Braucht man im digitalen Zeitalter eigentlich noch Visitenkarten?

„Google me!“ als Aufforderung soll ja besonders schick sein auf einer Visitenkarte – klappt aber wohl nur, wenn man einen sehr seltenen Namen hat, perfekt suchmaschinenoptimiert ganz vorn bei Google steht – oder extrem berühmt ist. Außerdem ist es fraglich, ob der Empfänger diese Aufforderung als freundliche Aufforderung empfindet – oder sich stirnrunzelnd fragt, ob da jemand denkt, man hätte nichts Besseres zu tun als irgendwelche Namen zu googlen. Der eigentlich funktionale Zweck einer Visitenkarte ist unbestritten, dem Empfänger in Print die wichtigsten Kontaktdaten zu übermitteln, um in Verbindung bleiben zu können. „Google me“ könnte ich auch Jemandem zurufen, dafür brauche ich keine Karte.

Braucht man im digitalen Zeitalter überhaupt noch Visitenkarten?

Visitenkarte-300x187Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einem Business-Empfang und lernen verschiedene spannende Menschen kennen. Was könnte die Visitenkarte ersetzen? Sich anstupsen über das Smartphone? Sich über einen QR-Code des Events mit allen anderen Teilnehmern vernetzen? Über eine Teilnehmerliste die Gäste nacharbeiten und bei Xing oder LinkedIn kontaktieren? Allein an diesem Fall sehen wir, wie unersetzbar weiterhin die Visitenkarte ist. Auch wenn es Alternativen gibt (Web 2.0er vernetzen sich zum Beispiel gern über ihre Twitter-Accounts), bleibt die haptische Visitenkarte die einfachste, höflichste und wertvollste Art, sich zu verbinden. Man zeigt die Wertschätzung des Gegenübers.

Trotz Smartphone sollten wir immer zur Vorsicht einige Visitenkarten bei uns tragen. Denn wie heißt es so schön „Die erste Chance ist immer die beste“. Auch wenn wir von unserem Gegenüber eine Karte erhalten, ist es unschön, wenn wir uns entschuldigen müssen, weil wir „gerade keine Karte dabei haben“ – oder noch schlimmer, „die Neuen sind gerade in Druck“ als Entschuldigung angeben. Kann passieren, sollte aber wirklich die absolute Ausnahme bleiben.

Wie sieht die ideale Visitenkarte aus?

Was für ein Auto fahren Sie? Welche Art von Schuhen, Tasche, Kleidung tragen Sie? Ist es Ihnen wichtig, modisch aufzufallen oder bevorzugen Sie schlichte Eleganz? Ist es für Ihr Business vorteilhaft, ein bisschen auf den Putz zu hauen mit Statussymbolen? Oder tragen Sie bewusst unauffällige Business-Kleidung, um die Seriosität Ihres Unternehmens zu unterstreichen? Das alles kann darauf hinweisen, wie die optimale Visitenkarte für Sie aussehen sollte. Von schlicht bis einzigartig ist alles erlaubt, muss aber zu Ihrer Corporate Identity passen. Denn auch eine Visitenkarte ist ein „Spiegel des Unternehmens“, genau wie das Logo und das Corporate Design von Website und Briefpapier.

Die Größe einer Visitenkarte kann variieren, aber hier möchte ich vor kühnen Experimenten warnen. Die meisten Menschen pflegen Visitenkarten in ihrem Portemonnaie oder einem Visitenkartendöschen zu transportieren. Wenn Ihre Visitenkarte auch nur geringfügig die genormten Größen überschreitet, kann es dazu führen, dass der ein oder andere Empfänger hilflos die überreichte Visitenkarte in Händen hält und überlegt, was er denn nun damit tun soll. In Deutschland und vielen anderen Ländern hat sich das Format 85 x 55 mm durchgesetzt, die so genannte „Scheckkarten-Größe“. Ebenfalls ungünstig ist eine klappbare Visitenkarte, da sie zu dick ist und nicht auf den ersten Blick, sondern nur beim Aufklappen die wichtigen Kontaktinformationen freigibt.

