Negativzinsen für Bankguthaben – nun auch Negativzinsen für Kredite?

Aktuelle Untersuchungen bei gut 1.300 Banken und Sparkassen haben ergeben, dass bereits rund 150 Banken Negativzinsen für Guthaben einfordern. Dieses Verwahrentgelt wird normalerweise allerdings nur ab einer bestimmten Anlagesumme erhoben, die von Geldhaus zu Geldhaus variiert. Die Vermögen, für die Negativzinsen von meist 0,5 Prozent veranschlagt werden, beginnen bei 100.000€, 500.000€ oder auch erst ab einer Millionen Euro.

Mit den Privatkunden werden dann häufig individuelle Vereinbarungen getroffen. Was nun mehr und mehr um sich greift, ist die Aussicht auf

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Kredite mit Negativverzinsung – nicht nur für Kommunen und Unternehmen, sondern auch für Privatkunden. Ist das wirklich denkbar? Kredite, mit denen der Kreditnehmer Geld verdient?

Die staatliche Förderbank KfW will Förderkredite mit negativen Zinsen ermöglichen

Da die KfW als staatliches Institut bei den Ratingagenturen Bestnoten verzeichnen kann, kann sie sich bereits heute über Minuszinsen refinanzieren. Nun will die Förderbank ihren Vorteil an Förderkredit-Nehmer weitergeben. Unternehmen als auch Haus- und Wohnungskäufer. Dabei müssen allerdings auch die Geschäftsbanken mitspielen, da die Förderkredite nicht direkt über die KfW beantragt werden können, sondern über die Hausbanken. Diese haben allerdings verschiedene Gründe, die vor Negativzinsen bei Krediten zurückschrecken lassen.

Tatsächlich bereiten die IT-Systeme der Banken Sorgen, da diese nirgendwo auf Negativzinsen für Kredite eingestellt sind. Die KfW selbst verwendet bereits Umwege, um trotzdem schon im ersten Quartal 2020 Förderkredite mit Negativzinsen an die Geschäftsbanken weitergeben zu können. Die Umstellung der IT-Systeme wird wohl rund ein Jahr betragen. Bis dahin muss man sich mit Gebührenumschichtungen behelfen. Darlehen können zunächst ohne Verzinsung ausgegeben werden – und die KfW zahlt einen Zuschuss, der den negativen Zinssatz ausgleicht.

Die Geschäftsbanken, die mit den Kreditnehmern in direkter Geschäftsbeziehung stehen und die Verträge gestalten, haben nicht nur das Problem, dass ihre IT-Systeme eine Negativverzinsung nicht vorsehen – sie fürchten auch rechtliche Konsequenzen und wollen zunächst eine entsprechende Entscheidung des BGH abwarten. Doch trotz aller Bedenken könnte es sein, dass in Zukunft Minuszinsen für Banken und deren Kunden Normalität werden – sowohl für Vermögen als auch für Kredite .

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Im Fokus der KfW stehen bei den Förderkrediten drei Zielgruppen: Mittelständler, Wohnungskäufer und Kommunen. Der KfW-Chef Dr. Günther Bräunig hält die Vergabe von Förderkrediten zu Negativzinsen für unausweichlich.

Ob die Hausbanken diese Politik mittragen, wird man sehen. Diese schlagen schließlich auf die KfW-Fördermittel ihre Marge auf und geben die Kredite zu ihren eigenen Konditionen an die Antragsteller weiter. Je höher die Bonität der Unternehmen, Kommunen und Privatkunden, desto geringer der Zinssatz. Schließlich muss zusätzlich zur Marge der Hausbank noch das Kreditausfallrisiko abgesichert werden.

Für Immobilienkäufer liegen zurzeit die Zinsen für ein zehnjähriges Darlehen bei 0,5 Prozent bis zu einem Prozent. Bei einer zwanzigjährigen Zinsbindung können Baukredite schon für 1,02 Prozent erhalten werden. Im Bestfall kann also tatsächlich schon jetzt eine vierköpfige Familie mit guter Bonität bei Ausnutzung aller Fördermittel inklusive Baukindergeld mit einer Negativverzinsung rechnen – und zahlt weniger Geld an die Bank zurück, als sie an Kredit für den Bau des Hauses benötigte.

Auch für Kommunen könnten Negativzinsen bei Verschuldung interessant sein

Zahlreiche Kommunen haben das Problem, dass sie für ihre Guthaben bei Banken Strafzinsen zahlen müssen. Selbst Sparkassen und Genossenschaftsbanken verlangen „Verwahrgeld“ für die Rücklagen von Kommunen.

Gleichzeitig mehren sich allerdings auch die Fälle, wo verschuldete Städte von Negativzinsen bei Kassenkrediten  profitieren. Allerdings war das bisher fast ausschließlich über ausländische Banken möglich. Diese haben ihren Sitz meist in Skandinavien oder den Benelux-Ländern.

Landesbanken der einzelnen Bundesländer beschäftigen sich bereits mit dem Gedanken, kurzfristige Kassenkredite unter Berücksichtigung von Negativzinsen an Kommunen zu vergeben. Für Banken könnte die Kreditvergabe zu Negativzinsen an Kommunen eine attraktive Alternative zur Einlage bei der Europäischen Zentralbank sein. Der Nachteil ist allerdings, dass Kommunen verführt sein könnten, sich weiter zu verschulden, um negativ verzinste Kredite zu nutzen. Kredite als Einnahmequelle? Klingt tatsächlich zu schön, um wahr zu sein. Und ist womöglich auch zu schön, um wahr zu sein

 

 

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

steadynews.de

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