Krieg ist immer das, was die Schwächsten trifft

Ich war so dumm in den letzten Tagen! War der festen Überzeugung, dass die tapferen Ukrainer – einem David gleich – den russischen Goliath bezwingen könnten. Was für ein dummes Geschwätz, was für eine billige Übertragung meiner eigenen psychologischen Bitterkeiten auf ein ganzes Volk, das ich mit solchen Anfeuerungen in die Schlacht ziehen lasse. Habe ich wirklich geglaubt, dass der Angreifer sich erschrocken zurückzieht, wenn er merkt, dass die Bürger/Innen sich ähnlich verhalten wie 2013/2014 im Majdan? So nach dem Motto „Huch, mit dieser Heldenhaftigkeit haben wir nicht gerechnet. Komm, wir fahren wieder heim?“

Genug geschämt, und ja, vielen ging es wie mir. Likes für Waffenlieferungen, Lob für die deutsche Bundesregierung, die nach anfänglichem Zögern sich zu diesem Schritt entschied. Panzerabwehrraketen die auch noch von einer Oma wie mir zu bedienen sind. Gib’s ihnen, David! Rühre uns zu Tränen mit dem Opfer Deiner Enkel, Oma! Lass uns teilhaben an diesem Schauspiel in den Medien, an diesem Bilder- und Wortgemetzel der Supermächte, die unzählige Kriegsberichterstatter in der Ukraine haben. Wir sind dabei! Live und in Farbe…

Was kommt als Nächstes? Werden neben den brutalen Bombardierungen die sensiblen Versorgungssysteme angegriffen durch Cybertechnologien? Kein Strom? Kein Wasser? Kein Internet? Brechen die Versorgungssysteme zusammen und die Bevölkerung hungert und sitzt fest?

Ich habe keine Ahnung vom modernen Krieg. Aber auch der zähe Guerillakrieg in Vietnam ist kein Vorbild für die „David gegen Goliath“ Mythologie. Den Preis zahlten die Menschen, das einfache Volk. Und ich denke, dass die gute alte Atomwaffenbedrohung in der Zwischenzeit Zuwachs bekommen hat von Waffensystemen, die mit der Digitalisierung unseres Planeten zu tun haben.

So oder so, Krieg ist immer das, was die Schwächsten trifft. Ob bei den Bauernkriegen, den Weltkriegen, den Kriegen im Nahen und Mittleren Osten. Lasst uns beten dafür, dass die Großmächte miteinander verhandeln und sich irgendwie einigen. Hauptsache das Gemetzel hört auf.

Lasst uns beten, dass die Ukraine sich ergibt und die Menschen sich nicht als Kanonenfutter verheizen lassen müssen. Besser kapitulieren als sterben. Heldengleicher Widerstand ist in der Fiktion romantisch und attraktiv, doch im wirklichen Leben einfach nur schrecklich. Bitte lasst uns aus ganzem Herzen die Kapitulation der Ukraine wünschen. Frieden ist immer die einzige Lösung.

Bild von ELG21 auf Pixabay 

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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4 thoughts on “Krieg ist immer das, was die Schwächsten trifft

  • Reply Horst Schulte 2. März 2022 at 19:16

    Ich verstehe sie gut, die Idee von der Kapitulation. Schließlich soll die Ukraine nach Ansicht der Fachleute keine Chance gegen Russland haben. Aber die Menschen dort sind offenbar nicht so gestrickt. Sie halten bisher durch, obwohl es schreckliche Bedingungen und Vorfälle genug gibt, die es nahelegen könnten, die Waffen zu strecken.

    Was wäre besser: Unter der Knute Putins (einem Diktator) zu leben oder für die eigene Freiheit bis zum Tod zu kämpfen? Das klingst so wahnsinnig heroisch. Aber für viele wäre es offenbar keine Option, sich den Russen zu unterwerfen. Nun, ich glaube, so genau wissen wir es nicht. Die Bilder und Berichte, die wir im TV sehen, zeugen von der Wehrhaftigkeit der Ukrainer. Aber wie sehen die verängstigten Menschen in ihren Hochhäusern in den Großstädten das? Wenn ihre Kinder ständig Angst haben und weinen und sie selbst vielleicht schon bald nicht mehr über das Nötigste verfügen, um die Familien zu versorgen? Es ist ein Drama. Ich wüsste nicht, ob ich für meine Freiheit sterben wollte. So etwas sagt sich schnell. Aber wenn es darauf ankommt, werden viele das anders beantworten.

    • Reply Eva Ihnenfeldt 3. März 2022 at 13:01

      Ich danke Ihnen sooo sehr, Sie sprechen mir total aus dem Herzen! Und natürlich zeigt der Westen die Bilder der heroischen Männer und Russland die Bilder der Flüchtenden… Ich weiß nur, dass ukrainische Männer zwischen 18 und 60 keine Chance haben zu fliehen. Sie werden einfach gezwungen, in den Krieg zu ziehen. Und überhaupt: Krieg führt nie zu etwas Gutem. Es ist schlimm, und ich fürchte, das ist erst der Anfang… Ich hoffe, die deserteurwilligen Männer finden irgendeinen Weg, doch das Land zu verlassen und ihre Familien zu suchen im Ausland. Und sollten wir Menschlein in Deutschland auch hineingezogen werden: Ich will hundertprozentig lieber weiße Fahnen in die Fenster hängen und kapitulieren, als mit Panzerfäusten und Flugabwehrraketen versuchen, Deutschland von den Russen zu befreien…

  • Reply Sabine 8. März 2022 at 10:58

    Liebe Eva, ich verstehe Deine Emotionen. Aber findest Du wirklich, wir sollten überhaupt für eine bestimmte Richtung beten? Wissen wir denn genug über die Hintergründe und die Menschen, die beteiligt sind? Ich für mich fände es anmaßend, das eine oder andere zu wählen. Vielleicht kann man dafür beten, dass der Krieg schnell vorüber ist und ein Konsens gefunden wird, mit dem alle Beteiligten leben können. Ich glaube, wir können uns in diese Mentalität und die Historie nicht ausreichend hineinversetzen, um es abschließend zu beurteilen.
    Liebe Grüße – Sabine

  • Reply Jürgen 9. März 2022 at 18:44

    „Der Mensch denkt – und Gott lenkt“ – natürlich können wir das unser Meinung nach richtige erhoffen und erbitten. Und diese Anteilnahme ist auch gut und richtig. Jedoch immer mit einem gesunden Mißtrauen den eigenen vermeintlichen Gewissheiten gegenüber. Also am ehesten: „ich wünsche mir… doch Dein Wille geschehe.“

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