Machen Computerspiele krank? Geschichte und Erfolg von League of Legends

Quelle Flickr: Sergey Galyonkin

Pünktlich zur Gamescom ist sie wieder da, die Diskussion um Computerspiele und deren Auswirkungen auf die Jugend von heute. Verwandeln sich junge Menschen in der Einsamkeit ihrer Computerwelten zu unsozialen Autisten? Gehen bei Gamern wichtige soziale Fähigkeiten verloren, geht es nur noch um das schnelle „Gewinnen und Zerstören“ in kurzfristigen geistlosen Aktionen und Reaktionen? Für mich gab es eine durch die Gamescom inspirierte persönliche Lehrstunde, die mich sehr nachdenklich gemacht hat – ein Einführung in das Free-to-play-Spiel League of Legends.

League of Legends ist – will man Brettspiele als Vergleich anführen – wohl am ehesten vergleichbar mit Halma 😉 . Zwei (real existierende) Teams versuchen in 15 bis 40 Minuten, auf die andere Seite eines Spielfeldes zu gelangen. Natürlich gibt es verschiedene Rollen, es gibt Hindernisse und Belohnungen, es wird zerstört und verzaubert, und das alles in rasender Geschwindigkeit.

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League of Legends 2013, Igromir – Quelle Flickr: Sergey Galyonkin

Das Besondere an League of Legends ist der unglaubliche Erfolg. League of Legends ist das bisher einzige Produkt des Entwicklerstudios Riot Games mit Sitz in Los Angeles. Die Gründer, Marc Merrill und Brandon Beck, haben 2009 ein Spiel weiterentwickelt, das sich nicht an dem Umsatz pro Spieler orientiert, sondern am Nutzen für die E-Sportler. So wie ja auch Schachturniere nicht danach ausgerichtet werden, was die Schachspieler für die Teilnahme zahlen – als an den bestmöglichen Rahmenbedingungen für den Gesamtsport. Man kann League of Legends tatsächlich kostenlos spielen.

E-Sport gibt es schon erstaunlich lange, doch spätestens mit League of Legends ist der Sprung in den internationalen Breitensport geschafft worden. Südkorea ist das Herz dieser Sportart, bei der weltweit Millionen von Menschen vor dem Bildschirm sitzen und gebannt in Video-Streams verfolgen, wenn Spitzen-Teams auf den virtuellen Spielfeldern (MOBA-Genre – zwei Teams treten auf einem Spielfeld gegeneinander an) um Preisgelder und Ruhm wetteifern. Natürlich sind auch die Zuschauerplätze in den E-Sport-Arenen, in denen die Teams an ihren Rechnern sitzen und spielen, heißt begehrt und die Stadien brechend voll. Moderiert werden die Wettkämpfe von zwei Sportreportern. Die Profi-Spieler haben Kult-Status und verdienen sehr viel Geld.

So saht es aus beim World Finals 2013

Was mich erstaunt hat ist, dass normalerweise die Teams nicht nach Nationen aufgeteilt sind. In den meisten Teams sind die Nationalitäten bunt gemischt. Teams bestehen aus fünf Spielern, und diese fünf Leute müssen sehr teamfähig sein, sonst ist keine Spitzenleistung möglich. Vielleicht kann man die verschiedenen Rollen ein bisschen vergleichen mit Fußball: der Kapitän, der Stürmer, der Libero, der Verteidiger… es ist tatsächlich ein typischer Mannschaftssport. Egomanen haben keine Chance, und Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind unabdingbar.

Kurz und gut, die Qualitäten von Mannschaftssportarten spiegeln sich auch im E-Sport League of Legends wieder. Der Unterschied liegt meines Erachtens vor Allem darin, dass alles sich in rasender Geschwindigkeit abspielt – und dass der Körper genau so wenig bewegt wird wie beim Schach oder beim Klavierspielen. Aber ich denke, dass auch professionelle Schachspieler viele Stunden täglich in ihren Sport investieren. Ich sehe natürlich auch die Gefahr, wenn man an nichts anderes mehr denken kann als an den geliebten Sport. Ich sehe die Gefahr für den Körper, wenn er sich ungesund ernährt und kaum Bewegung erfährt. Gefahr für den Kopf, wenn er ausschließlich auf Höchstleistung trainiert wird und kaum noch Interesse zeigt an alltäglichen Dingen.

Doch ich sehe auch, dass die geistigen Fähigkeiten, die im E-Sport trainiert werden, für unser Leben im digitalen Zeitalter sehr von Bedeutung sind. Die rasende Geschwindigkeit, in der komplexe Sachverhalte registriert und analysiert werden müssen, Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden – immer mit empathischen Blick auf die Team-Mitglieder, für die man genau so mitdenken muss wie für die eigene Figur, ist ein neuer Schritt im Bereich soziale Kompetenz und Intelligenz. Es ist übrigens merkwürdig, dass bei den Spitzenteams keine weiblichen Spieler dabei sind. Ob Frauen weniger ehrgeizig sind? Oder welche anderen Gründe mögen ausschlaggebend sein? Über Ideen die sich in Kommentaren wiederfinden würde ich mich sehr freuen.

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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