Politische Manipulation durch Algorithmen, Bots und Desinformation

Wird die öffentliche Meinung durch geschickte Manipulationen beeinflusst – zum Beispiel indem Spaltungen innerhalb des Systems durch Propaganda und Desinformation gefördert werden – ist das eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Demokratien. Wir erleben, wie nicht nur das digitale Consumer-Marketing, sondern auch das digitale politische Marketing durch die Pandemie an Kraft und Einfluss gewonnen hat. Der Politikwissenschaftler Philip N. Howard nimmt in einem Interview mit dem Standard dazu Stellung. (Hier das komplette Interview)

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

Nach der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump wurde 2018 öffentlich, wie das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica gezielt persönliche und psychologische Daten von Facebook-Usern auswertete, um ihnen personalisierte, verhaltens- und werteorientierte Werbung einzuspielen. Anscheinend war die erfolgreichste Strategie, Sympathisanten der demokratischen Partei zum Zweifeln zu bringen und die Glaubwürdigkeit der Kandidatin Hilary Clinton zu beschädigen. Dabei wurde auch versteckt bzw. getarnt agiert, so dass die Wähler den politischen Absender nicht identifizieren konnten.

Seit 2016 hat sich dieses digitale Propaganda-Marketing selbstverständlich immer weiter entwickelt. Howard sagt in dem Interview, dass heute politische Kampagnen ohne Data-Mining kaum noch denkbar sind. Unmengen an persönlichen Daten der Bürger werden gesammelt, analysiert, Botschaften zielgerichtet manipuliert. Da die professionellen Propaganda-Organisationen aus gegnerischen Lagern in großem Umfang digitale Werkzeuge nutzen, um über Falschinformationen Verwirrung und Spaltung zu schüren, sind sämtliche Kräfte in der Politik regelrecht gezwungen, mitzuspielen.

Lügenmaschinen – der Krieg des Desinformation

Die Wirksamkeit der digitalen Desinformationsmaschinerie ist schwer einzuschätzen. Was jedoch eingeschätzt werden kann, ist die Masse der politischen Kommunikationsaktionen, die sich im Netz Tag für Tag noch mehr Raum erobern. Häufig sind keine Menschen, sondern Bots am Werk, die auf gewisse Schlüsselreize automatisch reagieren und dank Künstlicher Intelligenz die passenden Antworten geben: Desinformationen streuen, über Kommentare emotionale Stimmungen verbreiten, Content teilen, Sympathisanten und Gegner identifizieren, Gruppen beitreten, beeinflussen und ausspionieren etc. Leider sind Lügenmaschinen im Rahmen moderner Kommunikationsstrategien normal geworden

In Europa haben wir das Glück, dass Data-Mining-Firmen nicht so großzügig persönliche Daten sammeln dürfen wie zum Beispiel in den USA. Doch auch hier stehen zum Beispiel Geheimdiensten riesige Mengen an persönlichen Daten über die Bürger zur Verfügung, die von Data-Mining-Unternehmen und den Digital-Giganten erworben werden können.

Gerade von rechtsextremistischen Organisationen ist bekannt, wie über Lügenmaschinerien das Vertrauen in etablierte Institutionen gestört wird. Auch zwischen konkurrierenden Nationen und Blöcken wird über Manipulationen in sozialen Netzwerken Einfluss auf Wahlen, politische Stimmungslagen und Sympathien genommen.

In dem Interview wird Philip N. Howard gefragt, wie wir der Gefahr durch politische Manipulationen eindämmen könnten. Seiner Auffassung nach ist „der Krieg um die Privatsphäre im bisherigen Rahmen verloren“. Von daher sind seine Antworten etwas entmutigend.

Meiner Auffassung nach sollten wir Bürger uns davor hüten, uns gegeneinander aufhetzen zu lassen. Sind wir unempfindlich gegenüber Hass und Hetze, können uns viele der Propaganda-Ziele nicht mehr erreichen. Selbstverständlich ist jeder Einzelne von uns spätestens dann manipulierbar, wenn er eine Quelle als glaubwürdig einstuft. Das war schon im Altertum in jedem Clan oder Dorf so – und das hat sich durch den digitalen Planeten, den wir nun neu besiedelt haben und der rein aus Daten besteht, nicht verändert.

Das wichtigste Prinzip für Beeinflussung sind Glaubwürdigkeit und Vertrauen zum Sender. Doch die Masse der Botschaften, Informationen, Bewertungen, Indizien und Beweise ist heute ins Unermessliche gestiegen. Wie das unsere Demokratien überleben sollen, ist auch mir ein Rätsel. Aber wenn wir uns aus vollem Herzen Frieden und ein konstruktives Miteinander aller Menschen wünschen, ist das schon mal ein guter Anfang für die Rettung der gesellschaftlichen Freiheit.

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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