Was sollte auf einer Visitenkarte stehen?

Wichtig auf einer Visitenkarte sind die grundlegenden Kontaktdaten:

  • Name
  • Unternehmen und Position
  • Telefonnummer
  • E-Mail
  • Adresse

Vor Allem in den ersten Jahren nach Gründung neigt man sicher noch dazu, einen Claim, vielleicht sogar das eigene Foto hinzuzufügen. Häufig wird auch die Rückseite bedruckt, die Visitenkarte ist grafisch aufwändig gestaltet, Glanz und Einzigartigkeit in der Gestaltung zeugen von der Begeisterung für das eigene Unternehmen. Etablierte Unternehmen neigen eher zur Sachlichkeit und fügen den Kontaktdaten nur das Logo des Unternehmens hinzu. Doch in manchen Branchen, die stark auf Visualität und Kreativität ausgelegt sind, kann sich die außergewöhnliche Visitenkarte über die Zeiten hinweg halten.

Selbstverständlich kann man der eigenen Visitenkarte auch Zusatzinformationen wie den Link zum Xing- oder LinkedIn-Profil hinzufügen, oder auch einen QR-Code. Ich frage dann immer, wie häufig man selbst schon QR-Codes aus Visitenkarten gescannt hat – die Antwort auf diese Frage erleichtert die Entscheidung, ob ein solcher Aufdruck sinnvoll ist. Die Visitenkarte mit Links zu sozialen Profilen zu bereichern, kann schlimmstenfalls dazu führen, dass sie als spammig oder aufdringlich empfunden wird, auch dazu würde ich eher abraten. Weniger ist meistens mehr.

Fazit: Wie setze ich meine Visitenkarte bestmöglich ein?

Man sollte grundsätzlich immer einige Visitenkarten mit sich führen. Visitenkarten werden in der Regel persönlich bei der ersten Begegnung überreicht. Man könnte diesen Akt der Überreichung mit einem Händedruck vergleichen, bei dem man sich respektvoll in die Augen schaut. Achten Sie darauf, das Ritual der Übergabe unaufdringlich zu zelebrieren. Drücken Sie aus „Ich fühle mich geehrt, Sie kennen zu lernen und würde mich freuen, wenn wir in Verbindung bleiben“.

Dieser nicht wiederholbare Vorgang kann noch weiter genutzt werden. Man kann fragen, ob der Andere mit einer Vernetzung über Xing (im internationalen Business über LinkedIn) einverstanden wäre. Falls man einen regelmäßigen Newsletter herausgibt, kann man fragen, ob der Andere gern in den Verteiler aufgenommen werden möchte. Meiner Erfahrung nach passiert es extrem selten, dass das Gegenüber ablehnt.

Visitenkarten sind sicher nicht mehr das Adressbuch, das man ähnlich wie Fotos in einem Album sortiert. Auch die Übertragung in Excel-Tabellen ist bei der Masse an neuen Kontakten in einer vernetzten Welt sicher seltener geworden. Praktisch ist tatsächlich, sich im zweiten Schritt über ein soziales Netzwerk dauerhaft zu verbinden. Oder man verabredet sich per Mail zu einem nächsten Schritt und verbindet sich über die Mail-Kontaktliste und eventuell über ein CRM. Entscheidend ist, dass man sämtlichen Kontakten Wertschätzung entgegenbringt und ein System aufbaut, wie man sie auch nach Jahren noch wiederbeleben kann. Alles Andere wäre sehr schade und schlimmstenfalls die Vergabe einer wichtigen Chance.

In Zusammenarbeit mit der Online-Druckerei Print24

Bildquelle: pixabay_ClkerFreeVectorImages

 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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