10 Tipps, wie man sein Gedächtnis wirkungsvoll ersetzen kann

Eva Ihnenfeldt: Als Geschäftsführerin der Business Academy Ruhr ist es mein Job, unsere Produkte und Leistungen erfolgreich zu vermarkten. Insgesamt sind wir nun zu dritt in der Geschäftsführung – und das ist mein Bereich. Von meiner Sorte gibt es viele in Unternehmen: Wir reisen, netzwerken, verhandeln, entwerfen Strategien und halten Vorträge. Durch das „Neuland“ kommt hinzu, dass wir überall in den sozialen Netzwerken aktiv sind, schreiben, diskutieren, Botschaften viral verbreiten. Eine wundervolle Aufgabe – doch sie hat ihren Preis. Das ständige Leben als „Jäger in Echtzeit“ fordert seinen Tribut – und der liegt im Erinnerungsvermögen….

Wenn ich mir alles im Kopf merken sollte – alle Termine, zu beantwortende E-Mails (täglich ca 100), To-Do’s, Planungsschritte und Brain of the Sistine Chapel

Vorbereitungen – ich würde wohl unter der Masse zusammenbrechen. Einige meiner Mitstreiter und Freunde können auch gar nicht fassen, dass mir mein Leben unglaublich viel Spaß macht, für viele Menschen ist so ein 16-stündiges Vollgasleben an sechs Tagen die Woche ein Alptraum.

Da ich schon über 50 bin kann ich wunderbar damit leben, ein schlechtes Gedächtnis zu haben. Meine Studenten lächeln über meine Zerstreutheit („Das Nespresso-Marketing erinnert mich an früher – Wie hießen noch mal die kleinen Regale, in die man lauter Puppenstubengeschirr stellte, damit die Fächer endlich voll wurden?“ – „Setzkästen!“) und ich selbst mag es sowieso nicht, mich an „früher“ erinnern zu müssen, da das mein Kopf frei hält von überflüssigem Balast. Dank Google ist mein Erinnerungsrucksack leicht und mühelos zu tragen (Gott, an was man sich früher alles erinnern musste! Hauptstädte, Vokabeln, Matheformeln, Geschichtsdaten…).

Trotzdem wäre es mir ein Gräuel, Termine zu vergessen oder Mails unbeantwortet zu lassen oder Versprechen zu geben, die ich nicht halte. Ich habe den Ruf, sehr schnell auf alles zu reagieren und sehr zuverlässig zu sein – das ist mir heilig und das ist Ausdruck meines Respekts vor meinen Mitmenschen – auf eine Eva Ihnenfeldt wartet man nicht…Sicher haben andere „Echtzeit-Jäger“ auch ihre Strategien, um frei zu bleiben von verstaubten Gehirn-Lagern und Archiven – also falls sich bei den Kommentaren noch weitere Tipps sammeln – sehr gern, ich bin für jede Anregung dankbar!

