Netflix Tipp: „Rohwedder“ Mini-Doku-Serie zu Hintergründen der Wiedervereinigung

Ich will nicht zu viel verraten über die erste deutsche Netflix-Eigenproduktion, die am 25. September 2020 an den Start ging: Als vierteilige True Crime-Serie wird die Ermordung des Treuhand-Chefs Detlef Karsten Rohwedder regelrecht seziert. Bis heute wurde das unglaubliche Verbrechen nicht aufgeklärt. Ich selbst erinnere mich nur ganz dunkel an das Attentat am 1. April 1991. Vermutete beiläufig, dass das sicher die RAF war oder irgendjemand, der sich als RAF ausgab. Und Rohwedder als knallharter Sanierungs-Manager war mir nun auch nicht sonderlich sympathisch gewesen. Und dann kam Birgit Breuel…

Was wusste ich eigentlich damals über die Wiedervereinigung Deutschlands?

Ich lebe ja nun schon immer im Ruhrgebiet. Von da aus habe ich mit meinem damaligen Liebsten gerührt im Fernsehen verfolgt, wie das Volk der DDR eine friedliche Revolution durchführte und damit die Wiedervereinigung ermöglichte.

Ich sah unzählige glückliche Ost-Bürgerinnen und Bürger, die die Mauer stürmten, die mit ihren merkwürdigen Autos und Frisuren die Grenze stürmten, die glücklich feierten, dass sie nun zu „uns“ gehörten. Denn „wir“ Westler standen für Wohlstand, Weltoffenheit, Meinungsfreiheit, politische Demokratie, pluralistische Bildung und alles, wonach sich so ein armes, im Sozialismus gefangenes Volk sehnen musste.

Wie dumm ich bisher war! Wie peinlich es ist, jetzt bei der atemlosen Verfolgung der Serie „Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit“ zu verstehen, wie sich die Wiedervereinigung tatsächlich vollzog! Wie in rasender Geschwindigkeit sämtliche Strukturen und gesellschaftlichen Sicherheiten und Errungenschaften auseinanderfielen und innerhalb weniger Monate die Arbeitslosigkeit in der DDR (die plötzlich nur noch als „die neuen Bundesländer“ bezeichnet wurde) auf 50 Prozent!!!! anstieg.

Netflix-Eigenproduktion zur deutschen Wiedervereinigung

Die Rohwedder-Dokumentation von Netflix, die nun auch international erfolgreich vermarktet werden will, beleuchtet aus vier verschiedenen Perspektiven, wie es zur Ermordung des Treuhand-Präsidenten Detlef Karsten Rohwedder kam. Tatsächlich war er damals mit Abstand der meistgehasste Mensch in Deutschland überhaupt.

Schon bei uns im Westen war er ein absolutes Feindbild. Bei der Sanierung des Dortmunder Stahlkonzerns Hoesch AG war er als Krisen-Manager dafür verantwortlich, dass über 10.000 Stellen abgebaut wurden. Als er dann 1990 von Kohl und Waigel zum Präsidenten der Treuhand-Anstalt berufen wurde, war klar, dass er ein Konzept entwickeln sollte für die Sanierung und den Neuaufbau der Wirtschaft in den „neuen Bundesländern“ – und das schnell.

Todesspritze für die DDR?

So sehe ich in der Dokumentation viele Eindrücke aus Montagsdemos, die wieder auflebten nach der Wiedervereinigung. Ich sehe völlig verzweifelte DDR-Mütter, die vor den Scherben ihrer emanzipierten Vergangenheit stehen. Ich sehe ein Heer von Arbeitslosen, die Montag für Montag von weit her anreisen, um irgendetwas gegen die Verarmung und Perspektivlosigkeit zu tun, die wie ein Erdbeben über sie hereinbrach. So hatten sie sich nicht die Konsequenzen des Mauerfalls vorgestellt.

Die DDR wurde in Windeseile verscherbelt an irgendwelche Profiteure aus dem Westen. Nur ganze 4 (!) Prozent des Staatsvermögens blieb in der Hand von Ostdeutschen. 96 Prozent wurden verkauft an westdeutsche und internationale Unternehmen und Finanzmarkt-Player.

Also absolute Sehempfehlung für diese Mini-Doku-Serie, die man bequem an zwei Abenden schaffen kann. Langweilig wird es nie, versprochen. Wie bei allen True-Crime-Produktionen von Netflix wird dramaturgisch hochprofessionell der Spannungsbogen hochgehalten.

Trotzdem fühlt man sich nicht wie in einer Sensations-Crime-Produktion, sondern erkennt in jeder der vier Folgen, wie bemüht die Macher Jan Peter, Georg Tschurtschenthaler und Christian Beetz sind, sämtlichen Mutmaßungen über die Täterschaft Raum zu geben und sch mit einer eigenen Wertung zurückzuhalten. Absolute Sehempfehlung!

Weiterlesen: Der SPIEGEL über die Netflix-Doku zur Wiedervereinigung

Hier geht es direkt zu Netflix: Rohwedder – Einigkeit und Mord und Freiheit

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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