Bereits im Wahlkampf hatte der CDU-Kandidat Friedrich Merz angekündigt, die Neubenennung von Hartz-IV in „Bürgergeld“ sowie die erleichterten Bedingungen des Leistungserhalts wieder rückgängig zu machen. So sollen Mitwirkungspflichten und Sanktionen im Einklang mit dem Grundgesetz wieder verschärft werden. Die Bezeichnung Bürgergeld soll nun „Neue Grundsicherung für Arbeitssuchende“ heißen. Menschen, die arbeitsfähig sind und wiederholt Arbeit verweigern, sollen vollständig aus dem Leistungsbezug genommen werden.
Schon die Ampel-Koalition hatte beschlossen, dass Totalverweigerern der Regelsatz für zwei Monate gestrichen wird. Nur Miet- und Wohnkosten werden weitergezahlt. Wie oft seitdem von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde, ist nicht bekannt.
Arbeitsvermittlung statt Weiterbildung
Eine weitere Änderung bei der neuen Grundsicherung ist, dass wieder zurückgekehrt wird zur reinen Vermittlung von Arbeit. Die Ampel-Koalition wollte in erster Linie auf Weiterbildung setzen, da sehr viele Bürgergeldempfänger ungelernte Arbeitskräfte sind. Mehr als 1,7 Millionen Bürgergeld-Empfänger gelten als erwerbsfähig, doch bei fast 90 Prozent gibt es Vermittlungshemmnisse. 44 Prozent der Leistungsbezieher haben sogar mindestens zwei solcher Vermittlungshemmnisse. 60,8 Prozent der Bürgergeldempfänger haben keinen Berufsabschluss.
Helfer-Tätigkeiten sind immer seltener
Für Ungelernte und Migranten mit schlechten Deutschkenntnissen gibt es allerdings immer weniger Jobs. Tatsächlich sind – laut Index-Datenbank – von den 11,6 Millionen Stellen im Jahr 2024 nur knapp 160.000 Stellenangebote für Ungelernte. Das entspricht etwa 1,4 Prozent des gesamten Stellenmarkts. 61,2 Prozent der Langzeitarbeitslosen bewerben sich ausschließlich um diese raren Helfer-Tätigkeiten. Zum Vergleich: Nur rund ein Viertel der Bürgergeldempfänger sind ausgebildete Fachkräfte…
Ausführliche Zahlen zum Stellenmarkt und dem Anteil der jeweiligen Berufs-Hierarchiestufen hier im Merkur vom 12. März 2025.
Wo gibt es Helfer-Jobs?
Den größten Bedarf bei Helfertätigkeiten gibt es in den Branchen Transport, Verkehr, Logistik und Lager mit 47.000 Jobangeboten, an zweiter Stelle liegen Vertrieb und Verkauf. Da 550.000 der 1,7 Millionen erwerbsfähigen Bürgergeld-Empfänger keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen können, ist die Reintegration in den sozialversicherungspflichten Arbeitsmarkt schwierig.
Neben der fehlenden Qualifikation sind weitere Vermittlungshemmnisse: ein höheres Alter (älter als 55 Jahre), eine Schwerbehinderung oder der Status, alleinerziehend zu sein. Alleinerziehende mit Kindern, die älter als drei Jahre sind, finden häufig keine ausreichenden Betreuungsplätze.
Rückgang der Stellenangebote
Durch die schwache Konjunktur und die ansteigenden Absatzprobleme (zum Beispiel in der Gastronomie) verzeichnet der Arbeitsmarkt einen Rückgang der ausgeschriebenen Stellenangebote. Im Vergleich zu 2023 betrug dieser Rückgang im Jahr 2024 bereits vier Prozent. Von 12,1 Millionen auf 11,6 Millionen. Gerade für kaum Qualifizierte und Menschen mit Vermittlungshemmnissen wird es immer schwerer, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.
Was die Deutschkenntnisse betrifft: Zeitarbeitsfirmen und Vermittlungsagenturen für ungelernte Arbeitskräfte sind immer seltener in der Lage, Menschen in Arbeit zu vermitteln, die nicht mindestens ein B1-Deutsch-Zertifikat vorweisen können. Selbst bei Reinigungstätigkeiten, bei Küchenjobs und als Produktionshelfer werden Deutschkenntnisse vorausgesetzt. So haben es kaum qualifizierte Migranten mit mangelnden Deutschkenntnissen sehr schwer, Helfer-Tätigkeiten zu finden.