Unsere Zeit macht es uns nicht unbedingt leicht, ein glückliches Leben zu führen. Eltern erleben sich immer häufiger am Rande der Erschöpfung, Kinder leiden an Überforderung und einem ständigen Medien-Overkill, Arbeitnehmende kommen nicht mehr mit bei den rasend schnellen Veränderungen durch Automatisierung und digitale Neuerungen, RentnerInnen sind einsam, da ihre Familie ihr eigenes Leben führen irgendwo auf der Welt. Für ein glückliches Leben muss man sich anstrengen – nicht ist mehr selbstverständlich. Im Folgenden ein Trainingsprogramm für alle, die bereit sind, für ihr Glück zu kämpfen:
Trainingsprogramm für ein glückliches Leben
Erstelle Dir ein Aufgabenheft und unterteile es in folgende Kategorien:
1. Begegnungen: Was tue ich heute dafür, Begegnungen mit Menschen zu haben? Auch, wenn Du mit Deinem Partner bzw. mit Deiner Familie zusammenlebst, ist es wichtig für Dein erfülltes Leben, jeden Tag Begegnungen mit Fremden zu ermöglichen.
Du kannst Dir vielleicht einmal in der Woche einen Caféhaus-Besuch im Kalender eintragen, allein zu einer Veranstaltung gehen, allein spazieren gehen und Dich bewusst zu jemandem setzen auf einer Bank. Das Wetter ist in der Regel für ein kleines Gespräch der beste „Eisbrecher“. Oder Du erinnerst Dich an Menschen, die Du gern wiedersehen würdest und rufst sie an, um Dich mit ihnen zu verabreden. Suche nach Möglichkeiten, in ehrliche Gespräche zu kommen.
2. Seelennahrung: Baue in Deinen Tag Seelennahrung mit ein. Was magst Du an Input für Deine Seele? Für die einen sind es Bücher, für andere Audios oder Videos, für wieder andere Orakel bzw. Karten oder Apps mit inspirierenden Aussagen. Finde zunächst heraus, was genau Dich zurzeit am meisten bewegt. Was willst Du wissen? In jungen Jahren sind es häufig Fragen zu Themen wie partnerschaftliche Liebe, Selbstfindung, Erfolg, Beruf, Angst, Wut oder Selbstsicherheit. Schreibe Dir eine Liste Deiner derzeitigen Fragen auf und suche gezielt nach Autoren und Inhalten, die zu Deinen Fragen passen.
Ältere Menschen werden in der Regel grundsätzlicher in ihren Fragestellungen. Themen wie Tod, Glauben, Sinn, Rückblick und Erlösung lösen die Fragen des alltäglichen Lebens ab. Auch hier kannst Du durch Deine Liste von Fragen und die Sehnsucht nach passenden Inspirationsquellen immer weiter vorpreschen zum inneren Frieden, der das Ziel jedes menschlichen Lebens ist. So wie Siddhartha auf seiner Reise irgendwann seine innere Ruhe und Akzeptanz fand, kannst auch Du sie finden.
3. Innere Dialoge: Lerne, mit Deinem „Höheren Selbst“ zu kommunizieren. Du kannst es „Gott“ nennen oder „Göttin“, Du kannst Dein „Höheres Selbst“ auf einen Engel Deiner Wahl projizieren oder auf geliebte Verstorbene.
Du kannst auch Dir gegenüber einen zweiten Stuhl hinstellen, beliebige Rollen für beide Stühle benennen und nach jedem Platzwechsel in der zugewiesenen Rolle abwechselnd fragen, antworten, erklären, widersprechen… Du und Dein Vater, Du und Deine Mutter, Dein Kopf und Dein Körper, Dein Verstand und Deine Seele – sprich mit Dir selbst (wenn niemand es sehen kann).
4. Ruhe finden: Stille ist die Grundlage jeder Innenfindung. Schaffe Dir Inseln der Stille in Deinem Tagesablauf. Du kannst in der Stille meditieren, Du kannst Dich in der Stille künstlerisch betätigen, Du kannst spazieren gehen oder Du kannst ganz einfach gar nichts tun – keine Musik, keine Unterbrechung, einfach die Stille zulassen und warten.
