Geburtstag ganz allein

Nun sitze ich hier allein beim Frühstück, es ist 7.20 Uhr –  und ich bin einfach glücklich. Einfach nur so. Hatte gestern schon etwas Angst vor heute. Geburtstag ganz allein? Würde ich mich einsam, verlassen, ungewollt und ungeliebt fühlen? Würde es sich anfühlen wie göttlicher Hohn, wie eine Strafe für Selbstbezogenheit? Würde es darauf hinweisen, dass auf mich ein Alter wartet voller Tage, in denen ich dem Ticken der Uhr hilflos ausgeliefert bin und leide, leide, leide?

Tja, und nun sitze ich hier und lächle, weil ich nicht anders kann als lächeln. Der erste Geburtstagsgruß heute früh war so schön, so besonders – wie ein „Ich mag Dich“ vom lieben Gott persönlich. Ganz altmodisch per SMS. Kann man befreiender aufwachen?

Ich freu mich darauf, ganz normal zu arbeiten heute. Gestern wollte ich noch etwas Besonderes frühstücken und eine Kerze anzünden – nun genieße ich, dass alles ist wie immer im Außen. Im Inneren nehme ich wahr, dass Geburtstage tatsächlich ein „besonderer Moment‘ sind, die Erinnerung an den Moment, wo wir auf diesen Planeten gepresst wurden – unfreiwillig und begleitet von den archaischen Schmerzen unserer Mutter, die uns ausstoßen muss.

Hineingeworfen in Licht, Kälte, Lärm, Schmerz, Auslieferung.

Auch wenn ich mich nicht an meine Geburt erinnern kann, die häufigen lebendigen Schilderungen meiner Mutter haben in mir ein Bild des titanischen Schreckens gemalt. Geburt ähnlich einer brutalen Vergewaltigung im Krieg. Und wie hat sie mich geliebt! Hat sich an mich geklammert in ihrem Sklavinnen-Dasein. Ich war von Anbeginn an ihr Schutz und ihr Sinn, weiterzuleben trotz Alledem und Alledem.

Danke liebe Mutter, dass ich Dich schützen durfte und Dein Licht war in Deiner Finsternis. Irgendwann begann ich, mich von Dir abzuwenden und Dich für Deine Schwäche zu verachten – doch zum Ende Deines Lebens hin waren wir wieder versöhnt. Oh wie dankbar ich für diese Gnade bin! Wie dankbar ich für all die Gnaden bin, die ich ohne jeglichen Verdienst erhalten habe und erhalte!

Geburtstag allein heißt lauschen können in mein Innerstes. Ich brauche nicht zu lächeln und nichts zu spielen vor meinen Liebsten, ich darf ganz einfach sein, wie mir gerade ist. Und wieder sitze ich hier, lächle, grinse, lache und kann mein Glück, das erleben zu dürfen, kaum fassen. Danke Corona, Du mächtige Krone der neuen Zeit. Du Messiassin einer neuen Bewusstseinsstufe des Menschen, der in Gefahr war, sich und seine Heimat zu zerstören. Aus Versöhnung gewebt ist der Samtumhang der Corona. Und Versöhnung ist immer die Versöhnung mit sich selbst. Ja, ich bin mit mir versöhnt, mit meiner Persönlichkeit, meinen Talenten und meinen Schulden – die unzähligen Entscheidungen, die ich zu meinen eigenen Gunsten traf.

Keine Ahnung, was der heutige Tag noch bringen wird – doch es ist mir egal. Ich bin so dermaßen durchflutet von Liebe und Dankbarkeit, dass ich es kaum erwarten kann, die Erinnerung an meine Geburt mit den Menschen zu feiern, mit denen ich heute aus der Distanz heraus arbeiten darf. Vielleicht lese ich ihnen diese Zeilen vor. Vielleicht auch nicht. Ich fühle mich so gesegnet, dass mir ganz unheimlich zumute ist. Das Leben ist ein Wunder. Amen.

Bester People-Fotograf ever: www.frankpeck.com

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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4 thoughts on “Geburtstag ganz allein

  • Reply Jürgen 9. März 2021 at 19:14

    Liebe Eva, mit reichlich Verzögerung auch von mir die herzlichsten Segenswünsche für Dein neues Lebensjahr. Feier weiter!

    • Reply Eva Ihnenfeldt 10. März 2021 at 10:55

      Hi! Danke lieber Jürgen – ja, Segen ist das Allerallerallerwichtigste – noch viel viel wichtiger als Gesundheit

  • Reply Nathalie 11. März 2021 at 16:58

    Du machst Mut. Immer und immer wieder. Und Du reizt zum Lachen: Deine Witze, wegen derer ich Deine Post ehrlich gesagt immer gleich öffne, bringen mich und, in Verlängerung, meine Mitmenschen, häufig zum Schmunzeln. Danke und alles Gute!

    • Reply Eva Ihnenfeldt 11. März 2021 at 20:31

      Danke liebe Natahalie!! Das gibt mir Kraft und Mut und Spaß, immer weiterzumachen. Ich liebe unseren Planeten und uns. Und ich glaube an uns. Das Leben ist soooo schön! So unfassbar schön und reich und gut. Danke

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