Es gibt Online-Werbung, die man duldet – und es gibt Online-Werbung, die man hasst. Die Firma des Usability-Gurus Jakob Nielsen hat in den USA 452 erwachsenen US-Amerikanern verschiedene Werbeformate für das Internet vorgelegt und sie gebeten, diese zu bewerten. Wenig überraschend sind die Ergebnisse, die t3n hier sehr schön vorstellt. Doch warum setzen trotzdem die Werbeagenturen weiterhin auf die schrecklichen Anzeigen, die den Inhalt überdecken? Meinen sie wirklich, wir müssten nur oft genug „zu unserem Glück gezwungen werden“, um dann irgendwann doch zu kaufen?
Und warum gibt es weiterhin die von selbst startenden Videos, die vor Allem eins bewirken: Ganz schnell den Ton abschalten und weiterscrollen. Wirkt das wirklich auf Dauer wie ein elektrischer Impuls bei Pawlowschen Hunden, denen das Wasser im Maul zusammenläuft, weil sie durch die ständige Wiederholung abgerichtet werden?
Ich selbst würde nie versuchen, meinen Kunden und Interessenten etwas gegen ihren ausdrücklichen Willen aufzuzwingen. Genau das Gegenteil: Ich habe immer große Sorge davor, ich könnte lästig sein oder aufdringlich, oder ich könnte jemanden bedrängen.
Wir alle kennen das: Wir gehen Anbietern und Menschen aus dem Weg, die uns zu bestimmten Handlungen überreden wollen. Und wenn uns jemand bedrängt, beginnt unser Unterbewusstsein, Abneigung gegen den Bedränger aufzubauen. Wir entwickeln Antipathien und verbinden unseren Ärger mit der Entscheidung, nichts mit dem Bedränger zu tun haben zu wollen.
Kann es also sein, dass die aufdringlichen Werbeformate, die uns zum Hingucken zwingen, die sich nicht wegklicken lassen, die den Inhalt durch die eigene Präsenz verschieben und die sich die ganze Zeit über in unser Blickfeld drängen, dem Anbieter Schaden zufügen? Das er mit dieser primitiven Art, Aufmerksamkeit zu erzielen, das Gegenteil erreicht, was Werbung will? Dass wir uns nicht umworben fühlen sondern uns angewidert von der Marke abwenden?
Naja, so lange die Online-Agenturen mit diesen Anzeigenformaten Geld verdienen – uns solange Publisher darüber Provisionen erhalten, weil man immer wieder aus Versehen doch auf eines dieser Kirmes-Schießbudenfiguren klickt, soll es mir recht sein. Aber dass Unternehmen so dumm sein können und das menschliche Wesen so wenig kennen – das erstaunt mich schon sehr…
t3n: Die meist gehasstesten Werbeformate im Internet und mobile
Liebe Eva,
Dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Meine Branche übertreibt es eben leider und bringt die, die sich wirklich Mühe geben und zielgruppengerechtes Pull-Marketing durchführen, gleich mit in Verruf! Ich habe da schon vor vier Jahren in meinem Marketing-Logbuch einen Artikel zu verfasst, als das Thema Sperren der Infos auf den Seiten der großen Medienhäuser bei eingeschaltetem Adblocker große Wellen schlug: „Gedanken zum Kampf der Medien gegen Adblock-Nutzung“
Ich hoffe, der Link ist okay, sonst lösch ihn einfach vor der Veröffentlichung des Kommentars 🙂 http://www.rat-und-tat-marketing.de/gedanken-zum-kampf-der-medien-gegen-adblock-nutzung/
Herzliche Grüße
Birgit