Warum ich dem 9-Euro-Ticket so dankbar bin

Seit geraumer Zeit bin ich beruflich Pendler mit Monatsticket. Das geht, weil ich vor allem in Dortmund unterwegs bin. Dort gibt es ein dichtes Nahverkehrssystem. Ich habe mich (wie meine Leidensgenossen) daran gewöhnt, dass die Deutsche Bahn miserabel funktioniert. Man weiß eigentlich nie, was einen erwartet. S-Bahnen und Züge kommen zu spät, fallen aus, halten nicht an allen Bahnhöfen … Schuld ist mal das Wetter, mal Personalmangel, mal sind es Baustellen oder Reparaturen an den Zügen.

Bild von Frank Wittkowski auf Pixabay 

Würde man wenigstens über die App früh genug gewarnt! Würden wenigstens Anschlagtafeln und Durchsagen zuverlässig funktionieren! Aber nein, tatsächlich habe ich sogar schon erlebt, wie vor meiner Nase auf einem anderen Gleis die Regionalbahn hielt, die auf dem Gleis angekündigt wurde, auf dem ich und meine Mitwartenden standen. Dann rasen wir Treppen runter, Treppen rauf – und können noch die Rückleuchter unserer Bahn sehen, die ohne uns weitergefahren ist.

Man gewöhnt sich an alles. Wir sind es gewohnt und erdulden unser Schicksal, ohne zu protestieren. Berufspendler mit der Bahn müssen im Beruf zeitlich flexibel sein – ist so.

Deutsche ziehen vor der Demo erst einmal eine Bahnsteigkarte

Doch plötzlich kommt Bewegung in die Sache! Das 9-Euro-Ticket wirkt wie eine Massendemo! Ungläubige Ausflügler stehen an den Anschlagtafeln im Bahnhof und können es nicht fassen! Es wird geschimpft, protestiert, Fäuste geschwungen! Endlich entsteht Aufruhr! Wenn Familien mit kleinen Kindern sich fühlen wie Flüchtende, die keiner transportieren will, ist es vorbei mit der Geduld! Lautsprecher-Durchsagen, dass der nächste Zug ausfällt, weil Personal krank ist, werden nicht länger resigniert hingenommen, wenn dadurch der komplette Familien-Reiseplan in sich zusammenbricht und kleine Kinder weinen.

Da wollte ich einfach mal „Danke“ sagen. Danke an die energiegeladenen „Demonstranten“, die nun Bahnhöfe, Bahnsteige und überfüllte Zügen stürmen. Verzeiht uns Pendlern, die so resigniert und gottergeben ihr Schicksal auf sich nehmen wie die Schafe. Ihr seid vielleicht unsere Retter. Oder Ihr wendet Euch schon bald verächtlich von uns ab und steigt wieder in Eure SUVs. Bitte bleibt und seid laut. Danke.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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