Peter war unruhig, wirkte verzweifelt. Eva und er saßen sich gegenüber im virtuellen Raum, körperlich waren sie jeder bei sich daheim. Peter, 53 Jahre alt, war seit drei Jahren arbeitslos. Er war zuvor Anwalt bei einem internationalen Konzern gewesen, hatte sich dort eine respektable Position erarbeitet und ein vorzeigbares Gehalt erwirtschaftet. Nun war alles weg.
Durch Automatisierung, Datentransparenz, Maschine Learning und den Einsatz von Künstlicher Inteligenz in Führungspositionen wurden kaum noch humane Anwälte gebraucht. Er litt darunter, obsolet geworden zu sein, überflüssig, regelrecht „ein Loch in der Natur“.
In den Jahren 2020 bis 2030 hatte er – wie fast alle Überlebenden – nach und nach etwa die Hälfte seiner Familie und seiner sonstigen sozialen Kontakte verloren. Er hatte in dieser Zeit sein Studium abgeschlossen, seine Frau kennen gelernt, eine Familie gegründet und Karriere gemacht. Seine Frau hatte ihn vor zwei Jahren verlassen, seitdem war er nicht nur in Sinnlosigkeit versunken, sondern auch in Einsamkeit. Peter war erschreckend dick geworden, und Eva und er arbeiteten seit Wochen daran, sein Körperbewusstsein erneut zu wecken. Doch diese verdammte Sinnlosigkeit machte es schwer. Wozu wozu wozu? War es nicht besser, möglichst schnell zu sterben, wenn es nichts mehr gab, wofür es sich lohnte zu leben?
Podcast „Eva’s Geständnisse“ Nr. 42 hier bei Buzzsprout: 2057 – eine Novelle aus der Zukunft in mehreren Teilen – Teil 3