„Ich hab nichts zu verbergen“ – Vom Unsinn des Briefgeheimnisses

Das Briefgeheimnis ist in demokratischen Gesellschaften ein fest verankertes Grundrecht. Um 1740 stand in Frankreich auf die Verletzung des Briefgeheimnisses (damals musste man noch Papier aufbrechen) sogar die Todesstrafe. In Deutschland kam das Briefgeheimnis tatsächlich schon 1690 auf – ist es nicht wunderbar, dass wir nun endlich mit diesem alten Zopf aufräumen? Ich meine wer nichts zu verbergen hat braucht sich auch nicht zu verstecken – und wer etwas zu verbergen hat, auf den sollte man wirklich ein Auge haben – vielleicht will er eine Bombe werfen!

Warum nur war es ein Grundrecht, dass man kommunizieren konnte, ohne dass Behörden dies väterlich überwachen? Ist es

Endlich rundum sicher...

Endlich rundum sicher…

nicht Aufgabe demokratisch gewählter Regierungen, uns vor Gefahren aller Art zu schützen? Ist nicht die lückenlose Überwachung aller Kommunikation der einzige Garant dafür, dass dieser Schutz funktioniert?

Und mal ehrlich, soooo schlimm wäre eine Diktatur oder Monarchie auch nicht – wenn sie nur freundlich und weise mit den besten Ministern und Beamten ihre dienende Aufgabe ernst nimmt – so wie bei Ludwig II von Bayern oder Dornröschen  – ach das waren noch Zeiten! Romantisch, friedlich, geborgen und sicher.

Sicher kann man fragen, was unsere westliche Welt denn jetzt noch von China, Kuba und Nordkorea unterscheidet – aber das ist doch eine kindische und undankbare Frage! Wir haben doch viel mehr Geld! Wir haben bessere Krankenhäuser, schickere Autos, höheren Lifestyle, bequemere Arbeitsbedingungen, schönere Gefängnisse und viel mehr Freizeit – was um Himmels Willen wollen wir denn noch!

Ich finde es prima, dass dieses lächerliche Brief- und Postgeheimnis, das seit Jahrhunderten wie eine Reliquie verehrt wurde, auf den Müll der Geschichte geworfen wurde.  Ich habe nichts zu verbergen, ich bin stolz auf unser Land, gehe immer wählen und konsumiere keine verdächtigen Medien. Ich kenne keine Moslems und ich achte darauf, in meinen Mails, SMS’s, sozialen Netzwerken und Telefonaten nicht das Wort „Bombe“ zu verwenden. Ich lese keine zwielichtigen Websites, bin in keiner Burnout-Selbsthilfegruppe und vernetze mich nicht mit politisch zweifelhaften Subjekten.  Ich bin ein guter Bürger – ganz so wie mein lieber Vater Staat und mein lieber Onkel George W. Obama mich haben wollen – auf in eine glattgebügelte Welt – das Leben ist endlich sicher.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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