Lebenserwartung steigern: Wie wichtig sind Lebensstil und Umweltfaktoren

Der Mensch wird zwangsläufig sein Leben lang von einer Gewissheit begleitet: Irgendwann bin ich tot. Doch welche Konsequenzen ziehen Menschen aus diesem Wissen? Da gibt es die, die keine Wahl haben. Lebt ein Mensch in einem Land, das stark von lebensschädlichen Umweltgiften betroffen ist, wie in Argentinien, Bangladesch, Ghana, Indonesien, Nigeria, Russland, Sambia und die Ukraine (Tschernobyl), ist die Wahrscheinlichkeit, schon früh an einer tödlichen Erkrankung zu sterben, sehr viel höher als in einem Land mit hohen Umweltstandards.

Doch nicht nur die Umweltstandards bzw. der Reichtum eines Landes ist entscheidend für die Lebenserwartung, sondern auch der Lebensstil. In wohlhabenden Industriestaaten haben Menschen durchaus die Wahl, durch ihren Lebensstil Einfluss auf Gesundheit und ein langes Leben zu nehmen, doch auch hier gilt die Formel: Arme sterben früher. Zum Dritten ist da noch der weitverbreitete Mythos, dass unsere Gene verantwortlich sind dafür, wie lange wir leben. Dieser Mythos ist weitgehend widerlegt. Entscheidend für ein langes Leben ist ein gesunder Lebensstil. Doch starten wir mit Umweltgiften: Welche sind besonders lebensverkürzend – und was wird politisch dagegen getan?

Blei, Quecksilber, Weichmacher…

Weltweit wird jede fünfte Krebserkrankung durch Umweltgifte und Verschmutzung verursacht, so der Umweltgiftreport 2013 der Schweizer Stiftung Green Cross. Schadstoffe sind gesundheitlich so schädigend wie Aids, Tuberkulose und Malaria. In Entwicklungsländern sind fast ein Viertel aller Todesfälle und mehr als 80 Prozent aller Krankheiten dem Report zufolge auf Umwelteinflüsse zurückzuführen. Mit der RoHS-Direktive wird die Verwendung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten beschränkt. Quecksilber, Blei, sechswertiges Chrom oder Cadmium, Weichmacher sowie bromhaltige Flammschutzmittel fallen unter die Richtlinie.

Wohlstand und Lebenserwartung in Deutschland

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

In Deutschland sterben die Menschen früher als in anderen westeuropäischen Ländern. Der Beginn der 2000er-Jahre markierte einen Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland. Im Jahr 2000 betrug der Rückstand Deutschlands zur durchschnittlichen Lebenserwartung bei Geburt in Westeuropa im Schnitt rund 0,7 Jahre. Bis 2022 hat sich der Abstand auf 1,7 Jahre vergrößert.

Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) ist die weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich dafür verantwortlich. Den größten Anteil an der Schlusslichtposition Deutschlands in Westeuropa ist auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Nicht nur die Sozialpolitik, auch die Gesundheitspolitik ist in vielen westeuropäischen Ländern anscheinend wirksamer als in Deutschland. Spitzenreiter bei der Steigerung der Lebenserwartung sind übrigens Spanien und Frankreich.

Ein gesunder Lebensstil ist nicht zwangsläufig teuer. Und doch stimmt es, dass Arme häufig aus Geldmangel ungesund leben. Sicher würden nicht wenige von ihnen ihren derzeitigen Lebensstil ändern, wenn sie finanziell und gesellschaftlich hoffnungsvoll in ihre Zukunft schauen könnten. Sie würden weniger Ungesundes essen, weniger Zuckergetränke und andere schädliche Suchtstoffe zu sich nehmen – und sich mehr bewegen. Man sieht es an Studierenden. Auch diese Gesellschaftsgruppe muss meist mit sehr wenig Geld zurechtkommen – doch Studenten wissen, dass eine perspektivisch lohnenswerte Zukunft für sie erreichbar ist.

Armut wirkt in wohlhabenden Industrieländern mit ausreichenden Sozialsystemen in erster Linie seelisch. Der Mensch braucht es, stolz auf sich zu sein, sich anerkannt und wichtig zu fühlen. Mit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 wurde in Deutschland eine riesige Unterschicht etabliert. Waren zuvor Sozialhilfeempfänger eine ganz besondere Klasse von Einzelpersonen und Familien, die aus besonderen Gründen von der öffentlichen Hand begleitet werden mussten, kam mit Hartz IV die große Masse an langzeitarbeitslosen Menschen hinzu, die einfach nur länger als 12 Monate arbeitslos war.

