Mitarbeiterbindung: Wenn Arbeitgeber halten, was sie versprechen

Es gibt zwei Arten der erfolgreichen Personalpolitik: Das Eine nennt sich Employer Branding und bezieht sich auf den Aufbau und die Pflege einer Arbeitgebermarke – nach außen wie nach innen -, das andere ist das, was sich nach dem Eisbergprinzip unterhalb der Wasseroberfläche befindet: Werden viel beschworene Werte tatsächlich gelebt im Unternehmen? In diesem Beitrag werde ich einen Überblick geben darüber, welche Möglichkeiten der Mitarbeiterbindung Arbeitgeber einsetzen können.

Lohnt sich Mitarbeiterbindung?

Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay

Die Kosten bei Neubesetzungen von Stellen übersteigen die Kosten von Mitarbeiterbindungs-Maßnahmen beträchtlich. Nicht nur die oft aufwändige Stellenbesetzung inklusive Einarbeitung ist teuer, ebenso teuer sind die verloren gegangenen Erfahrungen der Ex-Mitarbeiter, die wertvollen Kontakte innerhalb des Unternehmens, die externen Verbindungen zu Kunden und Stakeholdern sowie das wertvolle fachspezifische Wissen. Es ist wie im Marketing: Jeder weiß, dass Kundenbindung weitaus lukrativer und nachhaltiger ist als Neukundengewinnung, und doch fließt der Großteil der Energie genau dorthin, während die treue Kundschaft häufig zu kaum gewürdigt wird.

Also schauen wir doch einmal, was Mitarbeiter im Unternehmen hält – abgesehen von ehrlicher Zuwendung im Team, von Anerkennung und Beachtung durch Führungskräfte, von spannenden Aufgaben und genügend Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit.

Finanzielle Benefits

Der Firmenwagen: In einigen Tätigkeitsbereichen ist es von Vorteil, Mitarbeitern einen Firmenwagen zur Verfügung zu stellen. Der Dienstwagen ist auch in Zeiten hybrider Arbeitsmodelle eines der beliebtesten, attraktivsten und gängigsten Gehaltsextras. Dienstwagen, die auch privat genutzt werden können, sind für Mitarbeiter durchaus ein Argument, dem Unternehmen treu zu bleiben. Autos haben einen hohen emotionalen Wert für die meisten Menschen, und Mitarbeiter, die beruflich viel unterwegs sind und an mehreren verschiedenen Orten arbeiten, wissen das Vertrauen, das in sie gesetzt wird, zu schätzen. Ob sich der „geldwerte Vorteil“ für den Arbeitgeber lohnt, kann genau ermittelt werden. In welchen Fällen sich ein Firmenwagen als Mitarbeiterbindung rechnet, zeigen aktuelle Firmenwagenrechner für Arbeitnehmer

Weitere finanzielle Mobiltäts-Benefits: Dienstwagen sind selbstverständlich nur denkbar für Mitarbeiter, die viel im Auftrag des Arbeitgebers unterwegs sind. Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten von Mobilitätszuschüssen wie ÖPNV-Tickets, Company-Bikes oder Tankgutscheine. Auch gibt es Arbeitgeber, die Zuschüsse zur Vermögensbildung gewähren. Interessant sind alle Benefits, die bei einem Unternehmenswechsel finanzielle Einbußen für die ehemaligen Mitarbeiter zur Folge hätten.

Betriebliche Altersversorgung (bAV): Es ist leicht nachzuvollziehen, warum die betriebliche Altersversorgung an der Spitze aller finanziellen Mitarbeiterbindungs-Instrumente steht. In Zeiten, in denen die gesetzlichen Rentenansprüche immer weiter sinken, ist die private bAV ein hervorragendes Mittel, um die Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Loyalität und Motivation der Arbeitnehmer intensivieren sich enorm, wenn Arbeitgeber sich aktiv und verantwortungsvoll um gute Angebote für die bAV kümmern – und die Konditionen ihren Angestellten verständlich und dialogorientiert vermitteln.

Arbeitsrahmenbedingungen

Neben den finanziellen Anreizen ist es für Arbeitnehmer wichtig, dass sie flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle in Anspruch nehmen können. Gerade für junge Familien sind die Möglichkeit von Homeoffice, Teilzeit-Modellen, Jobsharing und anderen flexiblen Arbeitsorganisationen wie einer Vier-Tage-Woche häufig entscheidend für den Verbleib oder Wechsel des Unternehmens. Ideal ist, wenn der Arbeitgeber Angebote zur Kinderbetreuung machen kann. Gerade heute ist es in vielen Regionen Deutschlands sehr schwer, die Kinder während der Arbeitszeit gut und verlässlich versorgt zu wissen.

Aber auch kleinere Arbeitsrahmenbedingungen können wirkungsvoll zur Mitarbeiterbindung beitragen: Man sollte Benefits wie kostenlose Getränke und Snacks, Teamevents und kulturelle Angebote nicht unterschätzen. Wertschätzung und Anerkennung müssen nicht immer individuell gelagert sein – auch die emotionale Fürsorge für das Team sind ein entscheidender Faktor, um die Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Wer will schon weggehen, wenn er sich geborgen und geschätzt fühlt im Team und über die Arbeitszeit hinaus?

Betriebliche Weiterbildung

Arbeitnehmer/Innen wünschen sich in der Regel Perspektiven für ihre Zukunft im Unternehmen. Die gezielte Fortbildung der eigenen Fach- und Führungskräfte ist entscheidend, um die Bindung an den Arbeitgeber zu stärken. Gerade in Zeiten der digitalen Umstrukturierung brauchen alle Mitarbeiter immer wieder firmeninterne Angebote, um mit dem technischen Fortschritt zurechtzukommen und ihn souverän zu beherrschen. Digitale Kompetenzen sind das Top-Weiterbildungsthema laut bitkom Weiterbildungsstudie .

Auch perspektivische Aufstiegschancen sollten über Weiterbildungen befördert werden, um intern den Führungsnachwuchs zu schulen. Neben Fortbildungskursen und finanzieller Unterstützung externer Weiterbildungsangebote sind Coaching und Mentoring erfolgversprechende Angebote zur Mitarbeiterbildung.

Gesundheitsfördernde Benefits

Gerade gesundheitsfördernde Benefits sind im Rahmen der Mitarbeiterbindung durchaus auch attraktiv für Arbeitgeber. Schließlich sind gesunde Mitarbeiter belastbarer, produktiver und motivierter als Mitarbeiter, die sich mühsam zur Arbeit aufraffen müssen aufgrund körperlicher oder seelischer Leiden.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Gesundheit der Mitarbeiter zu unterstützen. Den Wissensarbeitern am Computer kann man medizinische Massagen und Arbeitsunterbrechungen mit stärkenden Gymnastikeinheiten anbieten, man kann Ernährungsberatungen zur Verfügung stellen, Sportangebote und andere Gesundheitskurse. Alles, was die Work-Life-Balance fördert, wird sicher dankbar angenommen und bindet erfolgreich an das Unternehmen.

Employer Branding extern und intern

Wie schon zu Anfang des Beitrags erwähnt, ist der professionelle Aufbau einer Arbeitgebermarke sehr beliebt geworden seit den Neunziger Jahren. Doch inwieweit wird dauerhaft und nachhaltig gehalten, was bei der Mitarbeitersuche versprochen wird? Viele Jobsuchende misstrauen Arbeitgeberbewertungen in einschlägigen Bewertungsportalen wie kununu oder glassdoor, da sich immer weniger Mitarbeiter trauen, bei Unzufriedenheit negative Bewertungen einzureichen. Es könnte sein, dass kununu bei Beschwerden über Arbeitgeber entweder die Klarnamen der Bewerter offenlegen muss – oder die negative Bewertung löschen, wie ein Gerichtsurteil vom OLG Hamburg zeigt..

So oder so ist es extrem wichtig, die nach außen präsentierte Unternehmenskultur auch nach innen zu leben. Was Mitarbeiter neben Geld und Sicherheit am meisten brauchen, sind Anerkennung, Lob, Wertschätzung, transparente Unternehmensinformationen wie ein Firmen-Wiki, Ansprechpartner bei Problemen und eine konstruktive Feedback-Kultur.

Viele Studien zur Mitarbeiterzufriedenheit belegen, dass die Treue zum Unternehmen in erster Linie vom Verhalten der Führungskräfte abhängt. Oder wie es so schön heißt: „Mitarbeiter verlassen nicht den Arbeitgeber, Mitarbeiter verlassen ihren Chef“.

Der wichtigste Bindungsfaktor an ein Unternehmen ist neben der marktgerechten Entlohnung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und flexibler Arbeitszeiten das gute Betriebsklima. Es wäre wünschenswert, wenn Führungskräfte in Bezug auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter immer wieder in Kursen und Weiterbildungen trainiert würden, um Freude daran haben zu können, ihr Team zu leiten.

Ebenso wünschenswert wäre es, wenn Vorgesetzte neben ihren vielen anderen Aufgaben genügend Zeit hätten, sich um zwischenmenschliche Bedürfnisse zu kümmern. Doch selbst wenn diese wichtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung zeitlich nicht angemessen umgesetzt werden können, bleibt die Möglichkeit, durch aufrichtige Anerkennung von guten Leistungen das zu geben, was sich jeder Mitarbeiter wünscht: Gesehen zu werden, Anerkennung zu erhalten und Wertschätzung zu erfahren.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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