Selbstständige und Corona: Keine Angst vor der Grundsicherung!

Durch meine Mitgliedschaft im Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland e.V. (VGSD) erlebe ich tagtäglich dank der Social Media Aktivitäten des Verbandes, in welche Not schon jetzt viele Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmer bis zu 10 Mitarbeitern geraten sind. Wie es weitergeht, liegt völlig im Nebel, da in Deutschland dank großzügigem Kurzarbeitergeld, Aussetzen der Insolvenzantragspflichten und verminderten Zahlungspflichten für Unternehmen unklar ist, wer überhaupt überleben wird und wie viele „Zombieunternehmen“ es schon gibt, die nun auch gesunde Geschäftspartner mit in den Ruin reißen. (Deutsche Welle: Angst vor Zombieunternehmen)

Freelancer, kleine und mittlere Unternehmen in Gefahr

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Was Selbstständige auszeichnet ist, dass sie es gewohnt sind, als Unternehmertypen bis zum letzten Moment zu kämpfen, bevor sie die Waffen strecken und sich der Erkenntnis öffnen: Es geht nicht mehr.

Hilfe vom Staat anzunehmen, ist den Allermeisten von ihnen zuwider. Die Vorstellung, als Bittsteller Almosen zu erhalten, widerstrebt diesen Querköpfen, die ja irgendwelche Gründe hatten, sich der Kaste der Freien anzuschließen! Gleichgültig, ob sie als Freelancer arbeiten oder ihr eigenes Unternehmen führen, gleichgültig ob sie Soloselbstständige sind oder Mitarbeiter beschäftigen – sie wissen, dass sie selbst für ihr Schicksal verantwortlich sind und dass sie sich immer und immer wieder neu erfinden müssen, um erfolgreich zu sein.

Die Naturkatastrophe Corona

Doch was ist, wenn eine Naturkatastrophe über sie und ihr Umfeld hereinbricht? Wenn digitale Nomaden sich nicht einmal die Krankenkassenbeiträge leisten können und Einzelhändler nicht wissen, wie sie ihre Familie mit Kindern ernähren sollen? Ganz zu schweigen von den unzähligen Selbstständigen und Agenturen, die im Bereich Kultur, Events und Tourismus beheimatet sind? Sollte man wirklich zunächst seine gesamte Liquidität „aufessen“, bevor man sich in das Unvermeidliche fügt und Grundsicherung beantragt?

Ja, es ist nicht leicht, zum Jobcenter zu gehen und die vielen Formulare auszufüllen und zu belegen. Selbst von Kindern der Betroffenen werden häufig Nachweise verlangt über ihr Vermögen, das vielleicht durch Großeltern angespart wurde. Kein Wunder, wenn Selbstständige nach solchen Erlebnissen zu dem Schluss kommen: „Lieber warte ich bis zum letzten Moment, bevor ich mich auf diese Durchleuchtung und Demütigung einlasse. Ich muss meine Familie schützen und werde meine Kinder auf keinen Fall mit in diese Notlage hineinziehen“.

Anspruch auf Grundsicherung für Unternehmer

Ich hingegen sage: Nutze die Zeit und tue alles, um Deine Liquidität zu sichern. In den nächsten Wochen wird wohl von der Bundesregierung verabschiedet, dass der erleichterte Zugang zu Hartz IV bzw. Grundsicherung nicht Ende September ausläuft – sondern bis Ende Dezember 2020 verlängert wird.

Informationen und Wissen sind die Grundlage jeder unternehmerischen Entscheidung. Genau sollte man auch jetzt mit kühlem Kopf betrachten, was für und gegen die Beantragung der Grundsicherung spricht. Einen persönlichen Liquiditätsplan zu erstellen ist sicher keine Überforderung – und sollte sowieso einmal jährlich wiederholt werden. Vergleicht man dann die absolut notwendigen Mittel für den Lebensunterhalt mit dem, was bei der Grundsicherung gezahlt wird, ist man schon einen Schritt weiter.

Wissen ist Macht

Bevor man den Gang zum Jobcenter antritt, sollte man sehr viel lesen, um ganz genau zu wissen, was man zu erwarten hat. Jede Kommune ist anders. In manchen Bundesländern und Regionen sind die Mitarbeiter des Jobcenters informiert über die Grundsicherung für Selbstständige und gehen sachlich und zugewandt an die Lösung des Problems – in anderen Behörden halten sich einige Mitarbeiter für so eine Art „Fürsorger“, die versuchen, Antragsteller als potentielle Betrüger zu entlarven.

Da hilft nur eins: Besser informiert zu sein als der Mitarbeiter selbst – und mit dem eigenen unternehmerischen Spirit zu kämpfen, ohne sich einschüchtern zu lassen. Auch eine solche Notzeit kann ja als Herausforderung angesehen werden! Kämpfen können wir ja alle, warum nicht mal ein ganz anderes Abenteuer wagen und sich mit Behörden anlegen – wenn es sein muss…

Entscheidend ist, dass man so weit wie möglich die eigene Liquidität schützt und auf keinen Fall Kredite für den persönlichen Lebensunterhalt einsetzt. Verbindlichkeiten minimieren, Ausgaben reduzieren, mit den Kindern sprechen über die finanziellen Gegebenheiten – und dann tun, was getan werden muss.

Hier ein ausführlicher Überblick von finanztipp.de vom 1. September 2020 über Hilfen für Selbstständige und Unternehmen, die durch die Corona-Krise in Not geraten sind. Nicht die Augen verschließen und vor Allem nicht darauf hoffen, in einigen Monaten wäre alles wieder „wie früher“. Auch wenn die Regelungen abgebaut werden, wird sich viel verändert haben – wirtschaftlich, politisch und an den Finanzmärkten. Also vorsorgen und handeln. Das ist der Weg der Selbstständigen.
finanztipp.de vom 1. September 2020: Hilfen für Selbstständige und Unternehmen, die durch die Corona-Krise in Not geraten sind

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert