Georg Stefanowitsch: 7 wichtige Dinge, die ich als Mobbingopfer gelernt habe

Als ich vor knapp 20 Jahren in eine neue Klasse kam, ahnte ich nicht was auf mich zukommen würde. Es war eine Klasse voller Täter und Opfer, überforderten Lehrer*innen und meinem nicht vorhandenen Selbstwertgefühl. Was für ein Mix.Wie ich es schaffte aus dieser Mobbing Phase für mich das Beste raus zu holen liest du hier:

1. Selbstbewusstsein bekommt man nicht geschenkt

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Mit 13 Jahren war mein Selbstwertgefühl so gut wie nicht vorhanden. Aussagen wie “Du stinkst”, “Du bist hässlich”, “Du kannst nichts” setzten dem Ganzen die Krone auf. Meine Komplexe wurden größer. Die Angst ausgegrenzt, gemobbt, anders zu sein oder sogar geschlagen zu werden war mein ständiger Begleiter.

Heute lässt sich vieles besser reflektieren. Gerade diese beschissene Phase hat dazu beigetragen, dass ich einiges gelernt habe: Wahres von Falschem zu unterscheiden. Tatsachen und mich selbst unabhängiger von der Meinung anderer zu betrachten. Vor allem aber, dass Selbstbewusstsein nicht geschenkt wird, aber es eine Möglichkeit gibt welches zu bekommen. Und natürlich, dass es nicht immer so bleiben muss wie es gerade ist.

2. Stell dich deinen Problemen

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Da ich weder zu den Größten noch zu den Stärksten gehörte, musste ich Raufereien aus dem Weg gehen oder meine Probleme diplomatisch lösen. Noch einfacher war es allerdings, vor den Problemen weg zu rennen. Auf Dauer war es aber keine Lösung, denn die Probleme holten mich doch wieder ein.
Dann kam der Punkt, an dem ich nichts mehr zu verlieren hatte und Angriff die beste Verteidigung war. Statt mich wie üblich in die letzte Reihe zu verkriechen, setzte ich mich in dem Fach Chemie in die erste Reihe. Es war mein absolutes Lieblingsfach, in dem mir das Lernen sogar spaß machte und ich glänzen konnte, obwohl meine Noten sonst eher durchschnittlich waren. Das blieb nicht unentdeckt. Einige setzten sich neben mich, um von mir abzuschreiben oder sich einiges noch mal erklären zu lassen. Das war der Moment, in dem ich den Mut hatte mich nicht ausnutzen zu lassen, sondern klar zu sagen was ich davon hielt. Das überraschte die Mobber mindestens so viel wie mich selbst.

Es erfordert viel Mut aufzustehen, sich unangenehmen Tatsachen zu stellen und zu kontern. Nicht weg zu rennen oder Dinge einfach hinzunehmen. Denn starke Persönlichkeiten rennen nicht weg. Sie stehen auf und kämpfen. Das war mein erster Schritt zur stärkeren Persönlichkeit.

3. Forever alone – NOT

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Ich fühlte mich von niemandem verstanden und war alleine. Warum hätte ich also mit jemandem reden sollen? Ich habe die ganze Angst, den Frust, den Druck in mich gefressen. Dick wurde ich dadurch zwar nicht, aber glücklich auch nicht. Wie sollte ich aus der Situation rauskommen? Da ich nicht das einzige Mobbingopfer in der Klasse war, schloss ich mich mit einigen anderen im Sportunterricht zusammen und ging es im Fußballspiel sportlich an. Mit einer guten Taktik gewannen wir nicht nur die Zweikämpfe, sondern auch das Spiel. Noch wichtiger war, dass ich dadurch Selbstbewusstsein gewann. Es war wie ein Befreiungsschlag. Diese Erfahrung, dass wir gemeinsam stärker waren, wandten wir in den darauffolgenden Tagen auch in anderen Situationen an. Das Ergebnis war genial und es funktionierte.

Im Grunde gibt es immer Menschen, die Ähnliches erlebt haben und die Umstände ganz gut nachvollziehen können. Man muss diese Menschen nur finden oder sich von ihnen finden lassen, sich ihnen gegenüber öffnen und schon ist man mit den Problemen nicht mehr alleine auf der Welt.

4. Niemand ist perfekt und ich bin kein Niemand

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Es gab so einiges, was ich an mir selbst hasste. Das wussten auch die Mobber und verwendeten es gegen mich. Dies führte dazu, dass ich mich mehr und mehr verschloss, um möglichst keine Angriffsflächen zu bieten. Allerdings hinderte das andere nicht daran munter weiter zu machen. Wie sollt ich aus diesem Teufelskreis herauskommen? Alleine habe ich es nicht geschafft. Es war eine nette Mitschülerin, die mir ein Kompliment zu meiner unleserlichen Handschrift machte. Da merkte ich, dass nicht alles, was ich an mir doof fand, auch andere doof fanden.

Sich selbst zu akzeptieren und offen mit vermeintlichen Schwächen umzugehen, kann einen weiter bringen. Es ist nicht alles perfekt, das muss es aber auch nicht. Um weiter zu kommen, kann man einiges ändern, aber um glücklich zu sein muss man nicht perfekt sein. Wichtig ist sich selbst zu akzeptieren und zu wissen, dass man geliebt wird.

5. Ich bin mehr!

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In der ersten Mobbing-Phase habe ich mich nur als Versager gesehen. Der Loser von nebenan halt. Der Schlüssel zum Ausweg waren Menschen, die in mir mehr gesehen haben, als ich es selbst sehen konnte. Es waren Freunde, die meine Loyalität bemerkten und Lehrer, die eine komplexe Denk- und Sichtweise erkannten; meine Familie bei der ich Masken fallen lassen konnte.

Man sieht es mir heute nicht an, dass ich in der Schule gemobbt wurde. Und dennoch oder gerade deswegen brauche ich konstantes Feedback von Vorgesetzten, Kollegen, Freunden und natürlich meiner Familie. Für mich ist es wichtig zu wissen, wie es anderen mit mir geht, egal, ob positiv oder negativ. Denn Selbstreflexion ist nicht nur wichtig, sondern hilft mir besser mit Kritik umzugehen.

6. Vom Opfer zum Täter

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In dieser Phase gab es immer Menschen, die mir geholfen haben. Es musste oft nicht viel sein: Eine Ermutigung, ein Lob oder einfaches Zuhören. Anfangs fiel es mir schwer Hilfe anzunehmen, andere um Hilfe zu bitten und Menschen zu vertrauen. Doch war das nie ein Grund aufzugeben. Auch in Selbstmitleid baden war und ist keine Lösung.

Heute kann ich Menschen in ähnlichen Situationen helfen. Ich weiß, wie es sich in so einer Situation anfühlt und wie gut eine helfende Hand oder ein offenes Ohr ist und neue Hoffnung bekommt. Wenn einem bewusst wird, dass nicht alle und nicht alles gegen einen ist.

7. Es ist Zeit zu vergeben

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In der ganzen Zeit hat sich verdammt viel Frust, Hass und Wut aufgestaut. Auch wenn ich mich als ruhig und ausgeglichen bezeichnen würde, hat allein der Gedanke an diese Phase mich total wütend gemacht. Unterdrückte böse Gedanken und gemeine Wünsche kamen zum Vorschein. Erst durch meinen Glauben an Jesus Christus konnte ich den Anderen vergeben. Darum mussten sie mich noch nicht mal bitten.
Es ist unbeschreiblich befreiend anderen Menschen zu vergeben und die eigene Zukunft nicht von der Vergangenheit bestimmen zu lassen. Auch heute ist es immer noch ein Prozess, Menschen unaufgefordert zu vergeben; Hass, Wut und Frust nicht aufstauen zu lassen. Doch ist es immer befreiend.

Ich glaube heute würde ich mit den Jungs ein Bier trinken gehen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf GoodBuzz

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Über Georg Stefanowitsch
Nach seiner kaufmännischen Ausbildung machte er etwas mit Grafiken und landete final bei etwas mit Medien. Hier entdeckte er seine Leidenschaft und ist nun über zehn Jahren im SoMe unterwegs. Davon war er zwei Jahre als Social Media Evangelist beim Startup Goodbuzz aktiv. Mit seinem Blick für relevanten Content, Zielgruppen, Strategien ist er ein Experte für alles, was Social Media angeht und in der Welt der Hashtags, Likes und SEO zuhause.
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Georg Stefanowitsch bei Xing

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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