Vor wenigen Tagen wurde öffentlich publiziert, dass von 24.000 Android-Apps ganze 18.000 Geräteinformationen verwenden und weiterleiten, obwohl dies nach den Werberichtlinien von Google untersagt ist. Mit Hilfe dieser Geräte-ID können Informationen eindeutig bestimmten Personen zugeordnet werden. Nun wird bekannt, dass viele Fitness- und Gesundheitsapps von Android und Apple Daten an Facebook weiterleiten. Verwendet und weitergeleitet werden sehr sensible Daten wie Blutdruck, Herzschlag, Menstruation, sportliche Betätigung…
Ob die DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) nun dem Werbeprinzip von Facebook, Google und Co beikommen kann, da ja diese Praktiken ohne das Wissen oder gar die Zustimmung der Nutzer verwendet wird, um passgenaue Werbe-Zielgruppen zu ermöglichen? In den beschriebenen Fällen empören sich Google und Facebook gegen die Verstöße der App-Entwickler und fordern Konsequenzen. Sie selbst hätten solche Übermittlungen von sensiblen Daten nie gewollt.
- Golem: 18.000 Android-Apps spionieren widerrechtlich Nutzer aus
- heise.de: Gesundheits- und Fitness-Apps übermitteln persönliche Daten an Facebook
Doch ist es von den Giganten nicht reichlich bigott zu protestieren, wenn zum Beispiel im Facebook-Werbeanzeigen-Manager angeboten wird, Werbekunden könnten durch Verbindung von Facebook mit der eigenen Website bzw. der eigenen App auch das Verhalten von Nicht-Facebook-Mitgliedern erfassen?
Aufgrund von CRM-Informationen der Werbekunden und aufgrund der Website-Visitor können zum Beispiel sogenannte Zwillingsgruppen gebildet werden, die vielleicht Interesse für die jeweiligen Produkte und Dienstleitungen zeigen. Nicht nur Anbieter von Konsumgütern – auch Arbeitgeber könnten Interesse daran haben zu erfahren, wer von ihren weiblichen Mitarbeitern eine Menstruations-App installiert hat, um Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Oder wer der abhängig Beschäftigten wenig Sport treibt und sich lieber mit Daddel-Spielen beschäftigt als mit berufsbezogenen Aktivitäten.
Vor Kurzem wurde bekannt, dass Facebook eine umfassende Liste von potentiellen „Gefährdern“ führt, die durch das Netzwerk besonders intensiv ausspioniert und verfolgt werden. Wenn Menschen, die Facebook und seine Mitarbeiter bedrohen könnten, anhand ihres Webverhaltens identifiziert werden, landen sie auf der BOLO Liste. Von da ab werden Kommunikationsinhalte und Bewegungsdaten genauer kontrolliert als bei anderen Facebook-Nutzern. Ist etwas auffällig, wird es auch schon mal den Behörden gemeldet. Auf der BOLO Liste stehen auch ehemalige Mitarbeiter von Facebook. Facebook begründet die Ausspäh-Praxis damit, dass der Konzern verpflichtet sei, Mitarbeiter vor Bedrohungen und Gefahren zu schützen.
heise online: Facebook verfolgt Gefährder per App
Kurz und gut, wir müssen wohl damit leben, dass wir ausspioniert werden und unsere Daten die verschlungensten Pfade gehen. Die Digital-Giganten tauschen Informationen aus und verwenden sie weiter. Geo-Daten, Kontakte, Kommunikationsinhalte und das jeweilige Konsumverhalten werden nicht nur für Werbezwecke verwendet, sondern auch genutzt, um Persönlichkeitsprofile zu erstellen, die viele Stellen interessieren dürften.