Zunächst meine Hochachtung: Aus Marketingsicht ist diese Ice Bucket Challenge Kampagne wirklich eine Höchstleistung. Menschen werden schneeballmäßig aufgefordert, 100 Dollar zu spenden oder sich einen Eimer eiskaltes (klingt eindrucksvoll nicht wahr?) Wasser über den Kopf zu gießen. Am 30. Juni 2014 wurde die Kampagne in den USA öffentlich bekannt, am 15. Juli stellte ein bekannter Golfspieler ein Video ein, in dem er sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf gießt. Bis zum 23. August 2014 kamen über die Aktion 62,5 Millionen US-Dollar zusammen, viele Prominente stellten Videos bei YouTube und Co ein – was für ein gigantischer Erfolg – großartig.
Trotzdem werde ich mich nicht beteiligen (aber ganz lieben Dank für die „Nominierung“). Warum? Hier sind meine Gründe
- Ich fand schon als Kind jede Art von Gruppenzwang gruselig. Ich reduziere die Einschränkungen meiner persönlichen Freiheit gern auf das Unabdingbare. Alles darüber (wie Parolen schreien, im Gleichschritt marschieren und Uniformen tragen) lehne ich kategorisch für mich persönlich ab. Darum lasse ich mich auch grundsätzlich nicht durch Kettenbriefe und Schneeballsysteme einspannen.
- Schadenfreude und Voyeurismus sind nicht mein Ding: Ich weiß, dass es vielen Menschen Vergnügen bereitet, witzige Videos zu gucken, in denen Menschen stolpern, hinfallen, sich erschrecken oder auf eine andere Art und Weise blamieren. Ich gönne auch allen Prominenten dieser Welt, durch die Ice Bucket Challenge Aufmerksamkeit zu bekommen. Natürlich ist es auch reizvoll, Frauen durch ein nasses T-Shirt zu beobachten oder bei Männern zu prüfen, ob sie muskulös sind. Ich selbst stelle mich allerdings nicht gern für solch einen Voyeurismus zur Verfügung.
- Es imponiert mir aus Marketingsicht, dass die moralische Erpressung „Wer hier nicht mitmacht hat kein Herz“ so medienwirksam umgesetzt wurde. Aber auf der anderen Seite bedrückt mich die Erkenntnis, wie leicht viele Menschen sich erpressen lassen und sich genötigt fühlen, bei einer Video-Kampagne mitzumachen, bei der sie sich entblößt und verlacht fühlen.
Fazit: Es gibt Millionen von Projekten und Initiativen, um Geld zu spenden und/ oder sich zu engagieren. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wohin das eigene Herz trägt. Schon in der Bibel steht dass wir den zehnten Teil für Arme und Bedürftige geben sollen. Sicher wird heute Vieles über Steuern abgefangen, aber trotzdem bleiben bei jedem Menschen Ressourcen, um der eigenen sozialen Verantwortung nachzukommen. Ich persönlich gebe Zeit für Menschen, die meinen Rat suchen. Ein Fragender wird nicht abgewiesen. Ich schreibe seit 2007 diesen Blog, um andere an meinem Wissen und meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.
Ich engagiere mich in Projekten, wo Geben und Nehmen die Basis für freundschaftlichen Handel sind. Spenden tue ich in Katastrophenfällen, wo sehr schnell Hilfe benötigt wird. Ich unterstütze Reporter ohne Grenzen, da ich Meinungsfreiheit als Grundlage von gewaltfreien selbstbestimmten Gesellschaften empfinde. Sollte ich jemals in näheren Kontakt zu der seltenen Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose kommen, werde ich mich dort sicher auch verantwortungsvoll einbringen.
[…] die von mir nominierte Eva Ihnenfeldt hat meine Nominierung abgelehnt. Sie hat in den Steadynews ihren Standpunkt zu dem ganzen Thema auf den Punkt gebracht. Eva, ich habe Riesenrespekt vor Deiner […]