Familien wurde auseinandergerissen, da der arbeitende Teil den arbeitslosen Teil mit versorgen sollte. Industriearbeiter, Facharbeiter und Meister, aber auch akademisch ausgebildete Ingenieure, Manager und Kaufleute erlagen dem Strukturwandel, galten schon mit Mitte 40 als unvermittelbar und verloren rasch allen Mut, erneut eine gut bezahlte lebenslange Stellung in einem wirtschaftlich stabilen Unternehmen anzutreten.

Auch das ist ein Grund, warum die heutigen Bürgergeldempfänger keinen Sinn in einem gesunden Lebensstil sehen. Sie fühlen sich wertlos, sehen sich als „Öffentliches Ärgernis“, schämen sich für ihre gesellschaftliche Stellung. Viele von ihnen leben allein und isoliert. Als Bürgergeldempfänger eine familienähnliche Gemeinschaft mit einem sozialversicherungspflichtig arbeitenden Partner zu leben, ist außerhalb des Milieus auf Dauer nur schwer realisierbar.

Lebenserwartung und Lebensführung

Viele Menschen glauben weiterhin, dass die Länge ihres Lebens von ihren Genen abhängig ist. Doch die Gene sind laut einer Mega-Studie mit 400 Millionen Datensätzen nur zu sieben Prozent direkt für die Lebensdauer verantwortlich.

Trotz alledem stimmt es, dass der familiäre Einfluss wichtig ist für die eigene Lebensdauer. Eltern und Großeltern geben ihre gesundheitsfördernden oder auch gesundheitsschädigenden Lebensstile an Kinder und Enkelkinder weiter – genau wie ihre anderen Werte. Auch Ehepaare erreichen häufig eine ähnlich lange Lebensdauer, wenn ihr Lebensstil sich gleicht, obwohl sie keine genetischen Gemeinsamkeiten aufweisen.

Gesunde Lebensführung

Sport und Bewegung
An zentraler Stelle für eine gesunde Lebensführung gelten heute Sport und Bewegung. Sport und Bewegung stärken nicht nur Knochen und Muskeln, der bewegte Körper hemmt auch Entzündungsreaktionen und hilft dabei, oxidativen Stress in den Zellen abzubauen. Oxidativer Stress kann dazu führen, dass zu viele freie Radikale aggressiv auf eigene Körperzellen reagieren. Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Beispiel können durch mangelnde Bewegung begünstigt werden.  

Ernährung
Um eine für sich persönlich passende gesunde Ernährung zu finden, lohnt es sich, nach Regionen der Welt zu fahnden, in denen die Lebenserwartung besonders hoch ist. In Macau, Hongkong, Japan, aber auch in Lichtenstein und der Schweiz leben die Menschen besonders lang. Neben dem Faktor Wohlstand scheint auch die kalorienarme asiatische Ernährung lebensverlängernd zu wirken.

Suchtmittel
Rauchen ist weiterhin der größte einzelne Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Raucher leben im Schnitt zehn Jahre kürzer als Nichtraucher. Inwieweit welche Alkoholmengen schädlich sind, lässt sich nicht so leicht definieren. Leberschädigungen werden häufig durch Alkohol verursacht. Ansonsten ist schwer zu unterscheiden, inwieweit Alkohol selbst zu einer verringerten Lebenszeit führt – oder ob der Lebensstil, der durch alkoholische Rauschzustände ausgelöst wird, verantwortlich ist für gesundheitsschädliche Verhaltensweisen und für seelische Erkrankungen wie Depressionen, aggressives Verhalten und Angstzustände.

Soziales Leben
Voraussetzung für ein langes Leben ist wohl in erster Linie, dass der Mensch überhaupt lange leben will. Dafür ist in den meisten Fällen ein verlässliches soziales System unerlässlich. Eine harmonische Partnerbeziehung, familiäre Geborgenheit sowie gute Freunde und ein sozial stabiles Netzwerk sind wichtige Faktoren für eine gesunde Lebensführung und den Willen, lange leben zu wollen.

Zwar gibt es auch die Einzelgänger, die es genießen, unabhängig vom gesellschaftlichen Leben zu sein und ihr Leben auf andere Weise mit Sinn zu füllen – doch das sind Seltenheiten. Für die allermeisten Menschen sind auch im Alter soziale Beziehungen das, was glücklich macht und die Kraft gibt, gesund zu leben.

Seit über zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Manager/Innen. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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