5. Wecke den Künstler: Sei künstlerisch tätig, finde Ausdruck in Deinen Werken. Gewöhne es Dir an, Zeit einzuplanen für künstlerischen Ausdruck. Falls es Dir schwerfällt, allein zu Deiner Seelenkunst zu finden, suche nach Kursen, die Dir zusagen.
Sicher gibt es in Deiner Nähe Möglichkeiten, sich in einer Gruppe künstlerisch zu betätigen. Der erste Gang ist meist das Programm der Volkshochschulen. Doch es gibt auch Alternativen dazu. Manchmal bieten Museen regelmäßig stattfindende Kreativwerkstätten an, manchmal sind es freischaffende Künstler, die am Wochenende oder abends zu gemeinschaftlichen Schaffensprozessen einladen – auch ein Blick in Hochschulangebote kann sich lohnen. Gleichgültig, ob Du tanzen, singen, musizieren, schreiben, malen, töpfern oder schauspielern willst, suche Dir Gleichgesinnte und übe Dich im künstlerischen Ausdruck. Den freien Künstler in Dir zu wecken bedeutet, in Kontakt zu Deiner Seele zu kommen durch Deinen kindlichen, künstlerischen Ausdruck.
Die Umsetzung
Falls Du nun zu den verschiedenen Kategorien einige Aufgaben festgelegt hast, die Dich interessieren, kommt der schwierigste Teil des Trainingsprogramms: Die Umsetzung. Wie bei allen guten Vorsätzen ist die Frage, wie man die nötige Disziplin aufbringt, das Trainingsprogramm langfristig umzusetzen. Immer wieder fällt dem Komfortzonen-Kumpel ein gutes Argument ein, warum man jetzt nicht nach draußen geht, sich nicht in ein Café setzt, kein Seelenthema vertieft durch einige Seiten Buchlektüre oder einen Videovortrag… Es ist fast so schwierig, wie bei einer Ernährungsumstellung oder bei einer erwünschten Sportbetätigung. Der innere „Schweinehund“ mag keine Veränderungen – vor allem keine, für die man sich aktiv anstrengen muss.
Aus eigener Erfahrung…
Ich habe als sehr junge Frauen quälende Depressionen gehabt. Da es damals noch keine Therapien auf Rezept gab, musste ich mir selbst helfen. Damals habe ich einen sehr einfachen Schwur getan: „Kein Tag soll mehr umsonst sein. Ich will nie wieder ins Bett gehen in dem Gefühl, an diesem Tag ist nichts passiert“.
Es war nicht leicht, als junge Mutter mit zwei Kleinkindern und einem viel beschäftigten Partner Zeiten für mich zu finden, in denen ich allein etwas unternehmen konnte. Abends war es am ehesten möglich. Mein Partner ließ mir jede Freiheit, da er spürte, dass ich unglücklich und geschwächt war.
Damals ging ich zu den Grünen, fand dort schnell spannende Begegnungen und intellektuellen Input. Durch meine neuen Freunde bei den Grünen entdeckte ich weitere Angebote, die sich mit meiner Mutteraufgabe gut vereinbaren ließen. Bald war es so weit: Kein Tag mehr endete im dumpfen Gefühl des „Wieder nix passiert“. Wenn ich keine Termine hatte, hatte ich etwas zu tun oder zu verarbeiten. Lesen, schreiben, etwas vorbereiten… Ich wurde glücklich und wusste wieder, wer ich bin und was ich kann.
Mein Tipp
Schreibt Euch jeden Tag ein Highlight in Euren Kalender. Das Rezept habe ich seit damals beherzigt – bis zum heutigen Tag. Damals war es ein Taschenkalender mit viel Platz für Notizen an jedem Tag – heute ist es mein Google-Kalender. Das Leben bietet so viele Möglichkeiten, am eigenen Glück zu arbeiten. Man braucht nur etwas Mut – und viel viel Ausdauer bei der Umsetzung 😉