Was verbindest Du mit der Vorstellung vom „Alter“?

Das Alter wird kommen. Entweder man stirbt schon vorher, oder man wird alt. Was verbindest Du mit der Vorstellung vom Alter? Bei mir war es so, dass ich bis zu meinem 50. Geburtstag nicht einmal eine Vorstellung davon hatte, sterblich zu sein. Da waren Alter und Tod für mich abstrakte Begriffe. Heute, mit 63 Jahren, gehöre ich zu denen, die bewusst und forschend sich mit ihrem eigenen Verfall auseinandersetzen. Ich versuche, nicht die Zukunft zu verdrängen, sondern mich auf sie zu freuen. Doch geht das so einfach?

Forever Young?

Noch vor wenigen Jahren war es weit verbreitet, dass Menschen um die 50 mit dem Alter Folgendes verbanden: Endlich Zeit für Hobbys, Reisen, Familie, Bildung, gesunde Lebensführung, Ehrenamt. Die Vorstellung vom Alter wurde verbunden mit dem Satz „Man ist so alt, wie man sich fühlt“. Doch diese Einstellung hat sich in den letzten zwei Jahren verändert in Deutschland.
Herrliche Karikatur von Gerhard Haderer zum Thema

Junge Menschen beginnen, die wohlhabenden Rentner/Innen zu beneiden. Viele Jüngere haben Angst vor Klimakatastrophe, Krieg, Verarmung… Wenn sie die versorgten Rentner in ihren teuren Autos sehen oder am Flughafen, haben sie andere Assoziationen als wir Babyboomer, deren Großeltern und Eltern schreckliche Opfer-Biografien hinter sich haben – und/oder die schreckliche Taten begannen haben.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Alter kann ein Segen sein

Egal, wie es sich entwickelt, Tatsache ist, dass die Angst vor einer Apokalypse bei uns en vogue geworden ist. Immer mehr psychische Erkrankungen, immer mehr Spaltung, immer mehr verzweifelte Versuche, die eigene Zukunft unter Kontrolle zu bringen. Ein Ende dieser Sehnsucht nach Verfall ist nicht in Sicht. Ist es da nicht herrlich, in diesem ganzen aufgescheuchten Hühnerschwarm alt zu sein? Sich langsam, aber gemütlich vom Weltgetriebe zu verabschieden?

Ab wann ist man alt?

Ich selbst bin nun 63, und ich empfinde mein Alter schon als die erste Stufe zur Greisin. Zwar habe ich keine Schmerzen, keine medizinischen Krankheitsbefunde, mein Körper ist brav. Ich liebe es zu arbeiten, und die Vorstellung, in ewiger Freizeit leben zu müssen, gruselt mich. Doch auf der anderen Seite schleicht sich ein leichter Übermut ein bei der Vorstellung, zu den alten „Sozialschmarotzern“ zu gehören, die nichts mehr taugen und von den Steuern der Jungen sich einen schönen Lenz machen – oft genug, bis sie über 90 sind!

OK, die meisten Alten engagieren sich für ihre Kinder und Kindeskinder, unterstützen die nachkommende Generation finanziell und übernehmen Pflichten bei der Versorgung der Enkel. Ohne sie könnten viele Söhne und Töchter nicht ihren eigenen Wohlstand aufbauen. Doch es gibt auch die, die im Alter dazu nicht taugen, und dann gibt es die, die zu weit weg wohnen, oder die zu arm, und zu krank sind für die Aufgaben in der Familie.

Wie wünschst Du Dir Dein Alter?

Heute früh habe ich beim Frühstück – nachdem ein lieber Facebook-Freund mir den unten verlinkten Text von Hermann Hesse (von ihm selbst gelesen) geschickt hat, ein kleines Gedicht geschrieben. So wünsche ich mir selbst mein Alter. Vielleicht eine Anregung, selbst ein wenig zu träumen…

Vorfreude auf das Alter

Ich kann es kaum erwarten,
ich fühl mich wie im Advent.
Das Greisenalter winkt schon,
Die erste Kerze brennt.

Ich wünsche mir fürs Alter
nur noch Bescheidenheit.
Wenn ich mich nicht mehr so ernst nehm‘,
Dann ist es endlich soweit.

Dann dürfen die Jungen lachen
Über meine tollpatschige Art.
Die Älteren dürfen genervt sein,
weil in mir der Todeskeim gart.

Ich bin dann ganz und gar in mir.
Und niemand kommt an mich ran.
Ich leg mich langsam nieder
und sterbe, so gut ich es kann.
(Eva Ihnenfeldt, 9. Oktober 2022, um 9.00 Uhr 😉 )

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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