Untersucht wurde die generelle Suchmaschinen-Sichtbarkeit, die Nutzung relevanter Keywords im Bereich Personal – und die Zusammenhänge mit Social Media, Xing und dem Arbeitgeberbewertungsportal kununu.

Vier Hürden müssen Unternehmen im Web bewältigen, wenn sie effektiv mit dem Internet arbeiten wollen.

  • Technische Sichtbarkeit (Ladezeiten, Google-Indexierung, Server, Onpage-Optimierung…)
  • Keywordnutzung, die relevant ist für Suchende
  • Seiten erstellen, die bei den relevanten Keywords unter die Top 100 bei Google erschienen
  • Seiten vorweisen, die zu Personalthemen bei den Google Top 100 erscheinen

In der Studie wurde Folgendes bei den 579 Mitgliedsunternehmen gemessen

  • Wie sichtbar war und ist die Website an sich
  • Was sind relevante Keywords: Wie oft wurde nach den relevanten Keywords monatlich gesucht?
  • Wie wertvoll bei Google Adwords sind die relevanten Keywords?
  • OVL: Wie oft ist das Unternehmen in den Suchmaschinen vertreten?
  • Wer sind die wichtigsten Wettbewerber, die für die gleichen Keywords ranken?

Ergebnisse der Website Employer Branding Studie im Überblick

Grundsätzlich kann man feststellen, dass die Unternehmenswebseiten am besten abschneiden, welche Produkte für Endverbraucher produzieren wie Armaturen, Leuchtsysteme, Metallzäune… Dadurch dass sich auch Privatmenschen für die Produkte interessieren, ist der Traffic höher – es wird weit mehr „gegooglet“.

Doch insgesamt ist das erschreckende Ergebnis: „Die Masse der Industrie in Südwestfalen ist im Internet so gut wie nicht findbar“.

Außerdem präsentieren sich viele Unternehmen auf ihrer Website überhaupt nicht als Arbeitgeber. Prof. Peter_Vieregge_Employer_Branding_2Peter Vieregge zeigte, wie man mit einigen einfachen Tests selbst prüfen kann, ob man zu Themen wie „Jobs“, „Ausbildung“, „Stellenangebot“ überhaupt bei Google gelistet ist.

Erschreckend ist auch, dass Südwestfalens Industrie kaum in sozialen Medien vertreten ist. Zwar haben so langsam immer mehr Personal-Mitarbeiter ein Xing-Profil, doch es ist nicht verbunden mit der Unternehmenswebsite und wird nicht für Recruiting und Employer Branding genutzt.

Wie wird im Web nach Stellen gesucht?

Google Suche PlettenbergDas Wort „Jobbörse“ wird monatlich 2.240.000 Mal bei Suchmaschinen gesucht. Ebenfalls das Wort „Jobs“. Im Singular „Job“ fällt mit 550.000 Suchanfragen enorm ab. „Stellenangebote“ ist mit 301.000 Suchbegriffen vertreten – „Stellenangebot“ nur mit 5.400 Suchanfragen! Professor Peter Vieregge empfahl, mal bei Google den eigenen Standort zu ergooglen und mit verschiedenen Jobbegriffen zu verknüpfen.

Das Institut Clustermanagement hat dem agsw ein Tool individualisiert zusammengestellt, mit dem Verbands-Mitgliedsunternehmen der angeschlossenen Arbeitgeberverbände ihre Bewertungsergebnisse im Web prüfen können – sowie personalrelevante News für das eigene Unternehmen (z.B. wenn Abiturienten aus der Region einen Forschungspreis gewonnen haben).

35 Personalverantwortliche und Unternehmer waren zu der agsw-Veranstaltung gekommen und diskutierten im Anschluss noch lange mit den Experten. Nur etwa ein Fünftel der Anwesenden nutzen kommerzielle Jobbörsen für die Personalsuche, fast alle beschränken sich auf das Portal der Agentur für Arbeit. Etwa ein Drittel unterhalten Facebook-Fanpages. Google Analytics oder vergleichbare Analysetools werden nur von sechs der vertretenden Unternehmen eingesetzt. Der agsw will in Zukunft Workshops anbieten, in denen der Aufbau von Employer Branding und internetbasiertem Recruiting aufgebaut werden kann.

Eva_Ihnenfeldt_Paul_Compes_agsw

Vielen Dank an des agsw, der sich intensiv um die Personalangelegenheiten der Verbandsmitglieder durch Weiterbildungen, Studien und andere Angebote kümmert

 

 

 

One thought on “Studie zu Websites der Industrie in Südwestfalen: Karriereseiten unfindbar?

  • Reply Newsletter der SteadyNews vom 24. Februar 2015 - Steadynews | Steadynews 10. März 2015 at 11:29

    […] Studie zu Websites der Industrie in Südwestfalen: Karriereseiten unfindbar? Am 19. Februar 2015 hatte der agsw (Arbeitgeber Südwestfalen) Industrieunternehmen aus der Region Südwestfalen eingeladen, um die Ergebnisse einer Employer Branding Studie zu präsentieren, welche die Findbarkeit von Karriereseiten… […]

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