Bundestag setzt Hartz IV Sanktionen bis Mitte 2023 aus – fast…

Am 19. Mai 2022 hat der Deutsche Bundestag beschlossen, dass Hartz-IV-Empfänger nur noch Sanktionen zu befürchten haben, wenn sie wiederholt Termine beim Jobcenter unentschuldigt versäumen. Selbst in einem solchen Fall kann die Kürzung nur noch maximal zehn Prozent vom Regelsatz betragen. Sanktionen sind grundsätzlich nicht mehr möglich, wenn Bezieher von ALG-II einen Job ablehnen. Diese Regelung gilt bis Mitte 2023. Bis dahin soll eine umsetzbare Einigung der Ampel-Regierung für das neue Bürgergeld vorliegen. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP scheint tatsächlich Richtung Grundeinkommen zu gehen.

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen?

Bild von Prierlechapelet auf Pixabay 

Ich bin gespalten, was das bedingungslose Grundeinkommen betrifft. Da ich beruflich hauptsächlich Langzeitarbeitslose begleite, die aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, weiß ich, wie verheerend es für einen Menschen ist, keine Aufgabe zu haben und wie ein Bettler leben zu müssen.

Ich bin zwar der Meinung, dass Druck und Bestrafung sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen die Würde des Menschen verletzen – doch ich glaube, sowohl Kinder als auch Erwachsene neigen dazu, sich aufzugeben, wenn man sie ohne Gegenleistung mit Materiellem versorgt.

Meine Coachees leiden weitaus weniger an Geldmangel als daran, dass sie sich wertlos fühlen. Natürlich sind für eine/n Alleinstehende/n 443 Euro monatlich für Strom, Lebensbedarf, Versicherungen, Medien, Rücklagen, Mobilität unendlich wenig Geld. Doch schlimmer als die materielle Armut ist die Scham, nicht gebraucht zu werden, sich nicht wertvoll zu fühlen.

Ich bin besorgt, dass das Bürgergeld dazu führt, dass wir zu einem Volk von Rentnern werden, die verlernen zu arbeiten und Beschwerlichkeiten auszuhalten. Ich bin besorgt, dass Bürger/Innen immer schneller aufgeben, wenn sie nicht im Alltagskampf bestehen müssen.

Auf der einen Seite freue ich mich kolossal, wenn wir endlich das Recht auf Leben von der Verpflichtung zur Fronarbeit trennen. Doch ich befürchte, dass mit dieser monatlichen Geldüberweisung auch das Kümmern aufhört, das Kümmern um Menschen, die sich nichts mehr zutrauen und die sich immer weiter in ihren kleinen Höhlen verkriechen.

Ich befürchte, dass gerade die Schwachen und seelisch Belasteten vereinsamen und in ihrem viel zu frühen „Rentnerleben“ verelenden. Ich fürchte, dass so ein Bürgergeld die Gefahr in sich birgt, diese Hilfsbedürftigen im Stich zu lassen.

Man wird sehen. Auf jeden Fall ist es nun passiert. Seit Donnerstag, den 19. Mai 2022, hat die Ideologie von „Fördern und Fordern“ an Drohpotential verloren. Mag es zum Guten sein, mag es zum Schlechten sein – ich bin heilfroh, wenn meine Leute jetzt keine Angst mehr haben müssen, ihr Coach können ihnen Schaden zufügen. Kann ich nicht. Gott sei Dank!!

Tagesschau vom 19.05.22 – Bundestag setzt Hartz-IV Sanktionen aus

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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