Erinnerungen an die Corona-Pandemie – wie trügerisch sind sie?

Erst seit 20 Jahren ist es wissenschaftlich unumstritten, dass das menschliche Gedächtnis kein faktenbasierter Computer ist. Emotionen, systemische Rahmenbedingungen, heutige Befindlichkeiten und falsche Erinnerungen verändern das Erlebte, wie auch Kriminologen, die Aussagen von Augenzeugen prüfen, viel zu gut wissen. Nun gibt es eine neue Studie, die sich damit auseinandersetzt, wie sich Menschen an die Corona-Pandemie erinnern. Vielleicht eine gute Gelegenheit, damit auch wir uns bewusst machen, wie unser Gedächtnis das Wahrgenommene einsortiert, bewertet, emotional verankert hat. Wie werden wir unseren Enkeln davon erzählen?

Ich und die Corona-Pandemie

Bild von Romy auf Pixabay

Anfang März 2020 nahm ich zum ersten Mal bewusst wahr, dass es da eine Pandemie gibt, die auch mein persönliches Leben beeinflussen wird. Eine Studentin aus meiner Social-Media-Ausbildung empfahl mir, ich solle Vorräte anlegen, da ein Lockdown zu erwarten sei. Ich gehorchte, dachte auch an Toilettenpapier, was sich später als sehr nützlich erwies. Von da ab verfolgte ich intensiv die Berichterstattung.

Woran ich mich erinnere ist, dass ich sehr schnell zu der Auffassung kam, dass es zwar (ob durch Laborunfall oder von Tieren übertragene Viren) diesen neuen Virus gab, doch dass ich in meiner persönlichen Umgebung keine Todesopfer gemeldet bekam – obwohl ich beruflich mit sehr vielen Menschen zusammenkam. Ich versuchte, aufrührende Nachrichten in den Medien zu meiden und mich auf das von mir persönlich Erlebte zu fokussieren. Von Anfang an war ich Sympathisant des schwedischen Weges, dem Demokratie und Bürgerrechte wichtiger waren als Einschränkungen.

Ich selbst habe mich dreimal impfen lassen, jedoch nur, um beruflich keine Einschränkungen zu erfahren. Ich hatte sowohl sehr ängstliche Klienten als auch Ungeimpfte, die den politischen Maßnahmen mehr misstrauten, als dass sie den Virus fürchteten. Ich persönlich hatte nie Angst vor einer Infektion, da die ganze Zeit über keine Personen in meinem erlebbaren Umkreis an Corona starben (außer in Erzählungen).

Ich nehme mich in meinen Erinnerungen als sehr gelassen wahr. Mit einer Freundin nutzte ich jede Lockdown-Pause, um Shopping-Malls zu besuchen, in Restaurants essen zu gehen und Menschen zu sehen. Die Vorschriften im persönlichen Raum (Besuchseinschränkungen etc.) nahm ich nicht sehr genau, versuchte jedoch, mich daran einigermaßen zu halten wie an rote Ampeln.

Schmerzhaft habe ich empfunden, wie sehr ungeimpfte Menschen gesellschaftlich ausgeschlossen wurden. Ich weiß noch, wie ich mich einen Abend mit einem Geschäftsfreund in einem Café traf und er eine gefälschte Impfbescheinigung vorlegen musste, um das Café betreten zu dürfen. Es war demütigend und wirkte auf mich fast wie ein Pogrom. Klienten von mir litten entsetzlich darunter, dass sie von sämtlichen sozialen Kontakten ausgeschlossen wurden. Das war das Gruseligste, woran ich mich erinnere.

Ich selbst bin dann im September 2022 coronaerkrankt – und es war schrecklich. Mein Sohn meinte sogar, ich wäre noch nie so krank gewesen. Meinen Geschmacks- und Geruchssinn habe ich nicht verloren, auch die Erkältungserscheinungen waren gering. Ich war einfach nur sterbenskrank, konnte ein, zwei Tage lang noch einmal einen Schluck Wasser zu mir nehmen. Das Ganze dauerte so 14 Tage. Danach war ich froh, dass ich nun auch endlich Brüderschaft mit dem Virus getrunken hatte. Ich vermute, bei der nächsten Infektion wird es leichter. Aber wer weiß…

Zur Studie: Wie blicken Menschen auf die Pandemie zurück? Wie unterscheiden sich die Erinnerungen bei Geimpften und Ungeimpften? Sind die Erinnerungen durchwegs verzerrt?
Der Standard vom 4. November 2023

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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