In den Medien haben wir den Eindruck, junge Menschen würde in erster Linie brennen für den Klimaschutz. Doch eine Online-Befragung, die im DACH-Bereich (Deutschland, Österreich, Schweiz) rund 30.000 Schüler, Lehrlinge, Studierende sowie junge Menschen mit Berufserfahrung gefragt hatte, was ihnen bei der Berufs- und Arbeitgeberwahl am wichtigsten ist, vermittelt ein anderes Bild. 91 Prozent wollen ein klar verständliches Aufgabengebiet erhalten. 84 Prozent ist die Höhe des Gehalts sehr wichtig, und drei Viertel der Befragten erwarten Weiterbildungsmöglichkeiten. Nur dreißig Prozent interessiert bei der Berufswahl, ob sich der Arbeitgeber im Klimaschutz engagiert. Auch die Möglichkeit von Homeoffice ist weniger relevant für die jungen Menschen als gedacht.
Jobwechsel
Die Berufserfahrenen sind auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, weil sie unzufrieden sind mit Gehalt und Benefits (68 Prozent), 63 Prozent sind enttäuscht von dem Aufgabengebiet, das sie erhalten haben, 69 Prozent haben Probleme mit ihren Vorgesetzten, und 63 Prozent vermissen Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit.
Ausbildungs- und Stellensuche
Bei der Stellensuche legen die jungen Menschen Wert auf eine passgenaue, aussagekräftige Stellenbeschreibung. Nur wenige sehen einen Vorteil darin, auf einer Karrieremesse verschiedene Arbeitgeber kennen zu lernen. Auch anonyme Bewertungen im Internet sind nicht sehr hilfreich. Was jedoch Eindruck macht, sind Einblicke in die Unternehmenskultur im Social Web und authentisch wirkende Erfahrungsberichte von Mitarbeitern.
Meine Erfahrungen aus dem Jobcoaching
Die Ergebnisse der Befragung decken sich mit meinen Erfahrungen im Job- und Bewerbungscoaching. Egal, ob alt oder jung, noch nie hat mir gegenüber jemand als Begründung für den Jobwechsel oder die Bewertung von Stellenausschreibungen angegeben, dass der Einsatz des Unternehmens für den Klimaschutz Begeisterung erzeugt.
Was hingegen wichtig ist, sind Hinweise darauf, dass eine wertschätzende, anerkennende und partnerschaftliche Kultur gelebt wird. Da schauen wir nach lebendigen Eindrücken in sozialen Netzwerken, schreiben vielleicht einmal über Xing oder LinkedIn Mitarbeiter/Innen des Unternehmens an und untersuchen sehr genau die Stellenbeschreibung. Ist diese seelenlos „nullachtfünfzehn“ oder haben wir den Eindruck, dass das Unternehmen sich Gedanken darüber gemacht hat, wie sie mit ihren Worten, Ansprüchen und eigenen Leistungen genau die richtigen Adressaten erreichen?
Werbesprech oder Ehrlichkeit?
Sehr viele Unternehmen sind weiterhin in ihrer Kommunikation geleitet von altertümlichem Werbesprech. Häufig hat man auf der „Über uns“ Seite das Gefühl, der Text wäre von einer Agentur formuliert. Auch die Karriereseiten und deren Stellenausschreibungen geben erschreckend häufig das Gefühl, dass die Personalabteilung ihren Dienst tut. Nur wenige Arbeitgeber sind in der Lage, das betroffene Team bzw. die betroffene Abteilung mit in die Angebots- und Suchformulierung bei der Stellenausschreibung einzubinden.
Die Besten der Besten
Wir leben in einer Zeit, in der es überlebenswichtig ist, die Besten der Besten für sich zu gewinnen. Werbesprüche zu Klimaschutz und Diversität sind für die meisten Jobsuchenden und Wechselwilligen so spannend wie Waschmittelreklame. Sie wünschen sich Ehrlichkeit, Partnerschaftlichkeit, klare Anforderungen und wertschätzende Unternehmenskultur.
Schon der erste Eindruck, den ein potenziell Interessierter als Reaktion auf die eingesandte Bewerbung erfährt (und den Prozess der Bewerbungsmöglichkeit 😉 ) ist ausschlaggebend für die Bereitschaft, sich dort acht Stunden täglich mit allen Kräften und allem Einsatz einzubringen. Es lohnt sich, um die Besten der Besten zu werben! Egal ob bei der Suche nach Auszubildenden, nach Absolventen/ frisch Ausgebildeten oder nach Berufserfahrenen – letztendlich ist die Qualität der Mitarbeiter ausschlaggebend für das starke, resiliente, gesunde Unternehmen.