Interview mit Dortmunder Unternehmen: Rainer Weichbrodt – Beratung zur Digitalisierung

Rainer Weichbrodt war 20 Jahre lang Geschäftsführer in der Rohstoff- und Umweltwirtschaft – und schon während dieser Zeit stand das strategische Wissensmanagement im Fokus seines Schaffens. So zeichnete ihn die Financial Times Deutschland 2003 aus als „Wissensmanager des Jahres“. Heute berät und begleitet der engagierte Dipl. Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler Unternehmen auf ihrem Weg in die Digitalisierung von Geschäftsprozessen – auch als Schnittstelle zu „Social Collaboration“ und Wissenstransformation. Weichbrodt ist Mitglied im Internationalen Controller-Verein und in der Deutschen Gesellschaft für Qualität.

Frage 1: Wo genau liegt der Schwerpunkt Deines Unternehmens? Was unterscheidet Dein Unternehmen vom Angebot der Mitbewerber?

Rainer Weichbrodt: Unser Schwerpunkt liegt im Bereich „Arbeiten 4.0“. Hier geht es explizit um Fachkräftesicherung, sowohl im Bereich des demografischen Wandels als auch durch die digitale Transformation von Arbeit. Die Bundesregierung unterstützt diese Fachkräftesicherung durch Förderprogramme mit sechs Handlungsfeldern, von denen unsere Unternehmensberatung vier abdeckt: Demografie, Personalführung, Wissen und Kompetenz, Gesundheit, Chancengleichheit und Diversity – und digitale Transformation. Wir haben uns auf Demografie, Personalführung, Wissen und Kompetenz spezialisiert. Die Förderung ist ausgezeichnet: Kleinere Unternehmen können bis zu 80 Prozent Zuschuss bekommen, KmU mit bis zu 249 Mitarbeitern immerhin 50 Prozent.

Für mich besonders reizvoll ist, dass bei diesen geförderten Beratungen über „Potentialberatung“ und „Unternehmenswert:Mensch die Beschäftigten aktiv eingebunden sind in eine Erarbeitung von Verbesserungen. Es ist immer wieder ergreifend zu sehen, wie viele Potentiale schon da sind – sie liegen einfach da. Durch Gespräche, Workshops und Veränderungsprozesse beginnen diese Potentiale zu leben. Es entsteht Energie. Chancen werden erkannt, man spürt diese Kraft und es ist unglaublich, was sich daraus entwickelt.

Das Zweite was ich spüre ist, dass die Mitarbeiter durch die aktive Einbindung und der damit verbundenen Wertschätzung über sich hinauswachsen. 2003 habe ich die Auszeichnung als „Wissensmanager des Jahres“ bekommen, weil ich damals genau das bereits als Führungsziele gelebt habe. Das was ich heute selbstständig mache, war für mich als Manager mit Personalverantwortung für 120 Mitarbeiter meine Führungsphilosophie.

Frage 2: Welche Strategien nutzt Du für den Erfolg Deines Unternehmens? Wo liegen die Schwerpunkte im Marketing, im Vertrieb, im Personalwesen, in der Produktentwicklung, bei der Gewinnung von Mitarbeitern und Kooperationspartnern?

Rainer Weichbrodt: Hauptsächlich – oder sogar fast ausschließlich – beruhen meine Aufträge auf Empfehlungen. Man muss sagen, dass ich die sozialen Netzwerke von Beginn an nutze, wirklich von der ersten Stunde. Vor 15 Jahren habe ich – damals noch als Manager – die ersten Wissensportale im Internet bereits gelauncht. Hierfür haben wir 2002 sogar ein eigenes Unternehmen gegründet „ThinkTank“. Dadurch entstanden natürlich viele Kontakte zu Experten, Meinungsführern, Stakeholdern. Wir sind auch heute in ständigem Austausch und entwickeln gemeinsame Projekte wie den Urban Mining Kongress, den ich gemeinsam mit anderen Aktiven im November in den Dortmunder Westfalenhallen organisiere, ein gemeinnütziges Projekt im Bereich Umwelt und Rohstoff-Recycling.

