Schulschwänzer, Arbeitsscheue – das Schicksal der gemobbten Kinder

Was bedeutet Mobbing? Es bedeutet, von der Gesellschaft ausgestoßen zu sein. Armut ist der häufigste Grund für die gesellschaftliche Verachtung, wie überhaupt der Starke und Erfolgreiche beliebter ist als der Schwache, Bedürftige. Erst vor wenigen Tagen habe ich begriffen, dass auch in Gefängnissen die Armut zu Hause ist. Laut Wikipedia ist es statistisch wahrscheinlich, dass fast 40 Prozent der Inhaftierten zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden wegen Schwarzfahren und anderen Geldstrafen, die sie nicht bezahlen konnten. Wie zu alten Zeiten sitzen im Gefängnis die Armen.

Schulschwänzer

Bild von Wokandapix auf Pixabay 

Ganz klar: Kinder, die gute Noten schreiben, sind selten Schulschwänzer. Schulverweigerer wird man, wenn die Motivation, der Schulpflicht nachzugehen, geringer ist als die Angst vor den Konsequenzen. In den Augen der Zuschauer sind diese Kinder und Jugendliche vielleicht Faule und schlecht Erzogene, die keine Lust haben, sich anzustrengen.

Arbeitsscheue

Erwachsene, die langzeitarbeitslos sind, sind sozusagen ausgewachsene Schulschwänzer. Vor Kurzem hatte ich bei Facebook einen Kommentar zur im Bundestag beschlossenen Sanktionsfreiheit bei ALG-II-Bezug, der beinhaltete, dass Menschen „im Hartz-IV-Bezug einen Tritt in den Popo brauchen. Ei-tei-tei reicht da nicht“. Ist das so? Sollten „Schulschwänzer und Arbeitsscheue“ durch Bestrafung zur Raison gebracht werden? Wäre es eine Lösung, Arbeitslager und Erziehungslager einzurichten wie in guten alten Zeiten?

Wenn ich mir was wünschen dürfte…

…wünschte ich mir ein Deutschland, das die Armen achtet und ehrt, wie es die Bergpredigt tut. Ich wünschte mir ein Land, in dem schon die kleinen Kinder als Heldinnen und Helden erkannt werden, wenn sie aus der Kaste der Verachteten stammen. Ich wünschte mir ein Land, in dem die Familien und Alleinlebenden aus der Kaste der Unberührbaren erkannt werden als diejenigen, die mit viel Herz und Tapferkeit Vorbild sind für diejenigen, die gesellschaftlich erfolgreich sind.

Es ist schwer, sich in einem Leben zurechtzufinden, in dem es keine Möglichkeit für Aufstieg, Anerkennung und eine erfolgreiche Zukunft gibt. Es ist schwer, sich aus der Armut herauszukämpfen, wenn man von Anfang an gelernt hat, dass man nichts wert ist und nichts taugt. Es ist schwer, sich aktiv und leistungsfähig zu fühlen, wenn man sich daran gewöhnt hat, dass man ein gemobbtes Kind ist „da draußen“.

Natürlich bleibt man dann in der eigenen Schicht der „Unberührbaren“, zieht sich entweder völlig zurück oder wird auffällig durch Sucht, Schwarzfahren, oder durch echte Kriminalität. Oder man versucht, sich zu organisieren, schwarzzuarbeiten und somit für die Nachkommen den gesellschaftlichen Aufstieg vorzubereiten. Für die Armen ist Geld entweder das goldene Kalb wie bei Gangster-Rappern, oder das, was einem nicht zusteht, weil man es nicht verdient hat.

Gangster im Gespräch

Falls ich jemand näher dafür interessiert: Dieser Video-Podcast öffnet vielleicht ein wenig die Augen. Hier unterhalten sich vier Ex-Knackis darüber, wie ihr Leben verlaufen ist und was ihnen die Möglichkeit gegeben hat, aus ihrem „Hartz-IV-Sumpf“ zu kommen. Für mich waren diese anderthalb Stunden sehr aufschlussreich. Verurteilen ist leicht – doch es ist auch möglich, etwas zu ändern. Ich wünsche mir viele, viele Menschen aus der verachteten Unterschicht in sozialen Berufen mit gutem Gehalt.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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