Eva Ihnenfeldt: 3 gute Vorsätze für 2019

Früher gab uns die Kirche im „Top-Down“ Verfahren die Anleitung an die Hand, wie man sein Sündenregister klein hält und immer wieder über Reue und Buße reinigt. Kleriker hatten die göttliche Autorität, Sünden zu vergeben und den rechten Weg ins Paradies zu weisen. Heute leben wir im Zeitalter der Säkularisation. Die Macht der Religionen ist gebrochen. Mit dem Verweis auf die ewige Verdammnis kann nur noch da geherrscht werden, wo Menschen nicht hinter die schützenden Mauern der Kleriker blicken. Der Großteil der Menschheit weiß es längst: „Sie predigten Wasser und tranken Wein“. 

Gut sein ohne Angst vor der Hölle?

Quelle pixabay – JogiKenobi

Doch was bleibt uns nun, uns armen Sünderlein? Wir vergiften den Planeten durch unser persönliches CO2-Verhalten, kaufen Produkte aus brutalster Ausbeutung, vermüllen Wasser, Erde, Luft. Nur wenige von uns schaffen es, sich relativ schuldfrei zu fühlen. Meist reduziert sich unsere „Ablass-Zahlung“ dadurch, dass wir das persönliche Verhalten in Bezug setzen zu den Profiteuren aus Politik und Kapital. „Was kann der Einzelne schon tun?“ „Die da oben müssen sich ändern, wir selbst sind machtlos“. „Da helfen nur Revolution und Gewalt, vorher ändert sich sowieso nichts“.

„Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär’s nicht gern?
… Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so!“
Bertolt Brecht: Erstes Dreigroschenfinale

Auch ich bin genau so. Ich spüre, wie mich meine Schuldgefühle lähmen und eher noch tiefer treiben in meine Sucht nach luxuriöser Bedürfnisbefriedigung und skrupellosem Konsumieren. Echte Reue wäre der Grundstein zur Veränderung, – doch das ständig nagende schlechte Gewissen überdeckt genau diese Kraft für einen grundlegenden Wandel.

Trotzig esse ich Fleisch, Obst und esse Gemüse aus dem Supermarkt, obwohl ich weiß, wie diese Produkte hergestellt und vermarktet werden. Ich konsumiere alles Mögliche anhand meiner finanziellen Möglichkeiten und habe unzählige Begründungen, warum das völlig ok ist.

Was also will ich 2019 tun? Will ich etwas verändern?

Ich bin mir bewusst, dass ich durchaus etwas verändern kann. So wie ich durch Zuwendung und Wertschätzung Menschen verändere, kann ich durch mein Konsumverhalten unsere Mutter Erde verändern. Was meiner Liebe und Wertschätzung für unseren Planeten entgegensteht sind nicht einmal Mangel und Verzicht! Was dem entgegensteht ist die Bequemlichkeit meiner Gewohnheiten.

Hier meine guten Vorsätze für 2019 (seufz…)

  1. Ich esse nur noch im Restaurant Fleisch und Fisch. Mein Kühlschrank und Vorratsregal bleiben konsequent leichenfrei.
  2. Ich überlege mir jede Kaufentscheidung bei Konsumartikeln wie Kleidung, Unterhaltungselektronik, Lifestyle und Reisen, indem ich VOR dem Kauf reflektiere, was meine Motive sind. Ich bringe durch diese Reflektion (per Smartphone mit dem Diktiergerät) Bewusstheit in mein Kaufverhalten
  3. Ich lese Online-Blogs, die sich mit einer menschlich und ökologisch vernünftigen Ernährungsweise und den dafür vorhandenen Bezugsquellen auseinandersetzen. Ich lasse mir per Mail Newsletter von solchen Plattformen zusenden.

So, das muss reichen. Es ist ein langer Weg zum guten Menschen, das ist mir klar. Punkt Eins habe ich schon jahrelang durchgehalten ohne Probleme – bin erst seit zwei Jahren wieder rückfällig geworden. Punkt Zwei wird am schwierigsten, doch per Diktiergerät macht es ja wenig Arbeit, kurz meine Kaufmotive zu reflektieren, denke das bekomme ich hin. Punkt 3 macht sogar Spaß. Ich werde mich auf die Suche machen nach Blogs, die mir sympathisch sind. Plattformen, die nicht spießig verurteilen sondern die unterhaltsam und freundlich Tipps geben.

„Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir

Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.“
Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen

Seien wir barmherzig zu uns selbst. Schuldgefühle lähmen. Spaß soll es machen, ein guter Mensch zu sein!

Ein frohes neues Jahr 2019 allerseits
wünscht

Eva Ihnenfeldt

 

 

 

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

4 thoughts on “Eva Ihnenfeldt: 3 gute Vorsätze für 2019

  • Reply Molle Kühl 27. März 2019 at 17:51

    Ach Eva, es ist völlig sinnlos und schon fast als Privileg gutsituierter LOHAS zu bezeichnen, wenn Du mi dem Einkaufswagen die Welt retten willst. Individuelles Verhalten bewirkt nur ein gutes eigenes Gewissen, ändert aber nichts an den Strukturen, den Produktionsbedingungen und -entscheidungen und der Wachstumsideologie. Mit Deinen alternativen Kaufentscheidungen förderst Du nur neue Wachstumsquellen, deren Zugang für die Ärmsten im Lande wegen der höheren Preise versperrt ist. Merke: Es ist nicht möglich, im falschen Wirtschaftssystem politisch korrekt zu konsumierten.

    Ich kann kein Kohlekraftwerk abschalten, kein AKW stilllegen, ich lasse keine Textilien in Bangladesh herstellen und betreibe weder einen Massentierhaltungsbetrieb noch eine Kreuzfahrtagentur. Ich konzipiere auch keine SUV oder stelle Plastikartikel her. Ich bin seit 30 Jahren Vegetarier. In dieser Zeit boomte der Fleischverzehr, ja sogar der Export von Tierleichenteilen. Ich benutzte bis vor 5 Jahren mein Leben lang keine Seilbahnen oder Sessellifte. Heute kann man sehen, wie sich das Netz in den Winterferienorten explosiv verdichtet hat. Zur Zeit des Waldsterben wurde ich von anderen Fahrzeugen überholt, deren Fahrer mir den Stinkefinger zeigten, weil ich auf dem Heck einen Aufkleber hatte mit dem Text „Tempo 100 – dem Wald zuliebe“.

    Was wirklich hilft, ist z. B. organisierter ziviler Ungehorsam, Sabotage und Aktionen wie im Hambacher Forst und beim G20 Gipfel. Daher noch ein paar Zeilen zur Gewalt von Herman Gremlitza (konkret): Gewalt ist nicht nur, das hat man jedenfalls noch 1968 gewußt, wenn ein Bourgeois mit grober Faust was auf die Fresse kriegt, sondern auch, wenn seine manikürte Hand mit einem goldenen Mont-Blanc-Füller die Entlassung von tausenden Proleten unterschreibt und mit diesem Federstrich das kleine Lebensglück nicht nur der Entlassenen, sondern auch ihrer Kinder zerstört.

    CIAO
    altautonomer (Blogger und Jogger)

    • Reply Eva Ihnenfeldt 27. März 2019 at 20:08

      Lieber lieber altoutonomer Blogger Molle, oh wie gut mir das tut, was Du schreibst. Ja, ungehorsam und störend und gefährlich müssen wir sein und bleiben. Wer bist Du? Kennen wir uns? CIAO – eine althippiane Bloggerin 🙂

  • Reply Wie definierst Du ein "erfolgreiches Leben"? Ich probiere es mal für mich... - Steadynews - Onlinemagazin für Unternehmen im digitalen Wandel 4. Oktober 2019 at 08:04

    […] erreicht habe. Das kann auch ein guter Vorsatz von Silvester sein (nein, ich habe meine mal wieder nicht erfolgreich umgesetzt in diesem Jahr) oder die Freude darüber, im Fitnessstudio fünf Kilogramm mehr an einem Gerät zu […]

  • Reply Eva Ihnenfeldt: Ein neues Jahr hat begonnen. Was ich ändern will - und was nicht - Steadynews - Onlinemagazin für Unternehmen im digitalen Wandel 5. Januar 2020 at 17:48

    […] wie im letzten Jahr. Und nein, ich habe keinen einzigen meiner guten Vorsätze für 2019 erfüllt. Hier sind sie. Kaum veröffentlicht, kam Silvester und warf alles um, was bis dahin galt. Tja, so ist das Leben. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert