„Achtsamkeit“ ist etwas, was viele Menschen mit Sehnsucht erfüllt. Frei sein von undurchdachten Reaktionen, souverän umgehen mit Einflüssen von außen; friedlich, freundlich und mitfühlend die Welt annehmen – ganz so wie sie ist. Körper, Seele und Geist in Harmonie und Gewaltfreiheit vereinigen. Gutes erkennen und Schädliches abwenden. Werden wie ein Buddha… Da kann man doch nichts gegen haben oder? Fragt mich nicht warum. Aber mehr und mehr habe ich Misstrauen zu diesem neuen Anspruch an uns selbst. Ist der Anspruch an „Achtsamkeit“ womöglich so etwas wie das gefürchtete Neusprech bei Orwells Dystopie 1984?
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Ich bin sehr für Achtsamkeit, obwohl der Begriff von Esoterikern okkupiert und missbraucht wird. Ohne Achtsamkeit im Strassenverkehr, auf dem Schulweg oder bei der Ernährung geht es doch gar nicht. Achtsamkeit heißt für mich insbesondere, auf die Signale meines Körpers zu hören, seit wann, wo und warum habe ich plötzlich Schmerzen? Also muss ich reagieren. Achtsamkeit heißt ebenso, mich nicht körperlich zu überfordern, Grenzen zu beachten und nicht aus Übereifer zu überschreiten. Im Sport ganz wichtig daher die zwingend einzubauenden Regenerationsphasen. Achtsamkeit ist das Gegenteil vom Leben auf der Überholspur, die Ignoranz von Gefahrensituationen.
Dialektik ist wohl nicht Deine Stärke.