10 Tipps, wie man sein Gedächtnis wirkungsvoll ersetzen kann

  1. Schreib alles auf: Egal was ich bespreche, ich schreibe alles auf. Bei Meetings führe ich Protokoll und/ oder stehe an der Flipchart, bei Telefonaten liegen Block und Kuli griffbereit, morgens beim Frühstück schreibe ich auf, was ich an dem Tag noch alles erledigen muss. Zack, ist das Gedächtnis wieder frei – ich muss nur noch entscheiden – wohin mit den Notizen?
  2. To-Do’s im Kalender eintragen: Gerade erinnerte mich unsere Redakteurin daran, dass sie nächste Woche die Kamera mitnehmen will für die BarSession. Noch während des Telefonats öffne ich den Google Kalender und trage es für den Tag ein wie einen Termin – „Kamera mit allen Zusatzteilen zurechtlegen“. Zack, ist das Gedächtnis wieder frei.
  3. Notizen im Smartphone speichern: Die Einen nutzen Evernote, die anderen die Wunderlist, ich bevorzuge die App „Things“. Dort trage ich sofort ein, wenn ich Aufgaben vor mir habe. Things ermöglicht verschiedene Listen, Projektplanungen – aber ich führe nur eine einzige Liste wie einen Einkaufszettel – so kann ich immer wieder schnell kontrollieren, ob noch etwas abgearbeitet werden muss – Zack, ist das Gedächtnis wieder frei
  4. E-Mails immer sofort beantworten: Täglich erhalten ich zwischen 100 und 150 E-Mails – etwa ein Drittel davon erfordern eine Reaktion. Ich schiebe nichts auf – alle Mails die ich öffne werden auf der Stelle bearbeitet. Die wichtigsten die ich eventuell später noch einmal brauche schiebe ich entsprechende Ordner – so kann ich sie bei Thunderbird wieder finden. Keine E-Mails mehr zu beantworten? Wunderbar – und zack, ist das Gedächtnis wieder frei
  5. Was Du heute kannst besorgen…: Ich schiebe normalerweise nichts auf den nächsten Tag. Da alle meine vier Kinder groß und selbständig sind kann ich mir den Luxus erlauben so lange arbeiten zu dürfen wie ich mag. Manchmal sitze ich bis in die Nacht im Büro – manchmal stelle ich um 17 Uhr erstaunt fest, dass wirklich alles erledigt ist. Herrlich so ein gutes Gewissen! Und mein Gedächtnis bleibt frei…
  6. Der realistische Stundenplan: Ich weiß in der Zwischenzeit sehr gut, wie lange ich für eine Aufgabe brauche: Ein SteadyNews Artikel wie dieser braucht 60 Minuten, meine täglichen E-Mails zweieinhalb Stunden, das morgendliche Nachrichten studieren 60 Minuten, das Vorbereiten einer Workshop Vortragspräsentation sechs Stunden… tatsächlich teile ich mir den Tag gerne ein und erstelle Stundenpläne. Gerade am Wochenende eine gute Strategie um zu sehen, wie viel Zeit übrig bleiben für Natur, Kochen, Fernsehen, Lesen, Haushalt… So komme ich nicht in Stress und  muss mich nicht erinnern, dass ich ja noch bügeln oder putzen muss! Aufschreiben, mit Uhrzeiten versehen – und zack, ist das Gedächtnis wieder frei
  7. Samstags hab ich frei: Für viele Selbständige ist der Samstag der Sonntag – auch bei mir ist es so. Samstags kann man in die Stadt gehen, kann einkaufen oder auch mal einfach bummeln. Kann abends ausgehen und sich mit Freunden oder der Familie treffen. Ich bemühe mich wirklich, Samstags das Laptop ausgeschaltet zu lassen und so weit wie möglich unbeschwert in den Tag zu leben. Gottseidank habe ich zurzeit tolle Unterstützung im Haushalt und muss nicht putzen – so sind die Samstag wie Urlaub – und machen das Gehirn frei von Alltagsmühen.
  8. Wecker stellen wenn ich in der Arbeit versinke: Mein Kollege Holger kann es manchmal kaum fassen: ich stelle mir im Smartphone tatsächlich den Wecker wenn ich weiß, dass ich in ein, zwei Stunden zu einem Termin muss. So kann ich in Ruhe in meiner Arbeit versinken und muss nicht auf die Uhr schauen – was für eine Entlastung! Auch morgens beim Nachrichten studieren stelle ich mir den Wecker – so kann ich mich der Gegenwart hingeben – und der Kopf bleibt entlastet
  9. Sonntags Strategien planen: Wir Marketing Beauftragte dürfen ja nicht nur operativ denken – immer wieder müssen wir neue Strategien planen und in die Umsetzung bringen. Ob es neue Geschäftsfelder sind, neue Projekte, neue Produkte, neue Kooperationen… wer sich keine Zeit nimmt für strategische Planung wird kaum langfristig erfolgreich sein. Ich habe mir angewöhnt, die Ruhe des Vormittags am Sonntag dafür einzuplanen. Dann setze ich mich ins Wohnzimmer, finde Ziele, Motive, Zielgruppen, Strategien und die nächsten Schritte. das macht viel Spaß und ist sehr erfolgreich. So bleibe ich frei vom quälenden Gedanken „Man müsste unbedingt mal…“
  10. Last but not least – nichts so wichtig nehmen: Es gibt ein herrliches Sprichwort nach dem ich lebe: „Vertraue auf Allah – aber binde zuerst Dein Kamel fest“. Ich habe keine Angst vor dem Scheitern oder anderen Katastrophen – es kommt wie es kommt und rückwirkend waren alle Katastrophen in meinem Leben immer das Beste was mir passieren konnte. Ich versuche einfach so gut wie möglich mein Bestes zu geben (Tu alles so, als wäre es das Erste, das Letzte und das Wichtigste in Deinem Leben) und bleibe frei von Erfolgserwartungen. Ich gehe hin wo es mir gut tut und gehe weg, wo es mir nicht gut tut. Ich umgebe mich mit Menschen denen ich vertraue und meide Menschen denen ich misstraue. Ich muss nicht schlecht über andere Leute reden – weil ich solchen Leuten erfolgreich aus dem Weg gehen kann – und ich muss nichts tun, was ich nicht tun will. Wer nicht grübelt und sich nicht grämt hat einen freien unbeschwerten Kopf – mit dieser Philosophie ersetze ich wohl am wirkungsvollsten mein Gedächtnis – und mein Kopf kann wieder fliegen…

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

7 thoughts on “10 Tipps, wie man sein Gedächtnis wirkungsvoll ersetzen kann

  • Reply Michi 3. Oktober 2013 at 14:49

    Schöne Ideen die auch noch leicht umzusetzen sind.

