Was wäre anders, wenn ich vor nichts Angst hätte?

Was wäre anders, wenn ich vor nichts Angst hatte? Wenn ich etwas Verbotenes tue (zum Beispiel Farbe in einen öffentlichen Brunnen kippen) werde ich nicht belangt. Wenn ich Menschen, Tieren oder Pflanzen Schaden zufüge, werde ich nicht belangt. Wenn ich faul und nichtsnutzig meine Tage verbringen, werde ich nicht belangt. Ich kann in völligem Anarchismus jeden Menschen beleidigen, kann in sozialen Netzwerken jeden mobben, kann betrügen, stehlen, lügen – ich werde nicht zur Rechenschaft gezogen. Was wäre dann anders? Was würde ich gern tun, wenn es so wäre?

Elon Musk als Vorbild

Mit Staunen und Bewunderung verfolge ich gerade in den Medien, was Elon Musk sich bei seinem Übernahmeversuch von Twitter traut. Er legt sich mit Allem und Jedem an, scheint keine Angst davor zu haben, gehasst, zerlegt, fertig gemacht zu werden. Also frage ich mich was ich täte, wenn ich in meiner Persönlichkeit so ähnlich wäre wie Elon Musk.
Der Standard vom 15.04.22 – Elon Musk: Umtriebig und provokant

Bild von mohamed Hassan auf Pixabay 

Nachbarschaft

Würde ich meine Nachbarn noch grüßen, wenn ich nicht darauf angewiesen wäre, dass sie meine Pakete annehmen und mir keinen Ärger machen, obwohl ich so unzureichend meinen Hausordnungs-Verpflichtungen nachkomme?

Ich glaube, ich würde sie sogar noch lieber haben als jetzt. Wenn ich frei bin von dem Druck, ihr Wohlwollen zu brauchen, suche ich nicht nach Argumenten, sie negativ zu bewerten. Wenn ich machen kann was ich will, ohne dass sie mich „bestrafen“ können, bin ich frei davon, sie verurteilen zu müssen, um mich zu verteidigen bzw. zu rechtfertigen. Wenn ich ihnen mit ganzem Herzen erlauben kann, sich über mich zu empören, kann ich ihre vollkommenen Seelen noch liebevoller erkennen als mit Angst vor Schmähung.

Arbeit

Wenn ich keine Angst davor haben muss, erwerbs- und einkommenslos zu werden, verrichte ich meine Arbeit noch begeisterter als mit dieser Sorge. Sicher wäre ich gefährdet, meiner Faulheit (einfach mal blau machen – einfach mal die Buchhaltung liegen lassen) nachzukommen, doch meine Liebe zu meinen Klient/Innen würde mich besser „erziehen“ zu Fleiß und Annahme der ungeliebten Aufgaben, als die Angst vor Armut.

Angst vor Konsequenzen führt dazu, dass ich das Negative suche in meiner Arbeit, weil der Druck, sie tun zu MÜSSEN, zu Verweigerung führt und zu „Faulheit“. Hätte es damals in der Schule keine Noten und kein Sitzenbleiben gegeben, hätte ich eher besser als schlechter gelernt. Druck führt bei mir zu Verweigerung – keine Verweigerung wie bei Elon Musk – ich bin eher ein Feigling als ein Krieger – aber zu Schneckenhaus-Verweigerung. Druck macht mich dumm, ängstlich und lähmt mich.

Familie

Hätte ich als Mutter und Arztehefrau nicht so unter dem empfundenen Druck der Gesellschaft gelitten, hatte ich wahrscheinlich vieles anders gemacht. Seufz…

Böse Menschen?

Jeder Mensch ist anders, ok. Doch seit vielen Jahren unterrichte, berate und coache ich die unterschiedlichsten Menschen. Unter den Tausenden ist mir noch kein einziges „Arschloch“ begegnet. Zwar gab es so Einige, die mich furchtbar fanden, die mich ablehnten, angriffen, verachteten, mir Schlechtes wünschten. Auch gab es Einige, die mir auf die Nerven gingen, zum Beispiel weil sie so viel von meiner Zeit beanspruchen wollten.

Doch immer, wenn wir es offen ansprachen und unsere Gespräche in die Tiefe gingen, löste sich meine Abneigung auf. Misstrauen verwandelte ich in Verstehen, Ablehnung in ein herzliches Willkommen, Widerstand in Freude, Staunen und Neugier.

Being Elon Musk…

Ich glaube, es würde sich vielleicht gar nichts ändern, wenn ich die Persönlichkeitsstruktur von Elon Musk hätte. Da ich keine Sehnsucht nach Reichtum habe (dagegen ist Flur putzen ja ein Witz – Reichtum macht mir viel zu viel Arbeit!) Und da ich mit 63 Jahren denke „Ach die paar Jahre kriegt Du auch rum“ lebe ich schon nahe dran an der Skrupellosigkeit, ehrlich zu sein und druckfrei zu leben. Der Segen des Alters es ist wunderschön.

Und wenn ich Elon Musk persönlich kennen lernen würde, zum Beispiel weil er sich von mir coachen lassen wollte, fand ich ihn genau so nett wie all meine anderen Leute. So viel steht fest. Und ich finde ihn echt genial mit seinem Mut, seiner Intelligenz, Kreativität und strategischen Brillanz. Und nun Du: Was würdest Du in Deinem Leben verändern, wenn Du völlig angstfrei wärest?

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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