Schuld und Scham – zwei Basisgefühle des Menschseins

Ach, was wäre ich gern scham- und schuldbefreit! Ohne Scham und Schuld würde ich leben, den Tieren gleich. Wie unschuldig erscheinen sie mir, die nicht wissen, wie es ist, sich seiner Unzulänglichkeit zu schämen. Wie erlöst erscheinen sie mir, die sich keiner Schuld bewusst sind – auch die mächtigsten Raubtiere sind frei aller Schuld. Manchmal wünschte ich, ich wäre ein Tier. Dann spreche ich: „Tiere sind die besseren Menschen, die wahren Freunde, ehrliche, aufrichtige Geschöpfe. Menschen hingegen sind vom Herzen her böse, verlogen, denken nur an sich selbst“.

Scham und Schuld – die Basis des Menschseins

Gibt es einen Menschen, der frei ist von Scham und Schuld? Und wenn es ihn gibt, möchte ich ihn kennen, möchte ich ihn zum Freund?

Bild von John Hain auf Pixabay 

Scham

Scham ist ein Gefühl, dass sich schon im zweiten Lebensjahr entwickelt. Scham hat die Funktion, das Selbstwertgefühl zu mindern – so wie Stolz das Selbstwertgefühl erhöht. Scham macht bewusst, dass man fehlerhaft ist. Scham schützt schon das kleine Kind davor, aufgrund dieser Fehlerhaftigkeit von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Scham korrigiert gesellschaftliches Verhalten. Scham korrigiert störendes Verhalten – Scham erzeugt Angst vor Liebesentzug und Bestrafung. Früher zum Beispiel, wenn ein kleines Kind seine Notdurft nicht halten konnte, wurde es mit Scham bestraft – „Schäm Dich!“

Schuld

Schuld ist ein Gefühl, dass den Menschen zum Täter ernennt. Ein schuldiger Mensch ist ein böser Mensch. Während Scham das Selbstwertgefühl mindert (Ich bin unwert, bin ein Versager) spricht die Schuld ein Urteil über den erhöhten Selbstwert. Wie lautet der Spruch über die Erbsünde des Menschen „Sie wollten sein wie Gott“.

Schuld kann man als Kind etwa ab dem 5. Lebensjahr empfinden. Dann wird ihm bewusst, dass es Entscheidungen treffen kann, dass sein Handeln auf die Umwelt wirkt. Schlimmer noch: Das kleine Kind kann sich schuldig fühlen, einfach, weil es lebt. Wenn die Eltern sich trennen, wenn die Eltern wütend oder traurig sind, wenn es selbst traurig ist, empfindet es plötzlich „Schuld“. Es ist etwas falsch an ihm. Es ist ein Egoist.

Angst, Scham und Schuld

Ich fürchte, wir Menschen werden nie angst-, schuld- und schamfrei werden können. Wir sind nun mal keine Tiere, wir haben nun mal vom Baum der Erkenntnis gegessen. Wie sagte Martin Luther zu seinem Freund, der sich besorgt geäußert hatte wegen der Bauernunruhen, die sich aus der Reformationsbewegung ergeben haben? War das Ganze ein Fehler gewesen? Darauf Luther in seiner Antwort:

„Sündige tapfer“

Kann man es schöner ausdrücken? Ziel unserer ganzen Therapiewege und unserer Suche nach innerem Frieden ist wohl genau das. Die Versöhnung mit Angst, Schuld und Scham. Sündige tapfer. Martin Luther hat dann ja sogar geheiratet und war in der Lage, auch das Böse geschehen zu lassen, was durch seine Donnerwucht entstand. „Sündige tapfer“. Was für eine wunderbar befreiende Erkenntnis. Es ist ok.

Ärzteblatt: Suchtkranke leiden an Schuld und Scham

Seit fast zwanzig Jahren auf der "freien Wildbahn" hat Eva Ihnenfeldt sowohl 2004 eine eingetragene Genossenschaft für Existenzgründer gegründet als auch 2011 eine Akademie für die Ausbildung von Social Media Unternehmenden. Lange Zeit war sie Dozentin und Trainerin für Marketing, Kommunikation und Social Media. Heute arbeitet sie als Coach für Menschen im beruflichen Wandel. Ihre Stärke ist es, IST-Situationen zu akzeptieren, Visionen zu erkennen und gemeinsam mit ihren Klienten Strategien zu entwickeln, die sich auch in der Praxis bewähren. Mobil: 0176 80528749 - E-Mail: [email protected]

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