Das was mir immer wieder zurückgespiegelt wird, ist, dass die Menschen mir vertrauen wegen meiner sozialen Haltung. Das hebt mich wohl von anderen Controllern ab, diese Nachhaltigkeit und der Anspruch an die Menschlichkeit. Ich bin auch aktiv im Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung. Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten erfordern natürlich auch Zeit, aber ich nehme mir heute den Luxus, nur noch da zu arbeiten, wo ich auch Sinn und Freude empfinde.

Frage 3: Wo sehen Sie Vorteile und Chancen für Ihr Unternehmen beim Standort Dortmund? Was unterscheidet den Standort Dortmund positiv von anderen Regionen?

Rainer Weichbrodt: Dortmund bietet eine gute Mischung und Vielfalt. Tradierte Unternehmen und eine sich entwickelnde Startup-Kultur. Viele kleine und mittelständische Unternehmen, die genau in unsere Zielgruppe passen. Die regionale Nähe zu den vielen Unternehmen in den unmittelbar angrenzenden Wirtschaftsregionen ist wirklich optimal. Ich empfinde die Mentalität der Menschen hier als herzlich, offen und bodenständig, das gefällt mir. Bei der Innovationskraft gibt es „Luft nach oben“. Aber dafür engagieren wir uns ja besonders.

Es wurde hier von der Wirtschaftsförderung u.a. das Demografie-Netzwerk Westfälisches Ruhrgebiet gegründet. Viele private und kommunale Organisationseinheiten arbeiten hier gemeinsam an Unterstützungsleistungen für Beschäftigte und Organisationen. In diesem Jahr steht eine Kampagne mit dem Titel „Arbeit gesund gestalten“ auf dem Plan. „DiverseCity“, „Öko-PROFIT“ und „Klima ist Heimspiel“ sind weitere Beispiele zum Thema Nachhaltigkeit in Dortmund. Dortmund erhielt als Großstadt den Nachhaltigkeitspreis 2014, das finde ich einfach super.

Frage 4: Wo liegen die Risiken und Schwächen des Standorts Dortmund? Welche Herausforderungen müssen bewältigt werden, um als Wirtschaftsstandort gegenüber anderen zu punkten?

Rainer Weichbrodt: Mehr Blick auf Innovationen, die in Geschäftsvolumen umgewandelt werden. Das ist die größte Herausforderung. Das gilt für ganz NRW. Ich habe in meinem Leben die meisten Impulse für Innovationen außerhalb Deutschlands bekommen und innerhalb Deutschland fast nie aus NRW. Und wenn hier Lösungen erarbeitet werden, dann oft in geförderten Projekten, deren Transferleistung in die Praxis eher geringe Wirkung hatten.

Ich liebe und unterstütze die Pflege der Industriekultur von ganzem Herzen. Sie vermittelt Verbundenheit und gibt emotionale Kraft. Lösungen müssen wir aber gemeinsam aus den möglichen Zukünften heraus ableiten.

Ich bin dankbar, dass ich mit meinen Beratungsleistungen Unternehmen genau in diesem Punkt unterstützen kann: Innovation zu entwickeln und umzusetzen.

Frage 5: Was wünschen Sie sich an Unterstützung für Ihren wirtschaftlichen Erfolg und die Stärkung des Standorts Dortmund?

Rainer Weichbrodt: Je häufiger wir auf die großartigen Förderprogramme hinweisen, die bei IT, Geschäftsprozessen und Personal greifen, desto besser. Es unterliegen weit mehr Themen dieser Förderung, als es vielleicht zunächst den Anschein hat. Erschreckend viele Unternehmen haben keine Ahnung davon, was hinter „Potentialberatung“ und „Unternehmenswert:Mensch“ steckt. Die Meisten nehmen erst dann externe Berater hinzu, wenn sie spürbare Probleme haben. Und eine ganz konkrete Idee hätte ich: Vielleicht sollten wir versuchen, einmal monatlich eine virtuelle Videokonferenz mit Mittelständlern zu initiieren, wo es um Thematiken rund um den digitalen Wandel und den Wandel de Arbeitswelt geht. Als Beratungs- und Diskussionsplattform. Das wäre sicher spannend und hilfreich für alle Beteiligten.

Rainer_WeichbrodtDipl. Oec.
Rainer Weichbrodt
www.weichbrodt.de
Management Institut Dortmund GmbH
Tel. (0231) 223967-60
Fax (0231) 223967-59
[email protected]

 

 

 

 

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