  • Reply Doro 8. Oktober 2013 at 09:35

    Schöne Tipps für jeden Selbständigen. Erfreut habe ich festgestellt, dass ich das meiste davon bereits für mich umsetze, einschließlich »Wecker stellen vor’m Termin« – wirkt auch auf mich entlastend!
    Den Spruch mit dem Kamel merke ich mir, der ist klasse.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 8. Oktober 2013 at 12:11

      Ja, bei den ganzen „Positivdenken-ideologien“ verfolge ich gern eine ganz andere Strategie: Rechne immer mit dem Schlimmsten und sei vorbereitet. Dann kannst Du Dich täglich freuen, dass fast nie was Schlimmes passiert 🙂 liebe Grüße

  • Reply Birgit Schultz 8. Oktober 2013 at 11:15

    Hallo Eva,

    eine prima Sammlung von Tipps, die ich so (oder ähnlich) auch umsetze und hier gern ergänzen möchte.

    Für mich ist Evernote ein unerlässliches Werkzeug. Mit mittlerweile fast 13.000 Notizen und seit 2005 im Einsatz findet sich hier alles – wirklich alles! – was mich interessiert und wichtig für mich ist. Das reicht von Recherchen für meine Social Media Kurse und Bücher, über Marketing-Recht bis zu Koch-Rezepten und interessanten archäologischen Berichten. Ganze Fach-Bücher und online-Magazine (z.B. Suchradar) habe ich dort als PDFs abgespeichert und dank der Volltextsuche auch in PDFs habe ich gewünschte Infos in der Regel binnen Minuten, wenn nicht sogar Sekunden zur Hand. Seitdem es auch noch eine Erinnerungsfunktion gibt, ist für mich das Programm „das Beste seit geschnitten Brot“!

    E-Mail bearbeite ich ebenfalls mit Thunderbird und habe mir hier ein buntes Farbmarkierungssystem überlegt. Seitdem ich es aufgegeben habe, alles in Ordner zu packen und nur die Suchfunktion nutze, spare ich hier allerdings viel Zeit, die ich früher zum Sortieren gebraucht habe. Mein E-Mail-Archiv reicht bis zum Beginn meiner Gründung 2003 zurück (bei den ältesten fangen ich aber nach und nach an auszumisten). Etwas, was viele nicht wissen: Geschäftliche (bedeutsame) E-Mails gehören zur Korrespondenz, die mindestens sechs Jahre aufbewahrt werden müssen …

    Manchmal arbeite ich – wie Du – mit Stundenplänen oder auch schon mal nach der Pomodoro-Methode (dazu gibt es auch viele Tools für Smartphone und Rechner), wobei ich nicht der reinen Pomodoro-Lehre folge und meine Zeitslots mit 40-45 Minuten etwas länger mache als die üblichen 25-30 Minuten (ich habe offensichtlich eine längere Aufmerksamkeitsspanne als die meisten Menschen heutzutage … :)) ).

    Last but not least (damit der Kommentar nicht länger wird als Dein Beitrag!) ist auch für mich die Regel „Schreib alles auf“ absolut top. Wobei ich „Blöcke“ und Zettelchen schon lange verbannt habe. Alles geht in ganz bestimmte Notizbücher (und wenn mal was auf einem Zettel landet, wird dieser dort eingeklebt). So ist alles immer im Kontext und kann nicht verloren gehen. Ich habe ein Notizbuch in A5 für meine täglichen To Do Listen, ein Spiralbuch in A5 für Telefonnotizen und Geistesblitze am Schreibtisch, ein Evernote Moleskine Notizbuch large für unterwegs (kann per App direkt ins EverNote eingebunden werden) und ein A4 Notizbuch von Livescribe mit entsprechendem Pen für Kundentermine. Hier gehen die Notizen auch ins Evernote. Wenn der Kunde einverstanden ist, nehme ich mit dem Pen auch das Gespräch auf und er erhält die PDF-Datei und kann die Beratung so oft wie gewünscht nachholen.

    Nun bin ich gespannt, was andere noch für Tipps haben – ich bin immer ein Freund davon, mich zu optimieren. – Birgit

    • Reply Eva Ihnenfeldt 8. Oktober 2013 at 12:07

      Liebe Birgit, ich danke Dir so sehr! Hab mir schon ein Buch zu Evernote gekauft. Da muss ich ran!

  • Reply Birgit Schultz 9. Oktober 2013 at 10:24

    Hallo Eva,

    Evernote ist wirklich einfach zu bedienen. Fang einfach an – und wenn Du Fragen hast, melde Dich bei mir. 🙂

    Birgit

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