Erfolgscoaches: Die neue Religion der Herrenmenschen – widerlich…

Hey, Du kannst alles schaffen was Du willst! Nur eins kann Dich stoppen – und das bist Du selbst! Du bist unbezwingbar großartig! Lebe es und zeige es! Krebs? Nichts als eine Herausforderung für die, die innerlich stark sind! Trauer? Schmerz? Angst? Einsamkeit? Verzweiflung? Gefühle für die, die einfach zu schwach sind – nichts für uns, die als Sieger durch die Welt gehen. Wir sind die, die stets triumphierend aus jeder Situation hervorgehen. Wir leben im Überfluss, weil wir stets die richtige Einstellung haben zu Geld, Besitz, Erfolg, Sex und Unterwerfung aus Liebe. Die Menschen liegen uns zu Füßen, weil wir so unwiderstehlich mächtig sind. Komm und schließe Dich an – wir sind die Alpharasse – die Rasse der neuen Herrenmenschen – wir sind Gott.

Lange habe ich mich gefragt, warum mich Erfolgscoaches so aggressiv machen. So richtig greifen konnte ich es nicht. Ok, dieser Hochmut gegenüber denen, die es nicht schaffen, glücklich und optimiert durchs Leben zu stiefeln, stößt mich ab. Das ist leicht zu analysieren. Menschen mit Depressionen, Misstrauen und Minderwertigkeitsgefühlen sind ja nicht freiwillig geplagt, sie haben ihre Gründe, warum sie leiden und an sich zweifeln.

 

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Aber ganz war es das noch nicht. Irgendetwas fehlte mir als Puzzlestück, um meine emotionale Abscheu zu verstehen. Heute morgen habe ich diese fehlende Puzzlestück endlich erhalten. Dank dem Online-Portal Watson mit einem Beitrag zum Instagram-Account „Der Business-Lion“ – der wunderbare Gründer des Accounts formulierte es deutlich: Diese Herrenmenschen-Attitüden sind bestürzend….

Christopher Strutz und sein „Business-Lion“ Instagram-Account zeigen ungeschminkt, was hinter der ganzen „Reich, glücklich und siegend“Bewegung steckt. Die Ideologie des Herrenmenschen, de ja gerade uns Deutsche schon immer sehr fasziniert hat und uns zum Träumen bringt, ist einfach das, was sie schon immer war – narzisstisch krank.

Nicht das Scherflein der armen Witwe imponiert uns – nein! Es imponiert die Badewanne voll Gold des Dagobert Duck! Nicht Mitgefühl für gequälte Seelen wollen wir spüren – nein, wir wollen uns triumphierend erheben aus dem Leid dieser Welt!

 

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Meine Eltern waren Kinder im Nationalsozialismus. meine Mutter ist 1933 geboren und hat mir täglich neue Horror-Geschichten erzählt aus diesem Paralleluniversum der Herrenmenschen. Von der Triumphzeit mit den bezopften Blondschöpfen und den sauberen Uniform-Jungens. Geschichten aus der Kälte der Gier, wenn man jüdische Nachbarn beerben konnte, die auf Lastwagen abtransportiert worden waren. Geschichten aus der Kinderlandverschickung, wo man mit ausgestrecktem Arm und starr vor Entsetzen Heil Hitler brüllen musste, wenn man als Kind einen Bäckerladen auf dem deutschen Land betrat.

Dann kamen die Geschichten, in denen kleine Kinder auf dem Feld das Gehirn eines englischen Soldaten begruben, der abgeschossen worden war. Bombennächte, Leichen vor den Bunkern, unlöschbare Brände und diese Erleichterung, die sich in die Apokalypse mischte: Gottseidank, das Zeitalter der Herrenmenschen war vorbei. Lieber leiden, hungern und sterben als in einem Reich der Sieger und Übermenschen leben müssen…

 

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Macht ruhig weiter, Ihr Möchtegern-Sieger. Zahlt viel Geld für Coaches und Speaker, die Euch einlullen mit ihrer Religion der gottgleichen Triumphatoren. Lasst Euch einspinnen und redet Euch ein, der Glanz  würde auf Euch abfärben, wenn Ihr nur genügend Workshops und Webinare der neuen Propheten des Postkapitalismus bucht. Glaubt, dass Ihr die Mühseligen und Geplagten ungestraft verachten dürft und dass die Bergpredigt von Jesus nichts weiter ist als die lächerliche Bankrotterklärung eines Voll-Loosers.

Ich habe hier noch ein paar Instagram-Posts des Business-Lion eingebettet, die mir besonders gut gefallen (dem Account unbedingt folgen!). Nun endlich habe ich meinen Frieden gefunden mit diesen ganzen „Reich und Glücklich“-Gurus. Als Kind meiner Eltern bin ich bis ins Mark geprägt und kann Sieger-Ideologien nicht ertragen. Ich verabschiede mich von Euch, so wie ich mich von Rassisten zu verabschieden pflege.

Schönes Leben Ihr Übermensch-Sehnsüchtigen – werdet erfolgreich oder nicht, es ist mir egal. Ich bin dann lieber bei den Traurigen und verlorenen Kindern, bei den Huren und Zöllnern, bei den Verrückten und Leidgeplagten. Von denen kann ich eine Menge lernen. Bescheidenheit zum Beispiel. Und das kann ich verdammt gut gebrauchen – so ein bisschen Bescheidenheit und Demut täten mir ganz schön gut…

 

 

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Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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